Thomas Knoefel

Okkultes Brevier

Ein Versuch über das Medium Mensch
Cover: Okkultes Brevier
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2019
ISBN 9783957577887
Gebunden, 394 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Spiritistische Sitzungen, übersinnliche Erscheinungen und Geister: Anekdotenreich erzählt Thomas Knoefel die Geschichte des modernen Okkultismus als eine Faszination, die bis heute nicht nachlässt. Denn was wäre eine Welt ohne Wunder? Während Marx und Engels metaphorisch von einem in Europa umhergehenden Gespenst sprechen, verschafft sich in der Neuen Welt ein vielleicht echter Geist Gehör: Durch Klopfgeräusche erscheint er den Schwestern Margaretta und Catherine Fox, im Haus eines methodistischen Farmers aus Hydesville, im Bundesstaat New York. Etwas nimmt seinen Anfang, das so bald kein Ende mehr nehmen wird. Dabei überwindet der Okkultismus die Grenzen zwischen den sozialen Klassen sowie den Geschlechtern und zeigt sich mithin modern: Die Avantgarden lassen sich in ihrer künstlerischen Arbeit von okkulten Ideen und den Geistern leiten, und selbst wenn ein Medium des Betrugs entlarvt oder pathologisiert wird, tut das seiner Wirkung keinen Abbruch, denn es beschwört dessen ungeachtet weiterhin eine Zeit, in der das Okkulte groß wurde und Glauben und Wissen noch eins waren. Das Medium weiß von ihrer Fortdauer bis in die Gegenwart zu zeugen

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.2019

Rezensent Diethard Sawicki warnt vor Thomas Knoefels Okkultismus-Brevier. Zunächst wirken die Belesenheit des Autors, nachgewiesen mit jeder Menge Endnoten und einem dicken Literaturverzeichnis, das Klassisches zum Thema ebenso enthält wie Belletristisches, sowie die weite Perspektive auf Parapsychologisches, Theosophisches und Spiritistisches auf den Rezensenten beeindruckend. Leider geht ihm bald die Orientierung flöten, weil Zeiten, Orte und Gestalten allzu rasch wechseln. Darüber hinaus stellt Sawicki eine  Schlagseite des Buches zum schummrig Erotischen und Bizarren fest. Dazu passt der mächtige Anmerkungsapparat aber nicht, findet er. Schlimmer scheint ihm allerdings die Unzuverlässigkeit des Anhangs und der Mangel an Quellenkritik. Dass der Autor zudem "Esoterik-Faschisten" und Rechtsradikale zitiert, irritiert den Rezensenten sehr.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 05.10.2019

Marianna Lieder betont, dass der Autor Thomas Knoefel einerseits kein Candomblé-Tänzchen auslässt, sich andererseits aber seinen kritischen Verstand bewahrt hat, ganz so wie der verblüffte Thomas Mann nach seiner Teilnahme an Seancen. Knoefels "schwungvoll" verfasste "atmosphärische" und "anekdotensatte" Okkultismuskunde liest sie daher mit Gewinn. Ursachen und Entwicklung der Begeisterung fürs Okkulte, vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts, kann der Autor der Rezensentin kenntnisreich und ohne Schmu nahebringen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.10.2019

Thomas Knoefel ist durchaus offen für alles Okkulte und Spirituelle, weiß Rezensentin Anne Kohlick. Über Jahre war er selbst Anhänger einer dem Voodoo nahen Religion, 2007 gab er eine CD-Box mit Aufnahmen von "Geister-Geräuschen" und "Trance-Reden" heraus, und nun schreibt er recht versiert über verschiedene mystische Erscheinungen, so Kohlick. Wirklich überzeugt von seinem Buch "Okkultes Brevier" ist sie jedoch nicht. Zu redundant ist ihr dieser Text, zu aus- und abschweifend, zu "blumig" der Stil. Trotzdem kann sie dem Buch auch etwas abgewinnen, und zwar immer dann, wenn es Knoefel gelingt, die Erfahrungen seiner historischen Figuren für den Leser erlebbar zu machen. "Spannend" findet sie außerdem, dass der Geisterglaube lange Zeit nichts Nostalgisches an sich hatte, wie man annehmen könnte, sondern auch eine Form der Auseinandersetzung mit dem Unbewussten darstellte.