Marc Bloch

Aus der Werkstatt des Historikers

Zur Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft
Cover: Aus der Werkstatt des Historikers
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783593362793
Gebunden, 361 Seiten, 39,88 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Peter Schöttler. Marc Bloch hat durch seine Forschungen zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte die Geschichtswissenschaft revolutioniert. Dieser Band versammelt die grundlegenden Aufsätze Blochs, in denen er seine Begriffe und Methoden darlegt. Dazu gehören unter anderem der berühmte Aufsatz über vergleichende Geschichte, seine kulturhistorische Studie über Gerüchte im Ersten Weltkrieg sowie verschiedene Texte zur Mittelalterforschung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.07.2001

Wenig wurde bislang von einem der bedeutendsten französischen Historiker ins Deutsche übersetzt, erklärt Urs Hafner. Anlass für ihn, zunächst einmal allgemein die Person des Autors, des französischen Mediävisten Marc Bloch vorzustellen, der zu den Ideenvätern der französischen "nouvelle histoire" gehörte, in den Widerstand ging und 1944 von der Gestapo erschossen wurde. Nun sind gleich zwei Bücher mit Texten von Marc Bloch erschienen, das eine eine Briefband, das andere ein Sammelband mit Texten aus den Jahren 1906 bis 1939.
1) Marc Bloch: "Aus der Werkstatt des Historikers"
Ursprünglich hatte Marc Bloch, der sich eher als Historiker denn als Mediävist verstand, wie Urs Hafner berichtet, einen Band mit eigenen Texten unter diesem Titel publizieren wollen. Statt eines abgeschlossenen monografischen Werks sollte die Leserschaft Einblick in das Handwerkszeug des Historikers gewinnen. Nach Hafner enthält der Band Texte aller Genres: von Lexikonartikeln über Rezensionen bis zu Vorträgen und großen berühmten Aufsätzen Blochs. Bloch erwärme sich "weniger für theoretische Höhenflüge", meint der Rezensent, sondern erweise sich vielmehr als jemand, der Interesse hat an problemorientiertem, quellenbezogenem Arbeiten. Beeindruckend findet Hafner, wie weit Bloch bereits damals über den Tellerrand der eigenen Disziplin hinausschaute und Neuerscheinungen der Ethnologie, Psychologie und Soziologie zur Kenntnis nahm. Welch ein schärfzüngiger und rationalistischer Geist, schwärmt Hafner.
2) ders.: "Briefe an Henri Berr 1924 - 1943"
Wer Näheres über die Entstehungsgeschichte von Blochs Hauptwerk "Die Feudalgesellschaft" aus den Jahren 1939/40 erfahren möchte, der kann sich an dieses Buch halten, meint Urs Hafner. Ein höchst selbstbewusster Bloch präsentiere sich dem Leser, dem durchaus bewusst war, wie ungewöhnlich sein Projekt war. Amüsiert hat sich der Rezensent auch über die Passagen, in denen Bloch seinem Herausgeber überzeugend schildert, dass kein anderer seiner Zunft dazu in der Lage sei. Wie viele andere Autoren musste sich Bloch wohl auch dauernd dafür entschuldigen, dass er mit seinem Manuskript im Rückstand war. Der Adressat der Briefe Blochs war der ältere Henri Berr, Herausgeber einer prominenten Geschichtsreihe, was Hafner erklärt, warum der Ton "förmlich-respektvoller Freundlichkeit" nie durchbrochen wird und kaum Persönliches in den Briefen enthalten ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.01.2001

Rezensent Tobias Heyl, der den Autor als "vielleicht wichtigsten und einflussreichsten" Historiker des letzten Jahrhunderts vorstellt, ist hocherfreut, durch dieses Buch Einblick in dessen wissenschaftliche Methode zu erhalten. Bloch habe sich vor allem als "Handwerker" verstanden und ein Werk mit dem Titel "Historiker in der Werkstatt" ("Historiens à la´atelier") geplant, das aber nicht mehr zustande gekommen war, weil Bloch 1944 als Mitglied der Résistence von den Nazis ermordet wurde. Mit der vorliegenden Aufsatzsammlung, deren deutsche Ausgabe der Rezensent als "mustergültig" preist, wird seiner Ansicht nach das damalige Projekt erkennbar, und es lässt zudem das "außerordentliche Format" des Autors deutlich zutage treten. Schon in einem Aufsatz von 1906 zieht der 19-jährige Bloch zum Erstaunen des Rezensenten die "Traditionen seines Fachs" in Zweifel. Auch fordert er in der Geschichtswissenschaft eine Überwindung der "nationalen Grenzen", wie Heyl darlegt, der das Buch als "vollständig eingerichtete Historiker-Werkstatt" und Bloch als "wirklich großen Meister seines Fachs" preist.
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