Tommy Wieringa

Santa Rita

Roman
Cover: Santa Rita
Carl Hanser Verlag, München 2019
ISBN 9783446263918
Gebunden, 304 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Bettina Bach. Verschrobene Einzelgänger, zerbrochene Leben, ein abgelegenes Dorf - Zeit seines Lebens hat Paul Krüzen mit seinem Vater auf dem Hof an der deutsch-niederländischen Grenze gewohnt. Seinen Handel hat er nach und nach von Trödel auf Militaria umgestellt und verdient auch an den Neonazis. Als sein einziger Freund Hedwiges eines Nachts in seinem Haus brutal zusammengeschlagen und ausgeraubt wird, hat Paul sofort den Besitzer des Bordells jenseits der Grenze im Verdacht. Tommy Wieringas Roman zeichnet das Schicksal der Verlierer in den abgehängten Gebieten mit großer Empathie nach: Was der jahrzehntelange Stillstand aus den Menschen macht und wie Angst und Zweifel plötzlich in Wut und Hass umschlagen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.01.2020

Tommy Wieringa zeichnet in seinem Roman "Santa Rita" ein Panorama der Tristesse, erklärt Rezensent Joseph Hanimann: Irgendwo an der Grenze zwischen Holland und Deutschland, in der Umgebung von Mariënveen, lebt Wieringas trauriger Held Paul Krüzen und pflegt seinen invalid gewordenen Vater. Im Elternhaus führt Paul seine "sorglos unglückliche", aber "materiell abgesicherte Junggesellenexistenz" fort und handelt im Internet mit Militaria. Trotz deprimierenden Bildern schafft es Tommy Wieringa "mit Detailblick" und "erzählerischem Gespür" die Leser/innen spannungsvoll ins Leben seines Protagonisten zu ziehen, lobt Hanimann. Aus Sicht des Rezensenten durchleuchtet der Autor in einer scharfen Gesellschaftsskizze die "Grenzbereiche europäischer Männerbefindlichkeit" und führt in "schrägen Situationen" vor, wie sich das Menschendasein in sich selbst verheddert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.10.2019

Rezensent Jan Wiele liest Tommy Wieringas Dorfgeschichte aus der Gegen von Hengelo als Verfallsgeschichte. Wie der Autor über Rückblenden seiner Figuren den Verlust von Dorfidylle und Sicherheiten beschreibt, sarkastisch, plakativ, doch mit sicherer Hand, aber auch immer wieder mit lakonischem Witz, gefällt Wiele gut. Wieringas Text erinnert ihn auf angenehme Weise an Dörte Hansens Dorfroman "Mittagsstunde".
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 14.09.2019

Als Liberaler fühlt sich Ulrich Rüdenauer nicht sonderlich wohl in der Welt, die Tommy Wieringa in seinem Roman entwirft. Strukturell schwach, eng, latent fremdenfeindlich und bedrohlich scheint ihm dieses niederländische Marienveen, in dem Wieringa seine abgehängten Helden leise Verbindungen knüpfen lässt. Wie der Autor die Ereignislosigkeit und den Einbruch des Fremden schildert, sensibel, genau, mit Empathie, gefällt Rüdenauer allerdings. Die Figuren wachsen ihm schließlich ans Herz, und ihre Resignation erscheint ihm wie ein Brodeln - mit ungewissem Ausgang.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.08.2019

Rezensent Marten Hahn schätzt den Nuancenreichtum an Tommy Wieringas Roman von 2017. Wie der Niederländer das Problem des Abgehängtseins in der Provinz beschreibt, die Verlierer der Globalisierung, Stillstand und Einsamkeit, nämlich mit Sinn für das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart, mit viel Einfühlungsvermögen, Fingerspitzengefühl und einem Händchen für Bilder und Klang, findet Hahn großartig. Die dezenten kulturreferenziellen Einschübe der Übersetzerin Bettina Bach scheinen ihm hilfreich.
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