Bogdan Wojdowskim

Brot für die Toten

Roman
Cover: Brot für die Toten
Wallstein Verlag, Göttingen 2021
ISBN 9783835338173
Gebunden, 462 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Sascha Feuchert, Lothar Quinkenstein und Ewa Czerwiakowski. Aus dem Polnischen von Henryk Bereska. Mit einem Nachwort von Lothar Quinkenstein. Ein Roman über das Warschauer Ghetto, der einzigartig dasteht in der europäischen Literatur. Ein Buch, das das Grauen zum Sprechen bringt. Wie erinnert man an eine Welt, die nicht mehr ist? Wenn die Ermordeten keine Gräber haben, wenn Wohnungen, Häuser, Straßen spurlos verschwunden sind? Wenn alles, was einmal Leben war, der Vernichtung anheimgefallen ist?Bogdan Wojdowskis Roman "Brot für die Toten" rekonstruiert die Hölle des Warschauer Ghettos: bis zu 500.000 Menschen, eingesperrt auf einem drei Quadratkilometer großen Areal. Als präziser Chronist schildert Wojdowski das Leiden unter der deutschen Barbarei, vor allem aber gibt er den Opfern ihre Würde zurück. Protagonist des Romans ist der Junge David. In seinen Augen, seinem Bewusstsein spiegelt sich "der Alb, den man Leben nennt". Davids Familie, die Menschen auf den Straßen - im verzweifelten Versuch, von Tag zu Tag zu überleben -, sie alle erhalten ihre Stimmen, ihre Gesichter, ihre Namen zurück. Nur wenige Werke der Holocaustliteratur vermögen, was Wojdowski mit diesem verdichteten, polyphonen Roman gelungen ist: nicht allein die Vernichtung zu dokumentieren, sondern die vernichtete jüdische Welt in ihrer Vielfalt wieder ins Leben zu rufen. 1971 erschien der Roman in Polen, 1974 publizierte der Verlag Volk und Welt Henryk Bereskas  Übersetzung ins Deutsche.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.12.2021

Rezensentin Marta Kijowska empfiehlt Bogdan Wojdowskis autobiografischen Roman von 1971 über das Warschauer Ghetto. Der Leser erlebt laut Rezensentin aus der Perspektive des zehnjährigen David, der ums Überleben kämpft, das Leben, die Hoffnung und schließlich das Elend und den Tod der Warschauer Juden aus nächster Nähe mit. Keine leicht wegzusteckende Lektüre für Kijowska. Die Bilder des Grauens bleiben ihr im Gedächtnis, auch weil der Autor sich ganz auf die Gegenwart im Ghetto konzentriert und sie detailgenau abzubilden sucht. Aufgrund der raffinierten Kombination von Dialogen, Träumen, inneren Monologen, philosophischen Diskursen steht der Text für Kijowska "in der besten Tradition jiddischer Literatur". Ein Meisterwerk, dessen Wiederentdeckung lohnt, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.08.2021

Völlig ergriffen berichtet Rezensent Jörg Plath von Bogdan Wojdowskis "Brot für die Toten". Im Roman beschreibt der jüdische Autor, der selbst ab 1940 mit seiner Familie im Warschauer Ghetto leben musste, die Überlebensgeschichte des zehnjährigen Davids ebendort, wie Plath informiert. Erschütternd findet der Rezensent nicht nur die Lektüre, sondern auch die Gewissheit, dass die beschriebene Geschichte Wojdowskis, der selbst auch mal Dawid hieß, zu einem großen Teil autobiografisch ist. Der Roman wirke Plath zufolge dokumentarisch, da der zentrale Erzählgegenstand nicht eine einzelne Person oder Familie, sondern das gesamte Ghetto ist. Damit ist es für den Rezensenten eines der bedeutendsten Werke der polnischen Holocaust-Literatur, das Täter nur erwähnt, wenn es zu Gewalttaten kommt und somit die Opfer deutlich in den Vordergrund rückt. Nur das Nachwort von Lothar Quinkenstein lässt Plath durch mangelnde Erklärung der Motivation der Herausgeber unzufrieden zurück. Diese Wiederentdeckung weckt in ihm jedenfalls große Erwartungen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.08.2021

Mit diesem Buch eröffnet der Wallstein Verlag eine neue "Bibliothek der polnischen Holocaustliteratur", erklärt Rezensent Jörg Plath., für den Bogdan Wojdowskis Roman über seine Zeit im Warschauer Ghetto das bedeutendste Werk der polnischen Holocaustliteratur ist und eine "erschütternde" Lektüre - die Mittellosen bestehlen sich gegenseitig, brechen Toten Goldkronen aus dem Mund, ein Kind wird vor den Augen seines Vaters ermordet. Plath betont vor allem die dokumentarische Wirkung, die der Roman durch sein breites, wechselndes Figurenpersonal entfalte und lobt, wie Wojdowski klar die Opfer in den Mittelpunkt rückt, den Tätern hingegen selten überhaupt Namen gebe. Über die geplante Reihe erfährt der Kritiker aus dem Nachwort des Herausgebers Lothar Quinkenstein leider wenig, ein "Paukenschlag" sei diese Eröffnung aber allemal.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.06.2021

Rezensentin Martin Sander freut sich über das Großprojekt des Wallstein Verlags, der die polnische Holocaust-Literatur dem Vergessen entreißen will. Der erste Band des Projekts, Bogdan Wojdowskis Roman aus dem Warschauer Ghetto von 1971, führt Sander ins Grauen der langsamen Vernichtung, ins Zentrum des deutschen Judenmords in Polen. Mit dem erzählenden Protagonisten, dem heranwachsenden David, erfährt Sander, wie sich im Ghetto überleben ließ, wie die Juden ihre eigene Vernichtung diskutierten und wie das Verhältnis zwischen Innen- und der Außenwelt der Bewohner aussah. Das Buch ist für Sander das Vermächtnis des Autors. Als Leser verschlägt es einem die Sprache, warnt er.

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