Zoe Beck

Paradise City

Thriller
Cover: Paradise City
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518470558
Taschenbuch, 280 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Deutschland in der Zukunft. Die Küsten sind überschwemmt, weite Teile des Landes sind entvölkert, und die Natur erobert sich verlassene Ortschaften zurück. Berlin ist nur noch eine Kulisse für Touristen. Regierungssitz ist Frankfurt, das mit dem gesamten Rhein-Main-Gebiet zu einer einzigen Megacity verschmolzen ist. Dort, wo es eine Infrastruktur gibt, funktioniert sie einwandfrei. Nahezu das gesamte Leben wird von Algorithmen gesteuert. Allen geht es gut - solange sie keine Fragen stellen. Liina, Rechercheurin bei einem der letzten nichtstaatlichen Nachrichtenportale, wird in die Uckermark geschickt, um eine, wie sie glaubt, völlig banale Meldung zu überprüfen. Dabei sollte sie eigentlich eine brisante Story übernehmen. Während sie widerwillig ihren Job macht, hat ihr Chef einen höchst merkwürdigen Unfall, der ihn fast das Leben kostet, und eine Kollegin wird ermordet. Beide haben an der Story gearbeitet, die Liina versprochen war. Anfangs glaubt sie, es gehe darum, ein Projekt des Gesundheitsministeriums zu vertuschen, aber dann stößt sie auf die schaurige Wahrheit: Jemand, der ihr sehr nahesteht, hat die Macht, über Leben und Tod fast aller Menschen im Land zu entscheiden. Und diese Macht gerät nun außer Kontrolle ...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.09.2020

Eine Welt, in der das Leben sich in Riesenmetropolen konzentriert und eine Gesundheits-App auf dem Smart Case beständig alle Vitalfunktionen überwacht - Rezensentin Katharina Granzin erscheint es beunruhigend, wie gut sie sich Zoë Becks Dystopie vorstellen konnte. Die Kritikerin fand Becks Schilderung dieser Zukunft sehr elegant, vor allem die geschickten Andeutungen, mit denen die Autorin sie bildlich heraufbeschwört, haben ihr gut gefallen. Dass die Handlung ihr gelegentlich überkonstruiert erschien, verzeiht Granzin Beck deshalb gern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.07.2020

Rezensentin Sylvia Staude hält Zoë Becks Zukunftsvision vom Rhein-Main-Gebiet als einer einzigen Mega-City und dem übrigen Deutschland als entweder vom steigenden Meeresspiegel verschluckt oder fast gänzlich verwildert für erschreckend plausibel, auch die Kontrolle der Menschen im Ballungsgebiet durch eine Gesundheits-App mit dubiosen Absichten erscheint ihr nicht abwegig. Unter diesen Umständen wird die Journalistin Liina mit der scheinbar harmlosen Recherche zu einigen Fällen von Tierbissen bei Menschen beauftragt, die sich plötzlich als zunehmend brisant erweist, erzählt die Kritikerin. Dass die Autorin ihre futuristischen Einfälle mit Figuren zu kombinieren versteht, die genau wie wir heute von Launen bestimmt werden und nur manchmal versuchen, das Richtige zu tun, findet die Rezensentin bemerkenswert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 10.07.2020

Sonja Hartl staunt, wie konsequent Zoe Beck aktuelle Entwicklungen weiterzudenken vermag. Becks Thriller spinnt laut Rezensentin das Szenario einer Massenepidemie und chipbasierter Gesundheitsversorgung vor dem Hintergrund von Vollbeschäftigung, sauberen Straßen und staatlicher Nachrichtenrundumversorgung weiter. Spannend scheint ihr diese Spekulation über eine mögliche, sehr nah scheinende Zukunft aus "feministischer Perspektive", erschreckend die dem Text zugrundeliegende Erkenntnis, wie schnell mancher den Preis der Freiheit für mehr Sicherheit zu zahlen bereit ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.07.2020

Rezensentin Katrin Doerksen ist durchaus angetan von Zoe Becks zweitem Zukunfts-Roman, allerdings mit Einschränkungen. Dieser Roman über eine nicht allzu ferne Zukunft, ist weniger dystopisch als sein Vorgänger "Die Lieferantin", oder zumindest nicht so eindeutig. Ein utopisches Element ist vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der die Figuren Özlem, Yassin und Dr. Mahjoub heißen, gleichgeschlechtliche Beziehungen führen oder die Geschlechterdichotomie direkt unterlaufen, so Doerksen. Diese Figuren leben in einer Welt, in der die ärgsten Krisen mit Verlusten überwunden wurden und die staatliche Rundum-Versorgung nun nicht mehr ohne Kontrolle, Gleichschaltung und Abschottung auskommt, beschreibt die Rezensentin. Wie es dazu kommen konnte, erzählt Beck in mehreren, gut positionierten Rückblenden, während sie dazwischen die Sci-Fi-Krimi-Handlung voranbringt und ordentlich Spannung erzeugt. Ihre Figuren dienen ihr dabei mehr als Handlungs- und Bedeutungsträger denn als ausgefeilte Charaktere, was die Rezensentin "einerseits" konsequent findet, ihr andererseits aber doch nicht zu gefallen scheint - weshalb genau, das erklärt sie nicht. Abgesehen davon bemängelt sie Becks Hang zu abgegriffenen Stereotypen, sowie die oft recht schleppenden Dialoge, die dem Roman sein Tempo nehmen und damit die Chance, so "widerspenstig" zu werden, wie er sein könnte.
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