Stephen King

Holly

Roman
Cover: Holly
Heyne Verlag, München 2023
ISBN 9783453274334
Gebunden, 640 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kleinschmidt. Privatermittlerin Holly Gibney steckt in einer Lebenskrise, da erhält sie einen Anruf: "Meine Tochter Bonnie ist vor drei Wochen verschwunden, und die Polizei unternimmt nichts." Ihre Nachforschungen führen Holly zu einer weit zurückreichenden Liste ungelöster Vermisstenfälle. Alle spielen im Umfeld eines inzwischen emeritierten Ernährungswissenschaftlers mit dem Spitznamen "Mr. Meat". Holly hat schon gegen grausame Gegner bestanden, aber hier begegnet sie dem schlimmsten aller Ungeheuer: dem Menschen in seinem Wahn.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.10.2023

"Ein Thesenpapier, camoufliert als Detektivroman", beschreibt der unzufriedene Rezensent Daniel Haas den neuesten Roman von Stephen King. Dass der Autor durchaus in der Lage ist, epochemachende Frauenfiguren zu erfinden, hat er Haas mit Carrie und Annie bewiesen, die titelgebende "Holly", die Haas schon aus früheren Büchern kennt, reicht da für ihn leider nicht heran. Zu aktivistisch findet er diese Geschichte rund um ein alterndes Akademikerpaar, das Menschenfleisch als Allheilmittel propagiert, um Corona, um Rassisten, um Trump. Das wäre okay, wenn wenigstens auch die Widersprüche der "woken Gesinnung" ausgespielt würden, meint der Kritiker. So ist ihm das Buch letzten Endes zu einseitig und in der moralischen Ausrichtung zu aufdringlich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.10.2023

Blutig geht es bei Stephen King in mehrfacher Hinsicht zu, verrät Kritiker Kolja Mensing: Privatermittlerin Holly Gibney soll eine verschwundene junge Frau finden, erste Spuren führen sie zu einem emeritierten Ernährungswissenschaftler, der gerne rohes Fleisch isst und das auch Entführungsopfern anbietet. Bedrückend ist für Mensing dabei der Pandemie-Hintergrund, der nicht nur alles rund um Impfungen und Verschwörungstheorien in den Blick nimmt, sondern auch die Grusel der Trump-Regierung. Fast ist der Rezensent erleichtert, wenn sich King wieder dem skurillen Fleisch-Horror zuwendet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.09.2023

Die Figur Holly lässt Stephen King einfach nicht los, jetzt widmet er ihr einen ganzen Kriminalroman, in dem sie als Ermittlerin agiert, freut sich Rezensent Michael Schleicher. Für die, die Holly noch nicht aus vorangegangenen Romanen kennen, streut King vielleicht ein bisschen zu viele Erklärungen zu dieser Frau ein, die sich ihre Schwächen und Schwierigkeiten erst mit über 50 Jahren zu eigen macht, um diesen Fall eines verschwundenen Mädchens in einem krisengebeutelten Land zu bearbeiten, so Schleicher. Corona, Impfwiderstand, Trump - alles kommt vor in dieser Suche nach Vermissten, bei der King sein schriftstellerisches Talent laut Rezensent oft in vermeintlich nüchternen Sätzen durchschimmern lässt, etwa wenn der Schmerz einer verwaisten Mutter "nach Gin" riecht. Auch einen Ausflug ins akademische Milieu unternimmt der Text und macht uns mit einem älteren Professorenpaar bekannt, das in die Geschichte der Vermisstenfälle verwickelt zu sein scheint. Spannend und deutlich besser als der Vorgänger aus dem letzten Jahr, findet Schleicher.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.09.2023

Dass "Holly" nicht die beste Geschichte von Stephen King sei, vermag das "Leseglück" von Tobias Rüther kaum zu schmälern. Denn der Rezensent bricht hier nochmal ausführlich eine Lanze für den zumindest in Deutschland lange unterschätzten Autor und sein gesamtes Werk, dessen Qualitäten sich für den Kritiker gerade im Rückblick aus der Lektüreposition von "Holly" besonders deutlich zeigen. So sei es bei King schon immer divers und woke zugegangen - ein Thema, dass der Plot des neuen Romans jetzt in den Mittelpunkt rücke: ein eigentlich liberales Ehepaar driftet immer mehr in rechtsextremen Hass auf Schwarze und Schwule ab und beginnt zu morden. Ermitteln darf dabei die sympathische Detektivin Holly Gibney, die schon in vielen anderen King-Romanen herumgeisterte, so Rüther. Dass der Autor derlei romanübergreifende und selbstreflexive Verknüpfungen nicht herstelle, um "Kunststückchen" vorzuführen, wird für den Kritiker hier einmal mehr deutlich - es gehe King nicht um Selbstprofilierung, sondern um den Lesegenuss des Publikums. Dass die bisher "modernste" und "sperrigste" weibliche Figur des "Kingversums" dann leider manchmal etwas verloren in einer penibel gestalteten Szenerie herumstehe, scheint für den King-Fan Rüther am Ende zweitrangig zu sein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.09.2023

Wow, Stephen King hat einen "astreinen Krimi" geschrieben, freut sich Rezensent David Steinitz. Titelfigur Holly kennt man schon als Nebenfiguren aus anderen King-Romanen, lesen wir, hier ist sie Mitbesitzerin der privaten Ermittlungsagentur, die nach einem verschwundenen Mädchen sucht und dabei einem Kannibalenpärchen auf die Spur kommt, erzählt der Kritiker. So weit, so nervenzerfetzend, aber daneben ist das Buch auch noch eine Auseinandersetzung mit den Covid-Jahren unter Trump, so Steinitz. Das Grauen hat eben viele Gesichter!
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