Stewart O'Nan

Letzte Nacht

Roman
Cover: Letzte Nacht
Mare Verlag, Hamburg 2007
ISBN 9783866480742
Gebunden, 157 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel. Ein grauer Winterabend Ende Dezember. Ein riesiger Parkplatz, den der Schnee wie ein weißes Tuch bedeckt, hier und da von Bulldozern zusammengeschoben: Eisberge, die in der Leere treiben. Unweit der Auffahrt zum Highway ein dunkler Kasten mit einer roten Leuchtreklame ein Hummerrestaurant der Red-Lobster-Kette. Morgen wird dieses Restaurant geschlossen. Zum letzten Mal öffnet der Leiter der Filiale die Tür, kontrolliert die Fritteuse, den Grill und die Eismaschine. Zum letzten Mal kommen die Angestellten zur Arbeit und binden sich ihre Schürzen um. Zum letzten Mal geht das Leben der Menschen im Red Lobster seinen gewohnten Gang, bevor es sich für immer verändern wird. Stewart O'Nan legt mit "Letzte Nacht" ein Meisterstück der Erzählkunst vor, in dem ein kleines Restaurant zu einem Universum erloschener Träume und unbesiegbarer Hoffnung wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.09.2008

Begeistert ist Ulrich Rüdenauer von Stewart O'Nans neuem Roman "Letzte Nacht", einer typisch amerikanischen Chronik der Schwermut, wie Rüdenauer findet. Es geht um die Schließung des Restaurants "Red-Lobster" und dessen Inhaber Manny, der am letzten Abend über vergangene Momente und unerfüllte Träume nachdenkt und sich trotz allem weigert, die Sehnsucht nach "einer den Moment überdauernden Liebe" aufzugeben. Die langsam erzählte Darstellung sei charakteristisch für eine, wie er meint, einzigartige US-amerikanische Tradition: "Bilder zu produzieren, die etwas Allgemeingültiges haben" und die Wahrhaftigkeit menschlicher Sehnsucht vermitteln. Dies sei ferner auch noch die "größte Kunst Amerikas selbst". Deutsche Autoren kämen ganz schwer an die "melancholischsten, traurigsten, lebensdüstersten" Schriftsteller der USA heran, was er auf einen unaufdringlichen US-amerikanischen Schreibstil zurückführt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.06.2008

Richtig gerührt scheint Gerhard Schulz, der in diesem Buch von Stewart O'Nan vor allem eine Liebesgeschichte sieht, traurig und bewegend, weil sie ihm viel über den Wankelmut des Menschen verrät und über verpasste Chancen. Das Setting eines Restaurants in Connecticut am Abend vor seiner Schließung dagegen ist für Schulz bloß Kulisse, wenn auch eine gut gewählte und mit viel Hingabe ans Detail entworfene. Wie der Autor das letzte Zusammensein von Manny, dem Manager des Restaurants, und Jacquie erkundet, erscheint dem Rezensenten in seiner Erzählökonomie und Feinfühligkeit bemerkenswert und als Allegorie auf menschliche Schwächen herzzerreißend.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2007

Christoph Haas hat seine Sympathie entdeckt für den Autor und dessen Haltung, mit einer Milieustudie wie dieser weder Sozialkritik leisten zu wollen noch Hochmut zu entwickeln, sondern den "einfachen Leuten" seinen Respekt zu erweisen. Dass Stewart O'Nan dafür den Verhaltenskodex eines mit widrigen Umständen kämpfenden, aber "sehr amerikanisch" seinen Job machenden Geschäftsführers einer "Red Lobster"-Filiale ganz genau unter die Lupe genommen hat, findet Haas bemerkenswert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2007

Rezensent Tilman Urbach zeigt sich in seiner knappen Kritik hingerissen von diesem Roman, der den letzten Tag eines vor der Schließung stehenden Schnellrestaurants und das Ende einer Liebe schildert. Bewunderungswürdig findet es der Rezensent, wie der amerikanische Autor mit wenigen Andeutungen und winzigen Details eine äußerst dichte Atmosphäre schafft, die den an sich ereignisarmen Tag in seiner "ganzen kläglichen Alltäglichkeit" beleuchtet. An diesem Roman gibt es einfach nichts auszusetzen, beteuert der begeisterte Rezensent, der insbesondere von der so präzise in Szene gesetzten Beiläufigkeit, mit der O'Nan seine melancholische Geschichte erzählt, sehr angetan ist.