Nicole Flattery

Zeig ihnen, wie man Spaß hat

Storys
Cover: Zeig ihnen, wie man Spaß hat
Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN 9783446265875
Gebunden, 256 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Tanja Handels. Acht Erzählungen über acht Frauen, die ein und dieselbe Person zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens sein könnten: Die Studentin, die in "Abtreibung. Eine Liebesgeschichte" mit ihrem Professor schläft, könnte die Collegeabgängerin sein, die in "Zeig ihnen, wie man Spaß hat" in ihrer irischen Heimatstadt einen Tankstellenjob annimmt, oder die Lehrerin, die in "Noch nicht das Ende" ihre Freizeit mit Blind Dates verbringt. Eine dieser Frauen wird irgendwann stundenlang unbeweglich auf dem Badezimmerboden liegen. Für eine andere ist sogar das Anziehen zu einer Quelle der Verwirrung geworden. Nicole Flattery zelebriert den Humor einer hohlen Welt, die kurz vor dem Untergang steht.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.06.2020

Andrea Gerk staunt, wie spaßig die Tristesse daherkommt in Nicole Flatterys "atmosphärischen" Geschichten über Frauen in surreal-absurden Situationen. Flatterys Beiname "weiblicher Beckett" leuchtet Gerk schon ein, wenn die Autorin ihre fühllosen, verzweifelten Figuren durch desolate Verhältnisse stolpern lässt. Dass nicht alles ganz unverkrampft formuliert ist in den Texten, kann Gerk verzeihen. Dafür sind die Geschichten "originell" gebaut, meint sie, von "intensiver" Atmosphäre und durchwoben mit "intelligenten" Beobachtungen und allerhand amüsanten Boshaftigkeiten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.04.2020

Rezensentin Angela Schader kann bei den Figuren in den Erzählungen von Nicole Flattery keine Zukunftsangst entdecken. Die haben sie hinter sich gelassen, stellt Schader betrübt fest. Die totale Leere im Innern der Charaktere ist für Schader überhaupt nur zu ertragen, weil die Autorin sie mit ihrem "schmallippigen" Witz ausfüllt. Im Vergleich etwa zu Sally Rooneys Figuren erscheinen die Frauen bei Flattery nur noch als Bruchstücke menschlicher Existenzen, hochreflektiert, aber ohne jegliche Erdung, stellt die Rezensentin fest. Dass die Figuren damit austauschbar werden und der Text die Gefahr des Repetitiven birgt, ahnt Schader, wenn sie dazu rät, die Stories lieber in kleinen Portionen zu genießen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.04.2020

Rezensent Harald Jähner rät zur mehrfachen Lektüre von Nicole Flatterys Debüt um acht Frauen mit entgleisten Gefühlswelten. Die Leserin, meint er, kann auf die Art weiter in die finsteren Seelenlandschaften der Figuren vordringen, die der Text zunächst nur antippt. Schon das bloße Antippen aber scheint Jähner zu begeistern. Einer Explosion nach der anderen wohnt er beim Lesen bei, lauter "funkelnden" Effekten, einer präzisen Konstruktion und jeder Menge "galligem" Witz, wenn Flattery ihre abseits bekannter Rollenmuster agierenden und zwischen Rehabilitation und Bindungslosigkeit "irrlichternden" Frauen begleitet. Die von Tanja Handels "wunderbar" übertragene Sprache der Autorin (be-)sticht laut Jähner durch Angriffslust und spitze, aber charmante Metaphern.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.02.2020

Auch wenn Nicole Flatterys Kurzgeschichten immer wieder in den Kontext der #metoo-Literatur gestellt werden, liest Rezensentin Hannah Lühmann sie gerade nicht als typisch kritische Auseinandersetzung mit dem Leben zeitgenössischer junger Frauen: Die Erzählungen sind weder so nahbar noch so authentisch wie die Literatur, mit der sie verglichen werden, sondern lungern "irgendwo zwischen Selbstoffenbarung und absurdem Theater", erklärt die begeisterte Rezensentin. Spaß hatte sie mit den Geschichten über acht Frauen, die fast alle in kuriosen Beziehungen mit Männern stecken, in jedem Fall, auch ergriffen haben sie sie. Das lag auch daran, dass sie permanent überrascht wurde: Dieser Band ist "ein im besten Sinne gesetzloser Ort", lobt Lühmann.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.02.2020

Rezensent René Hamann wundert sich, dass dieser Kurzgeschichtenband "sich so geil liest", schließlich geht es ihm zufolge ausschließlich um kaputte junge Frauen "ohne Ahnung von den tieferen Gründen" und ohne Aussicht auf Besserung. Vielleicht macht gerade diese gepflegte Hoffnungslosigkeit den Reiz der Erzählungen aus, vermutet der Kritiker: Kombiniert mit der geschliffenen Sprache der Autorin entsteht bei ihm ein klares Bild vom weiblichen Leben im Neoliberalismus, der seine eigene "Kaputtheit" kultiviert. Damit könnte die irische Schriftstellerin problemlos als Absolventin einer US-amerikanischen Schreibschule durchgehen, findet Hamann.
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