Michael Maar

Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte

Cover: Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte
Berlin Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783827004543
Gebunden, 187 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

"Er wird berühmt werden - es werden Bücher über ihn geschrieben werden - jedes Kind in unserer Welt wird seinen Namen kennen!" So prophezeit es die Hexe Minerva McGonagall auf den ersten Seiten eines Buches, das 1996 in einer Auflage von 500 Exemplaren erschien. Hundert Millionen Leser haben Minervas kühne Prophezeiung inzwischen in eine Tatsache verwandelt. Harry Potter ist der größte Bucherfolg der Geschichte. Das ist in sich bereits wunderbar genug, das größere Wunder aber ist: diese Bücher haben es verdient. Das sagt Michael Maar, der, geschult an Autoren wie Nabokov und Proust, Harry Potter auf der Höhe liest, die ihm zukommt: Er nimmt die Bücher von Joanne K. Rowling als literarische Kunstwerke von Rang ernst.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.06.2002

Mit großem Vergnügen hat Roman Bucheli anscheinend den neuen Essayband von Michael Maar gelesen. "Verführerisch" findet er schon den Titel des Buchs. Daher sei es auch nicht weiter wichtig, dass es um Nabokov eigentlich gar nicht gehe, auch wenn anfangs Parallelen zwischen Nabokov und Rowling gezogen würden, um irgendwie den Titel zu legitimieren. Tatsächlich beschäftige sich Maar eingehend mit Harry Potter, er erzähle die Handlung nach, analysiere die Struktur des Textes und eröffne dem Leser manchen Einblick, besonders was die kleinen Obszönitäten am Rande angehe, die besonders in der deutschen Übersetzung verborgen blieben. Das Fazit des Rezensenten: "Ein überflüssiges Buch, gewiss, aber brillant geschrieben."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.04.2002

Was veranlasst einen Philologen und Literaturkritiker wie Michael Maar dazu, sich mit einem Jugendbuch wie Harry Potter zu beschäftigen, dessen Geschichte noch nicht einmal zu Ende geschrieben ist, grübelt Martin Mosebach und schlussfolgert, dass auch Maar erkannt hat, dass Harry Potter nicht irgendein Jugendbuch, sondern ein ganz besonderes Jugendbuch sei. Der Autor, berichtet der Rezensent, gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass Joanne K. Rowling dem strengen Urteil eines Vladimir Nabokov, einem der gefürchtetsten Kritiker seiner Zeit, hätte standhalten können. Mit detektivischer Akribie beschreibe Maar, warum, so Mosebach. Und der Autor, lobt der Rezensent, gehe mit diesem Buch sogar das Wagnis ein, als Kritiker falsch zu liegen, denn schließlich stehen die letzten Potter-Bände noch aus. Mit diesem Wagnis betreibe Maar Literaturkritik als ein Spiel zwischen Autor und Leser, an dem Nabokov, mutmaßt Mosebach, sicher seine helle Freude gehabt hätte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.04.2002

Der Titel verführt Rezensentin Kristina Maidt-Zinke zu den schönsten Hoffnungen, doch die Enttäuschung und auch der Spott ist groß. Ihr scheint es, als hätte sich der renommierte Thomas-Mann-Forscher Michael Maar per Zeitmaschine ins Primaneralter oder in die Zeit seiner germanistischen Ausbildung zurückversetzt. In dem Umstand, dass auch Harry Potter den Musterschüler mimt, erblickt sie einen "klaren Fall von Überidentifikation". Im wesentlichen liefert der Autor nach Ansicht der Rezensentin eine Paraphrase der vier vorliegenden Potter-Bände, die "Kenner und Nichtkenner der Materie gleichermaßen enervieren muss." Zwar streue Maar einige Hinweise zu Rowlings Motivtechnik ein, auf Wortspiele, erzählerische Tricks und mythologische und tiefenpsychologische Bezugsfelder. Dabei befleißige sich Maar aber eines Tons, "als trüge er kurze Hosen und müsste, wie es vermutlich Tausenden von Schülern in aller Welt beschieden ist, einen Aufsatz zum Thema 'Harry Potter' abliefern". Wenn Maar dann zu theoretisieren beginnt und E.M. Foster und Rowlings Vorbild Jane Austen als "Meisterin der Konstruktion" ins Spiel bringt, werden Maars Hosenbeine zwar wieder länger, aber seine theoretischen Weihen Potters bleiben für die Rezensentin "bloßes Ornament". Am interessantesten findet sie noch das Kapitel, in dem Maar der Frage nachgeht, warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte, wobei sie bezweifelt, dass Nabokov Gefallen an Maars Mutmaßungen über den Fortgang des Geschehens in den kommenden Bänden gefunden hätte.
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