Susan Blackmore

Die Macht der Meme

Oder die Evolution von Kultur und Geist
Cover: Die Macht der Meme
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2000
ISBN 9783827410023
Gebunden, 413 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Richard Dawkins. Wir Menschen sind erstaunliche Wesen. Unsere Körper sind in der Evolution - genau wie die aller Tiere - durch natürliche Selektion entstanden, und doch unterscheiden wir uns von sämtlichen anderen Geschöpfen in vielfältiger Weise. Wir nutzen Sprache zur Kommunikation. Wir führen Kriege, glauben an Religionen, bestatten unsere Toten und sind bei Sex-Themen peinlich berührt. Wir sehen fern, fahren Auto und essen Eis. Warum sind wir so anders? Als einzige Vertreter unter den Tieren vermögen Menschen andere zu imitieren und können so Ideen, Angewohnheiten, Fähigkeiten, Verhaltensweisen, Erfindungen, Lieder und Geschichten untereinander kopieren. All das sind Meme, ein Begriff, den Richard Dawkins 1976 am Ende seines Buches "Das egoistische Gen" geprägt hat. Wie Gene sind auch Meme Replikatoren; sie wetteifern darum, in so viele Gehirne wie möglich zu gelangen, und diese Konkurrenz der Meme hat unseren Geist und unsere Kultur geformt, so wie die natürliche Selektion unsere Körper modelliert hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.04.2001

Ulrich Woelk hat einen Essay geschrieben. Die Sache mit den Memen hat ihn wirklich beschäftigt. Woelk, Physiker, Erzähler und Rezensent in Personalunion, droht dabei, den Text Susan Blackmores aus dem Blick zu verlieren. Die Autorin, teilt er mit, definiere Meme als die Informationseinheiten, aus denen sich die Gesamtheit der kulturellen Überlieferungen einer Gesellschaft zusammensetze und vergleiche sie darin, dass sie einem darwinistischen Ausleseverfahren, einem "survival of the fittest" unterlägen, den ihrerseits eine Evolution durchlaufenden Genen. Die im Buch präsentierte Liste exemplarischer Meme findet Woelk aber viel zu lang und unspezifisch, als dass ihm die Parallele zur "klar definierten materiellen Struktur" eines Gens einleuchten wollte: "Wenn alles ein Mem sein kann, dann läuft der Begriff Gefahr, sich selbst zu neutralisieren."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2000

Darwinismus und kein Ende: Helmut Mayer sind ein neuedierter Originaltext vom Meister selbst und drei Neuerscheinungen Anlass zu einem gut verständlichen Streifzug durch der Thesenurwald der “Selektion” und ihrer Auswüchse.
1) Thomas P. Weber: `Darwin und die Anstifter`
Mayer bescheinigt dem Biologen und Wissenschaftshistoriker Weber eine “durchaus erhellende” Traditionslinie ausgemacht zu haben, wenn er die gegenwärtige Auseinandersetzung zwischen “Strukturalisten” und “Adaptionisten” auf Debatten vor Darwin bezieht, die diesen prägten. Strukturalisten, das sind heute die, die auf stabile (genetische) Grundstrukturen setzen, Adaptionisten dagegen betonen die Anpassungsleistung des (menschlichen) Organismus. Mayer freut sich, dass Weber die “evolutionäre Psychologie” als Erbe der Soziobiologie “kritischen Abwägungen” unterzieht. Das Gehirn als Computer aus Verhaltensmodulen - und damit die Übertragung des Selektionsmechanismus auf (kulturelle) Verhaltensweisen - hält er für Mumpitz.
2) Blackmore: `Die Macht der Meme`
Dementsprechend hält er auch nichts von Blackmores “nüchtern-naiver Theorie” der “Meme” als Basiseinheit der kulturellen Evolution qua Selektion und Pendant der “Gene”. Richard Dawkins (“Das egoistische Gen”) hatte eher assoziativ den Begriff geprägt. Die Pointe ist für Mayer, dass damit das Prinzip der Selektion zwar universalisiert wird, der “genetische Determinismus” aber aufgehoben. Und direkt lustig findet er, dass Blackmore über die Hintertür die Erlösung reinlässt: Der Mensch könne sich nämlich von der Memen-Abhängigkeit befreien. Ob Blackmore sagt, wie, verrät Mayer nicht.
3) H. und St. Rose: `Alas, Poor Darwin` und `Darwin: Ausdruck der Gemütsbewegungen`
Klar, dass Mayer das Erscheinen des Bandes “Arguments against Evolutionary Psychology” begrüßt (nur auf Englisch, 17.99 engl. Pfund). Dort werden die “Schwächen des Ansatzes unbarmherzig … durchdekliniert” und Mayer schickt bissig hinterher, dass jüngst aus der EvoPsycho-Ecke die “Vergewaltigung … zur Sicherung der Reproduktion von benachteiligten Männern” bezeichnet wurde. Eine Möglichkeit der Kritik bietet für ihn (wie für Thomas P. Weber) aber auch Darwin selbst. Für den war das Prinzip der Selektion “nicht der einzige Weg der Veränderung”. Und über die “Gemütsbewegungen” hat er nur spekuliert - wissentlich.
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