Alain Ehrenberg

Die Mechanik der Leidenschaften

Gehirn, Verhalten, Gesellschaft
Cover: Die Mechanik der Leidenschaften
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518587300
Gebunden, 429 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Michael Halfbrodt. Seit den 1990er Jahren gewinnt eine neue Wissenschaft des menschlichen Verhaltens ungeheuer an Dynamik: die kognitive Neurowissenschaft. Ihr Ziel ist die Erforschung des Gehirns, um geistige Pathologien wie Depressionen oder Schizophrenie zu behandeln, aber auch das Lernen oder die Kontrolle von Emotionen zu verbessern. In seinem faszinierenden Buch geht Alain Ehrenberg der Frage nach, ob diese Wissenschaft das "neue Barometer" unseres Verhaltens und Lebens geworden ist. Hat sie den Platz eingenommen, den früher die Psychoanalyse innehatte? Ersetzt der "neuronale" Mensch nun den "sozialen" Menschen?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.08.2019

Oliver Pfohlmann lässt sich vom Soziologen Alain Ehrenberg die Wirklichkeit der neurologisch-therapeutischen Praxis vermitteln, und die sieht nicht so schlecht aus, findet er. Wie neurologische Patienten in den letzten Jahrzehnten immer mehr individuelle Freiheiten und gesellschaftliche Achtung erlangten, lässt ihn der Autor nachvollziehen. Auch wenn Ehrenberg laut Pfohlmann den Einfluss des Neurologen Oliver Sacks überschätzt und außer Acht lässt, dass schon Freud Hysterikerinnen als "Blüte der Menschheit" einstufte, bietet das Buch dem Rezensenten einen lehrreichen Blick auf einen Paradigmenwechsel.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.07.2019

Rezensent Eike Gebhardt vermisst in Alain Ehrenbergs Buchreihe über gesellschaftliche Ideale, deren neuester letzter Band nun vorliegt, die Darstellung der sozialen Konsequenzen des Wissens um individuelle und gesellschaftliche Ideale. Den Wissensstand kann der Autor laut Gebhardt allerdings umfassend aufarbeiten und im vorliegenden Buch wissenschaftliche Konzepte zur Erforschung der Anpassung bzw. Souveränität des menschlichen Gehirns vorstellen. Den Vorschlag des Autors, kognitive Sonderfälle nicht als handicaps, sondern als "handicapable" zu betrachten, findet Gebhardt bedenkenswert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.06.2019

Jakob Hayner empfiehlt Alain Ehrenbergs Buch über den Aufschwung der Neurowissenschaften. Von der Entstehung der Disziplin führt ihn der Autor bis zur Sicht auf neuronale Symptomatiken und das Gehirn als gesellschaftliche Praxis und Chance zur Selbsthilfe und widmet sich u.a. literarischen und soziologischen Texten von Siri Hustvedt und Eva Illouz. Dass Ehrenberg immer auch gesellschaftliche Funktionen kritisch in den Blick nimmt, wenn die Seele meint, rechnet Hayner ihm hoch an.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.04.2019

Andreas Mayer sieht Alain Ehrenbergs Versuch, im dritten Teil seiner Trilogie über das depressive Individuum in der kapitalistischen Gesellschaft eine Synthese herzustellen und Krankheit als Chance auszugeben, kritisch. Mayer fällt es nicht leicht, Ehrenbergs Ansatz und Fazit auszumachen. Wenn der Autor den Erfolg der Neurowissenschaften zu erklären sucht, geht er laut Rezensent allzu referierend vor. Dem Autor entgehen Verbindungen zwischen kollektiven Vorstellungen und therapeutischer Praxis, meint er. Eine Analyse und Kritik von Behandlungsformen der offenen Psychiatrie leistet das Buch für Mayer nicht.
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