Werner Herzog

Das Dämmern der Welt

Cover: Das Dämmern der Welt
Carl Hanser Verlag, München 2021
ISBN 9783446270763
Gebunden, 128 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Hiroo Onoda ist jung, als Japan vor den USA kapituliert und der Zweite Weltkrieg endet, ohne dass er davon erfährt. Er ist alt, als endlich auch sein Krieg ein Ende findet. Noch Jahrzehnte hat der Soldat weiter eine bedeutungslose Insel im Pazifik verteidigt. Wie ein Gespenst versteckt sich Onoda im Urwald, kämpft mit der erbarmungslosen Natur ebenso wie mit seinen eigenen Dämonen. Der Autor und Filmemacher Werner Herzog hat den Mann mit dieser besonderen Vergangenheit selbst in Japan getroffen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.08.2021

Rezensent Nicolas Freund wundert sich, dass Werner Herzog aus dem Stoff seines neuen Buchs nicht schon längst einen Film gemacht hat - so irrsinnig und im besten Sinne "sinnlos" wie viele von Herzogs Filmplots erscheint dem Kritiker die Geschichte des japanischen Soldats Hiroo Onoda, der bis weit nach Ende des Zweiten Weltkriegs meinte, seine Position auf den Philippinen halten zu müssen, und sich dort 30 Jahre lang durch den Dschungel schlug. In traumartigen, zwischen Fiktion und Realität schwankenden Beschreibungen taste sich Herzog dabei an das Erlebnis Onodas, den er auch selbst getroffen hat, heran (der Urwald "flackert" hier in "rituellen Qualen", wie Freund etwa zitiert), wobei diese Form dem Gegenstand durchaus gerecht werde, findet der Kritiker: Gemäß der "Poetik" von Herzogs Schaffen könne nur durch die literarisierte Form der Wahrheit von Onodas Geschichte überhaupt beigekommen werden, überlegt Freund.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 24.08.2021

Rezensent Patrick Wellinski horcht auf den Herzschlag des philippinischen Dschungels und erfährt, was ekstatische Realität bedeutet  beim Lesen von Werner Herzogs Erzählung über den einsamen japanischen Guerillakämpfer Onoda. Die Geschichte des Mannes, der das Ende des Krieges versäumt und als Dämon im Urwald spukt, passt laut Wellinski fabelhaft in Herzogs Werk aus durchgeknallten Konquistadores und Opernfanatikern à la Brian Fitzgerald. Das Buch nimmt Wellinski sogleich gefangen mit seiner Unglaubwürdigkeit, die der Autor jedoch umso eindringlicher zu vermitteln weiß. Herzogs literarische Beschreibungskunst verblüfft den Rezensenten durch ihre Präzision und Lakonie.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.08.2021

Jan Küveler kommt mit dem Sentimentalen zurecht in Werner Herzogs Roman über den einsamen japanischen Guerrillakämpfer Onoda. Pathos passt zu der Geschichte wie auch zum Autor, meint er. Wie Onoda 29 Jahre lang im philippinischen Dschungel die Stellung hält, erzählt Herzog laut Küveler im Geiste seiner großen Urwaldfilme - ein bisschen spleenig, aber durchaus wirklichkeitsnah. Wie einst mit Kinski scheint Herzog eins zu werden mit seiner Figur, beobachtet der Rezensent. Die Sprache im Buch passt sich dem Mythischen der Geschichte an, stellt er fest.