Andreas Isenschmid

Der Elefant im Raum

Proust und das Jüdische
Cover: Der Elefant im Raum
Carl Hanser Verlag, München 2022
ISBN 9783446272712
Gebunden, 240 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

So wichtig das Jüdische für Proust stets war, lange Zeit schrieb er kaum darüber. Das änderte sich mit der "Recherche" - sie ist jüdisch von der ersten Zeile der Entwürfe bis zum letzten Zettelchen aus der Todesnacht. Marcel Proust hatte eine jüdische Mutter, einen katholischen Vater, war katholisch getauft, aber nicht gläubig. Erst als die Dreyfus-Affäre Frankreich über Jahre in Atem hielt, wurde ihm das wahre Ausmaß des Antisemitismus im Land bewusst. In seinem Essay zeigt Andreas Isenschmid, dass Marcel Prousts Großroman "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" auch eine höchst differenzierte Geschichte dieser niemals ganz gelingenden Assimilation ist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.02.2023

Andreas Isenschmid kennt sich aus mit Marcel Proust, weiß Rezensent Ijoma Mangold, und so ist er für den Kritiker der perfekte Autor, um einen der "Elefanten im Raum" von Proust' Werk auszuleuchten: Um seine jüdische Herkunft geht es, die der Autor seinem Protagonisten in der "Suche nach der verlorenen Zeit" bewusst nicht gibt, die aber doch eine große Rolle spielt. Das vermag Isenschmid detail- und erkenntnisreich zu untersuchen, findet Mangold, um die Dreyfus-Affäre und die Position Prousts geht es dabei ebenso wie um Auteuil, das Herkunftsdorf der jüdischen Mutter. Verwunderlich, dass sich bisher niemand dieses Themas angenommen hat, überlegt der Rezensent. Umso besser, dass Literaturkritiker Isenschmid nun dieses Buch vorgelegt hat, resümiert er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.11.2022

Wow! Rezensent Hilmar Klute erkennt in Andreas Isenschmids Essay nicht weniger als die Hinführung zu einer neuen Lesart der "Recherche"! Dass Proust in seinem Roman prophetisch Verwerfungen des 20. Jahrhunderts vorwegnimmt, dass er eben nicht nur verzauberte Details aneinanderreiht, sondern "politisch-humanistisch" schreibt und die moralischen Verschiebungen in der französischen Gesellschaft in Folge der Dreyfus-Affäre verhandelt, kann Isenschmid laut Klute zeigen, indem er den Leser am roten Faden von Prousts ambivalentem Judentum durch den Text geleitet. Das Werk wird so für Klute zu einem Akt der Verteidigung von Frankreichs ausgegrenzten Juden. Isenschmids virtuosen Umgang mit dem Text, mit Querverweisen und mit der französischen Geschichte findet Klute höchst bemerkenswert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.10.2022

Rezensentin Susanne Klingenstein findet höchst spannend, was Andreas Isenschmid in seiner Studie "Proust und das Jüdische" herausfindet. Prousts Romanwerk der "Recherche" aber erschöpft sich in den Ergebnissen der Arbeit für sie ganz und gar nicht. Klug findet sie den Titel des Buches und auch Isenschmids Ansatz, das Jüdische "in Proust" anhand der Dreyfus-Affäre sowie der "Verankerung" Prousts im jüdischen Milieu von Auteuil zu erkunden. Damit erschöpfen sich dann allerdings auch die Möglichkeiten, den Umfang von Prousts jüdischer Identität auszuloten, meint Klingenstein. Die im Buch folgende Interpretation der Recherche bietet laut Rezensentin zwar durchaus Erhellendes, ist aber eher eine Fliege auf diesem Elefanten von einem Werk, meint sie.
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