Thea Mengeler

Nach den Fähren

Roman
Cover: Nach den Fähren
Wallstein Verlag, Göttingen 2024
ISBN 9783835355859
Gebunden, 175 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

"Vielleicht morgen, sagt der Hafenwärter. Vielleicht kommen die Fähren morgen wieder." Auf einer vormals beliebten Urlaubsinsel bleiben mit einem Male die Fähren aus und mit ihnen die Urlauber. Das Leben kommt zum Stillstand, die meisten Bewohner verlassen die Insel, nur ein paar wenige harren aus. Hoffend auf eine Rückkehr der Fähren und isoliert voneinander gehen sie den immergleichen Tätigkeiten nach. Das Leben dieser Übriggebliebenen ändert sich erst, als ein Mädchen namens Ada auf unerklärliche Weise im Sommerpalast erscheint und die Nähe zu dem ehemaligen Hausmeister sucht. Ihre Fragen nach seiner Vergangenheit und nach der der Insel führen zu einem Umbruch, der auch dann nicht mehr aufzuhalten ist, als Ada so plötzlich verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Mehr und mehr verweben sich die Geschichten der Figuren, die beginnen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen - und mit der Frage, ob eine Rückkehr der Fähren überhaupt wünschenswert ist. Thea Mengelers Roman erzählt von privaten und gesellschaftlichen Machtverhältnissen, vom (Über-)Tourismus und von den Prozessen der Rückeroberung des eigenen Lebens, des eigenen Lebensraumes.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 27.04.2024

Es dauert ein bisschen, bis sich der Reiz des Romans Thea Mengelers entfaltet, warnt Rezensent Eberhard Falcke, aber es lohne sich, dran zu bleiben. Es geht um Übertourismus und seine Folgen am Beispiel einer Insel, die einst von vielen Besuchern frequentiert wurde, jetzt aber von einschlägigen Schiffen nicht mehr angefahren wird. Stillgestellt wirkt das Leben nach dem Tourismusboom zunächst, legt Falcke dar, nach und nach gewinnen die anfangs mechanistisch entworfenen Figuren an Leben und beginnen, neue Kontakte zu ihren Mitmenschen aufzubauen. Wie kann eine vom Tourismus ausgebeutete Gemeinschaft sich neu erfinden? Dieser Frage widmet sich der Roman laut Rezensent in Form einer auf originelle Art sich entfaltenden Parabel. Das mag am Anfang zäh wirken, schließt Falcke, wird aber mit fortschreitender Lektüre immer eigenwilliger und lehrreicher.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.03.2024

Rezensent Jürgen Deppe zeit sich begeistert von Thea Mengelers zweitem Roman "Nach den Fähren", den er als geradezu lebensklug beurteilt. Eine exotische Touristeninsel ist eines Tages und ohne weitere Erklärung von der Außenwelt abgeschnitten - zurück bleiben nach der Flucht der meisten Inselbewohner der Sommerpalas und die typisierten Charaktere, die ihn bewohnen. Vor dieser ruhigen, beinahe stillstehenden Kulisse entfaltet sich laut Deppe eine faszinierende Reflexion über den Sinn des Seins. Einzig das unerklärliche Auftauchen der kleinen Ada, die einzig dem Hausmeister des Sommerpalasts erscheint und bald wieder verschwindet, bringe diskret und doch wirksam Bewegung in das Erzählte. Beeindruckt zeigt sich der Rezensent nicht nur von Mengelers reduzierter und doch kunstvoller Sprache, auch ihre gezielten Referenzen auf Werke von Autorinnen wie Marguerite Duras und Ingeborg Bachmann imponiert ihm.
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