Alban Nikolai Herbst

Traumschiff

Roman
Cover: Traumschiff
Mare Verlag, Hamburg 2015
ISBN 9783866482159
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Das Leben ist ein Traum! Ist es das? Gregor Lanmeister, einst ein erfolgreicher, wenn auch zweifelhafter Geschäftsmann, ist auf Weltreise an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Mit ihm reisen 144 Auserwählte, die das Schiff nicht mehr verlassen werden. Sie bleiben, um zu gehen. So wie er selbst - das wird ihm zunehmend bewusst. Minutiös beobachtet er das Geschehen an Bord und findet sich bald inmitten einer Gesellschaft eigenwilliger Persönlichkeiten wieder - da ist Monsieur Bayoun, sein Lehrmeister und Freund, der ihm ein geheimnisvolles Spiel hinterlässt; da sind die dralle, freche Frau Seifert sowie Kateryna, eine junge russische Pianistin, die er liebevoll Lastotschka, Feenseeschwalbe, nennt, außerdem ein schrulliger Clochard zur See und die stolze Lady Porto - sie alle und noch viele mehr nehmen mit ihm Abschied. Sodass er, von einer ihm vorher gänzlich fremden Sehnsucht erfasst, zu erkennen beginnt, was es mit diesem Sperlingsspiel auf sich hat.
Über das Meer entdeckt Lanmeister den stillen Reichtum Leben, es eröffnen sich ihm immer neue Momente von märchenhafter Schönheit, bis Zeit und Meer, Vergänglichkeit und Traum zu einem rätselhaft entrückten Kosmos verschmelzen. Alban Nikolai Herbst erzählt in seinem neuen Roman vom Sterben als einem letzten großen Gesang auf das Leben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.01.2016

Rezensent Oliver Jungen freut sich. Kaum Kitsch liefert ihm Alban Nikolai Herbst, dafür ein Sterbebuch der Extraklasse, opulent und scharf in der Beobachtung, meint er. Dem Helden folgt Jungen entsprechend gern auf dem Kreuzfahrtschiff über die Ozeane und durch den Bewusstseinsstrom. Novalis, Schopenhauer und ein bisschen Foster Wallace (nur ohne Zynismus) begleiten den Rezensenten, wenn der Autor symbolisch-mythisch vom menschenwürdigen Sterben durch entindividualisierte Auflösung erzählt. Dass der Roman neben dem hohen Ton auch Heiterkeit zulässt, findet Jungen mehr als tröstlich.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.12.2015

Solch ein bitterzarte Geschichte hätte Hubert Winkels dem Autor gar nicht zugetraut! Doch im "Traumschiff" erzählt Alban Nikolai Herbst ganz ohne "futuristisches Tamtam", wie der Rezensent versichert, sondern sehr berührend vom verschwindenden Leben. Dafür schickt er seinen Ich-Erzähler auf Kreuzfahrt mit einem berüchtigten "Mumienschlepper", wo er Amouren und Intrigen der greisen Mitreisenden ebenso beobachtet wie ihr Sterben. Der Erzähler selbst droht auch unter dem Auge des Lesers zu verschwinden. Körperlicher Verfall, Gedächtnislücken und sprachliche Aussetzer künden vom nahenden Ende, das doch nicht unglücklich zu sein scheint. Winkels hat das beeindruckt, auch wenn er manche Pointe problematisch findet oder manche Wendung etwas manieriert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.11.2015

Otto A. Böhmer sieht das Meer als eigentlichen Helden des neuen Romans von Alban Nikolai Herbst. Alle anderen, der Erzähler eingeschlossen, bleiben ihm zu schattenhaft. Überhaupt ist er mit Herbsts Neigung zu Andeutungen und Zweideutigem nicht ganz glücklich, selbst wenn er dadurch in den Genuss von Überraschungen und ungeahnten Einsichten kommt. Für Böhmer hätte der Autor ruhig etwas mehr auf das Anekdotische und Boshafte im Leben abheben und die Zügel seines Erzählens etwas lockerer halten können. 144 Todgeweihte auf Kreuzfahrt zu schicken, um übers Sterben nachzusinnen, ist für Böhmer jedenfalls ein vielversprechender Ansatz. Insgesamt zeigt er sich zufrieden mit dem Text und seinem beinahe heiteren Ton.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.11.2015

In die Transitzone zwischen Leben und Tod nimmt der neue Roman von Alban Nikolai Herbst die Rezensentin Insa Wilke mit. Wenn der Autor seinen Erzähler inmitten einer Rentnerschar auf einem Luxuliner über den Tod sinnieren lässt, weiß Wilke mitunter nicht, ob sie das Buch genervt von so viel Pathos zuklappen oder doch das utopische Potenzial darin entdecken soll. Dass der Autor mit Elementen der Groteske arbeitet und zarte Szenen zu gestalten versteht, versöhnt die Rezensentin allerdings mit so mancher Unbill bei der Lektüre. Psychologisierungen, Verweise, Intertextualität hakt Wilke ab unter Überorchestrierung. Als philosophischer Erweckungsroman zur Frage, wie wir sterben wollen, taugt der Text ihr trotz all seines nach innen wuchernden Prosaballastes scheinbar aber doch.
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