Yang Lian

Aufzeichnungen eines glückseligen Dämons

Gedichte und Reflexionen
Cover: Aufzeichnungen eines glückseligen Dämons
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518421215
Gebunden, 286 Seiten, 29,80 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Karin Betz und Wolfgang Kubin. Mit einem Nachwort von Uwe Kolbe. Was für Gedichte kann man schreiben in einer Sprache wie dem Chinesischen, an deren Verben sich keine Zeitform oder Person zeigt? Die Antwort des Lyrikers und Essayisten Yang Lian lautet: Gedichte, die Sinn nicht linear entfalten, die Zustände artikulieren, keine Handlungen. Die die Dinge auf diese Weise in Urbilder verwandeln. Die die archaische Lyrik Chinas und ihre Chiffren auf der Basis des modernen Gedichts seit Pound und Eliot wieder auferstehen lassen. Die von Masken handeln, von Krokodilen, von Sonne und Mond, von Knochen und Zähnen. So rühren sie an die dunklen, großen Themen der Literatur, die nicht an den Grenzen von Kontinenten haltmachen: Erfahrungen des Exils, die Möglichkeiten und Grenzen der Sprache, an Liebe, Vergänglichkeit und Tod.
In seinen Essays und Reflexionen, die die Gedichte begleiten und flankieren, entfaltet Yang Lian diese Poetik der Überzeitlichkeit und -räumlichkeit. Als Dissident, der nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung im Jahr 1989 seine Heimat verließ und heute im Londoner Exil lebt, nimmt er Stellung zur gegenwärtigen Lage in China, verknüpft dabei stets das Poetische und das Politische. Denn es ist das Gedicht, das uns eine Sprache erschließt, mit der wir lernen können, auch das Politische neu und anders zu denken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.07.2010

Exil als poetische Existenzform. Was das ist, vermag Irmy Schweiger anhand einer nun auf Deutsch vorliegenden Werkschau des chinesischen Dichters Yang Lian zu ermessen. Der Band enthält zum Teil erstmals übersetzte Gedichte und Gedichtzyklen sowie Essayistisches, das Schweiger als Einführung in die vorwiegend albtraumhafte, finstre Gedanken- und Erfahrungswelt Lians dient. Lian bezeichnet sie als derzeit wichtigste Stimme chinesischer Lyrik, seine dichterische Orientierung als eine von Sprach- und Selbstzweifeln, weniger von der äußeren Wirklichkeit geprägte. So autark der Rezensentin die Gedichte des in London lebenden Lian mitunter erscheinen, Schweiger empfindet sie zugleich als universell in Hinsicht auf Räume und die Verschmelzung von Ost und West, Vergangenheit und Gegenwart.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.04.2010

Bezaubert zeigt sich Rezensentin Ilma Rakusa von diesem Band mit Gedichten und Essays Yang Lians, der bislang "umfangreichste Auswahl" von Texten des Exilchinesen. Mit Gewinn hat sie die Essays über Politik und Poesie gelesen. Neben den Pekinger Tagebuchaufzeichnungen des Autors, die sie als höchst lebendig, plastisch und witzig lobt, hebt sie die poetologischen und sprachbezogenen Texte hervor, die ihr überaus instruktiv im Blick auf Yang Lians dichterisches Schaffen erscheinen. Sehr eingenommen ist sie auch von Gedichten. Diese lassen sich in ihren Augen nicht auf einzelne Motive reduzieren, alle Versuche, sie zu charakterisieren, griffen zu kurz, schon wegen der thematischen Bandbreite. Immerhin konstatiert sie eine Nähe zum Abgründig-Rätselhaften, Archaischen, Kultischen. Sie bewundert die Komplexität sowie den Anspielungs- und Bilderreichtum der Gedichte, die "Gedächtnisspeicher" freilegen, archaische Tiefen ausloten und zugleich zeitlos wirken. Rakusas Fazit: eine "faszinierende Lektüre".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.10.2009

Rezensentin Susanne Mayer porträtiert mit viel Sympathie den chinesischstämmigen Lyriker und Autor Yang Lian und geht dabei auch auf seinen jüngst auf Deutsch erschienen Band "Aufzeichnungen eines fremden Dämons" mit politischen Texten, Reisebeschreibungen, Literaturtheoretischem und Gedichten ein. Yang Lian wurde als Sohn eines Diplomaten in der Schweiz geboren und blieb nach dem Massaker auf dem Tiananmenplat im australischen Exil. Heute lebt er in London, erzählt die Rezensentin. Besonders die Gedichte haben es ihr angetan: sie dürften für chinesische Ohren so fremd klingen wie für europäische, meint Mayer. Denn sie sind geprägt von einer ganz eigenen Sprache, dem "Yanglischen".
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