Moritz Julius Bonn

So macht man Geschichte?

Bilanz eines Lebens
Cover: So macht man Geschichte?
Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2023
ISBN 9783863931599
Gebunden, 434 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Moritz Julius Bonn war ein Wanderer zwischen den Welten und avancierte zu einem der interessantesten Intellektuellen der 1920/30er Jahre. Er entstammte einer bedeutenden Frankfurter Bankiersfamilie und repräsentierte das aufgeklärt-säkularisierte jüdische Bürgertum während seiner Blütezeit. Max Weber hielt ihn für den brillantesten Wirtschaftswissenschaftler seiner Generation; Carl Schmitt blieb dem bewunderten Mentor in Hassliebe verbunden; Thomas Mann und Theodor Heuss suchten seinen Rat; John Maynard Keynes schätzte seinen deutschen Kollegen.Die 1948 erstmals in englischer, 1953 in deutscher Fassung erschienenen Memoiren gelten als Geheimtipp. Sie zeichnen das Bild eines Kosmopoliten, der couragiert Epochenschwellen und zivilisatorische Grenzen überschritt, mit den Größen seiner Zeit in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft verkehrte und sich im "Zeitalter der Extreme" als Streiter für Freiheit und Vernunft einsetzte. In diesen Erinnerungen wird eine vergangene Welt lebendig - aus der Perspektive eines liberalen Skeptikers, dessen Ironiefähigkeit und stilistische Leichtigkeit ein Lektürevergnügen sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.2023

Rezensent Werner Plumpe schätzt die Memorien des liberalen Ökonomen Moritz Julius Bonn gerade wegen ihrer unveränderten Form. Der Nachdruck des Textes von 1953 zeigt laut Plumpe Bonns "klare Sicht" als Zeitgenosse der Weimarer Zeit - auf seine politisch aktiven Zeitgenossen, die Kolonialpolitik vor 1914, auf das deutsche Hochschulwesen, die internationale Wirtschaftsordnung und vieles mehr. Dass der Autor sich sowohl als Akteur als auch als scharfer Beobachter präsentiert, macht für den Rezensenten einen besonderen Reiz des Bandes aus. Ebenso goutiert Plumpe, dass Bonn keine historischen Urteile anstrebt, sondern Stellungnahmen, mal als Experte, mal als Außenseiter. Jens Hackes Nachwort findet der Rezensent "einfühlsam".
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.09.2023

Rezensent Marko Martin dankt Jens Hacke für die Neuherausgabe von Moritz Julius Bonns Autobiografie und für ein informatives Nachwort. Der deutsch-jüdische Ökonom und Publizist Bonn ist für Martin ein Denker der Stunde, da er sich als Liberaler und engagierter Demokrat weder von links noch von rechts vereinnahmen ließ und seinerzeit sowohl gegen Hitler als auch gegen Räte-Fans anschrieb. Das Buch ist darüber hinaus packend und zugleich klar erzählt, verspricht Martin.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 17.08.2023

Rezensent Wolf Lepenies empfiehlt die Erinnerungen des jüdischen Wirtschaftswissenschaflers Moriz Julius Bonn, die zu dessen 150. Geburtstag neu aufgelegt wurden. Bonn war ein "liberaler Verteidiger der Vernunft im Zeitalter der Extreme", wie Lepenies zustimmend aus dem "glänzend geschriebenen", informativen Nachwort von Jens Hacke zitiert. Er erkannte früh, dass der Kolonialismus - ob in Irland oder in Afrika - keinen Segen bringen würde, liest Lepenies. In Versailles verhandelte er mit der französischen Delegation erfolgreich den Vorläufer des Schumann-Plans. Im Jahr der Machtübernahme musste er sein Amt als Rektor der Berliner Handelshochschule aufgeben und lehrte fortan in England und Amerika, referiert der Kritiker, der diese Erinnerungen offenbar sehr anregend fand.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.06.2023

Gustav Seibt ist dankbar, dass der Historiker Jens Hacke dem, wie der Kritiker findet, brillanten Wirtschaftswissenschaftler Julius Bonn mit dieser Neuausgabe von dessen Memoiren den verdienten Nachruhm zukommen lässt. Begeistert liest der Kritiker die Aufzeichnungen des jüdischen Wirtschaftswissenschaftlers, Staatstheoretikers und Intellektuellen, die vor Klugheit und Witz nur so sprühen. Bonns klare politische Analysen, sein Skeptizismus angesichts der politischen Situation in der Weimarer Republik und seine weitsichtige Kapitalismuskritik offenbaren dem Rezensenten einen "Weltmann", der sich in seinen Memoiren weniger der "psychologischen Selbsterforschung" als der genauen Dokumentierung der Zeitumstände widmet. Auch Hackes Nachwort findet Seibt durchaus erhellend. Noch mehr gefreut hätte er sich, wenn Bonns Texte durch eine Kommentierung ergänzt worden wären.
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