Thomas Palzer

Ruin

Roman
Cover: Ruin
Blumenbar Verlag, München 2005
ISBN 9783936738179
Gebunden, 260 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Auf der Beerdigung seines Vaters, eines Kunsthändlers, kommt Viggen mit einer Frau ins Gespräch. Irgendein Geheimnis umgibt diese Person. Zwei Tage nach der Trauerfeier verabredet er sich mit ihr. Viggen, der mit Filmrechten handelt und dessen fast fünfzigjähriges Leben grau und routiniert geworden ist, sieht durch Dora alles in neuen, kräftigen Farben. Er ist von dieser Frau fasziniert, die ihm so nah, so vertraut ist. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben fühlt er sich verstanden. Er führt sie in die Münchner Gesellschaft ein, nimmt sie mit auf seine Reisen. Auch Dora, die gleichfalls in einer Existenzkrise steckt, fällt es zunehmend schwerer, sich Viggen zu entziehen. Was sie hindert, ist etwas, das nur sie allein weiß. Nach einem gemeinsamen nächtlichen Bad im Starnberger See bemerkt Viggen, daß Dora sich verändert hat. Sie wirkt in sich gekehrt, verschlossen, beinahe abweisend. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Ruin - eine Liebesgeschichte, gewiß. Auch ein Gesellschaftsroman. Und ein Buch über die Mysterien von Verlust und Neubeginn.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.02.2006

Von Thomas Palzers Roman "Ruin" ist Christoph Schröder alles in allem angetan, auch wenn er ein bisschen zu meckern hat. Erzählt werden parallel die Geschichten von Viggen, einem kurz vor dem finanziellen und sonstigen Ruin stehenden Filmhändler und seiner Halbschwester Dora, von der er gar nichts weiß und die beide von der Nachricht vom Tod des Vaters überrascht werden. Der Autor verknüpft laut Schröder auf geglückte Weise "Zeitroman", Liebesgeschichte und "Gesellschaftsroman", indem er nicht nur "erstaunlich einfühlsam" über die unglücklich endende Liebesbeziehung des Vaters zu Doras Mutter erzählt, sondern auch die Münchner Kunstszene mit großer "Beobachtungsgabe" aufs Korn nimmt. Palzer fügt, hier an Michelle Houellebecq erinnernd, "essayistische Passagen" in seinen Roman ein, in denen er über gesellschaftliche und politische Zusammenhänge reflektiert, und bewege sich dabei durchaus auf Augenhöhe mit dem französischen Schriftsteller, betont der Rezensent. Allerdings werden Schröder die Betrachtungen manchmal schlicht "zu viel", zumal er nicht immer findet, dass die Gedanken Palzers "sonderlich substanziell" oder "originell" sind. Davon abgesehen aber hält es der Rezensent dennoch für "mindestens erfreulich", dass der Autor die Gesellschaft mit ihrem belletristischen Spiegelbild konfrontiere.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.02.2006

Einen "klugen Roman habe Thomas Palzer da auf Anhieb zustande gebracht, lobt Meike Fessmann. Meinte sie am Anfang noch, die Erzählung könnte nur den Lebensfrust eines Intellektuellen vor den schönen Landschaften der Amalfi-Küste behandeln, merkt sie spätestens im zweiten Teil, "dass es ums Ganze gehen soll". Palzer nutze seine Versiertheit in philosophischen, literarischen und kulturkritischen Angelegenheiten, um Fragen nach der Existenz, der deutsch-deutschen Vergangenheit, der Liebe "im emphatischen Sinn" mit einer Analyse der Gegenwart zu verbinden. Diese "Synthese" von aktuellen Diagnosen und "Denkmodellen, die auf dem Weg der Modernisierung verloren gingen", macht für Fessmann die spezifische Qualität des Romans aus. Dass er dabei auch mit "erzählerischer Raffinesse" vorgeht, bestätigt die Rezensentin nur noch in ihrer guten Meinung zu diesem Buch.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.01.2006

Der Roman ist "misslungen". Palzer "scheitert" an seinen eigenen Ansprüchen meint Sandra Kerschbaumer. Die Hauptfigur, mitten in einer Sinnkrise, verliebt sich bei der Beerdigung seines Vaters in seine bis dato unbekannte Halbschwester. Doch damit nicht genug. Der Autor wolle zu viel meint die Rezensentin. Von der "inzestuösen Liebesgeschichte" ausgehend baue er nicht nur den Ost-West-Konflikt, die Verachtung der Massen sowie reichlich Gesellschafts- und Kapitalismuskritik ein, sondern versuche sich auch noch als Poet. Das findet Kerschbaumer im besten Falle nur "erzwungen originell", und die ständigen Wiederholungen tragen auch nicht unbedingt zur Verbesserung ihrer Laune bei. Und wo Palzer in die Tiefe gehen müsste, bleibe er zurück. Die Innenwelt der Figuren erscheint der Rezensentin nicht ausreichend erforscht. "Es ist für alle Beteiligten unerfreulich, wenn ein Buch misslingt."
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