A. L. Kennedy

Das blaue Buch

Roman
Cover: Das blaue Buch
Carl Hanser Verlag, München 2012
ISBN 9783446239814
Gebunden, 368 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Elizabeth Barber überquert den Atlantik auf einem Kreuzfahrtschiff mit ihrem mehr als vorbildlichen Freund Derek. Ihrer großen Liebe Arthur hat sie den Rücken gekehrt - und damit auch ihrem Leben als Betrügerin. Auf Séancen hatten die beiden vorgegeben, Kontakt zu Verstorbenen aufzunehmen, und dabei reiche Klienten erleichtert. Mit Derek will sie nun den Weg in ein geregeltes Leben finden. Doch während er seekrank im Bett liegt, taucht plötzlich Arthur auf. Wird sie sich seinem Bann entziehen können? Die Antwort steht im "Blauen Buch", das Elizabeth ihm schenkt und das eine magische Geschichte erzählt, die wahrhafter ist als alle Wirklichkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.01.2013

Rezensentin Sabine Vogel findet kaum genug Worte um ihrer Begeisterung über A. L. Kennedys neuen Roman "Das Blaue Buch" Ausdruck zu verleihen. Am liebsten möchte sich die Kritikerin jeden der deftigen, herrlich boshaften Sätze der Autorin ins "Notizbuch nageln". Ganz hingerissen ist sie auch von den analytischen, entsetzlich präzisen Menschenbeschreibungen Kennedys, die ihr wie "Charakterkataloge" erscheinen: In der bedrückenden Enge eines Kreuzfahrtsschiffes begegnen ihr gebrochene, von "brüllendem Liebeshunger" getriebene Figuren, allen voran die vierzigjährige Beth, die in einem meisterhaften Geflecht aus Innen- und Außenperspektive über Angst, Schuld und Sex mit ihrem einstigen Partner Arthur sinniert. Mit jenem Arthur, mit dem sie jahrelang als mit Toten sprechendes Medium gutgläubiges Publikum um sein Geld brachte, wird sie auf dem Schiff eine derart "hinreißend tabulose Sexszene" erleben, wie sie nur die "Meisterin des literarischen Erotikthrillers" beschreiben kann, so die Kritikerin. Zugleich erscheint ihr diese Gesellschaftskomödie als literarische Herausforderung, die vom Zauber der Liebe und ihrer "totalitären Gewalt" erzählt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.12.2012

A. L. Kennedys Roman um die Wiederbegegnung zweier Liebender auf einem Kreuzfahrschiff von England nach New York scheint Katharina Granzin nicht immer leichte Kost. Dies liegt in ihren Augen weniger an der komplex verästelten Beziehung von Arthur und Beth, die das Schicksal miteinander verbunden hat, sondern in der opulenten Sprache des Werks, seiner symbolischen Aufladung und dem vollen Einsatz von erzähltechnischen Tricks. So werde abwechseld in erster, zweiter und dritter Person erzählt, ohne dass die Erzählperspektive immer eindeutig einer der beiden Hauptfiguren zuzuordnen wäre. Granzin beschreibt Kennedys Sprache als eine "Prosa, die sich völlig verausgabt in geradezu narzisstischer Sprachverzückung". Dies findet die Rezensentin durchaus reizvoll, setzt aber ihres Erachtens bei Leser auch ein wenig Goodwill voraus, sich darauf einzulassen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.09.2012

Angela Schader ist enttäuscht und zwar ziemlich. Da lockt A.L. Kennedy ihre treue Leserin mit neckischen Zahlenspielen bei der Paginierung, mit einem Buch im Buch und mit einer Handlung, die in Schader Entdeckerfreude entfacht (weshalb sie uns auch nur von Kennedy mit gewohnter Sinnlich- und Genauigkeit dargestellte Räume und Figuren verrät) und ihre schlimmsten Befürchtungen Kreuzfahrten betreffend witzig bestätigt (Serviettenfaltkunde, Seekrankheit), und dann das! Nach zwei von der Rezensentin dankbar verschlungenen Dritteln des Romans versiegt alles Spielerische und das, was bleibt, nennt Schader "zähe Gefühligkeit". Wenn die auch noch in ein billiges Happy End der auf See inszenierten Dreiecksgeschichte mündet, erkennt Schader die Autorin nicht wieder.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.09.2012

Mit ihrem sechsten Roman "Das blaue Buch" erfüllt die schottische Schriftstellerin A. L. Kennedy einmal mehr alle Erwartungen des Rezensenten Hubert Spiegel. Kennedy erzählt in ihren Romanen, die von "Angst, Schuld und Liebe" handeln, so erschütternd, dass der Leser "existentiell" ergriffen wird, versichert der Kritiker. Gebannt folgt er der Geschichte um die beiden Illusionisten Beth und Arthur, die vorgeben, mit Toten sprechen zu können und mit viel Einfühlungsvermögen und noch mehr Manipulation die Träume und Sehnsüchte ihres Publikums ausnutzen. Mit beeindruckender "emotionaler Tiefe" schildere die Autorin nicht nur die einzelnen Schicksale, sondern auch die an Schuld und verborgenen Geheimnissen scheiternde Liebesbeziehung der beiden Seelenforscher Beth und Arthur, so der hingerissene Rezensent, der dieses eindringliche Buch mit Nachdruck empfiehlt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.09.2012

Burkhard Müller entschuldigt sich für die langen Zitate aus dem Buch von A. L. Kennedy, die seine Rezension schmücken, ja ausmachen, muss man sagen. Denn viel mehr steht nicht drin. Die aus der Rückschau erzählte Geschichte über zwei Totenbeschwörer, die mit dem Leid und den Hoffnungen schicksalsgebeutelter Menschen arbeiten, besticht laut Müller durch feinfühlige Beobachtungen und die emotionale Kraft darin. Die deutsche Übersetzung vermag das gut zu vermitteln, erklärt er. Allerdings merkt er auch, dass die Erinnerung sich literarisch weit leichter gestalten lässt als die Erfüllung. Um die geht es nämlich auch, in der Rahmenhandlung, in der die beiden Totenbeschwörer, einst ein Paar, auf einem Schiff den Atlantik kreuzen. Ob sie schließlich noch einmal zueinander finden, bleibt laut Müller und lange und quälend offen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.08.2012

Hilal Sezgin hat sich mit viel Vergnügen von A. L. Kennedy täuschen lassen. Aufrichtigkeit sei rar gesät in deren neuem Roman "Das blaue Buch", einzig der Titel lüge nicht: das Buch ist tatsächlich blau. Die Erzählerin Elizabeth Barber unternehme mit ihrem (angehenden) Verlobten eine Schiffsreise auf dem Atlantik, auf der sie ihrem ehemaligen Partner Arthur Lockwood begegnet. Lockwood sei ein Mentalist, ein Magier, der sich auf das Trösten von Witwen spezialisiert habe. Auf dem Schiff kommen sich die beiden wieder näher und erzählen abwechselnd aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit - wobei ihnen nicht immer zu trauen sei. Besonders haben Sezgin einige Spielereien der Autorin gefreut: absichtlich "falsche" Seitenzahlen und ein Zahlencode, den Elizabeth und Arthur miteinander teilen, der aufmerksamen Lesern Verborgenes offenbaren könne. Die Dreiecksgeschichte sei leicht und hervorragend geschrieben, meint die Rezensentin, auch in der deutschen Übersetzung von Ingo Herzke. Nur das Ende sei Kennedy etwas missraten, was der Rezensentin das Vergnügen an diesem Buch aber nicht mehr nehmen konnte.