Albert Ostermaier

Polar

Gedichte
Cover: Polar
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518418185
Gebunden, 138 Seiten, 20,80 EUR

Klappentext

"Polar" ist eine Hommage an das französische Kino der sechziger und siebziger Jahre. Albert Ostermaier taucht hier, im Gedicht, die Welt in ein kaltes Licht, das den Menschen, Beziehungen und Dingen eisigscharfe Konturen verleiht. Das "kühle" französische Kino hat jedoch bei aller Schärfe immer auch von Sehnsucht gehandelt und davon, wie Gefühle verwischen, was klar vor Augen steht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.07.2007

Laut Sandra Pott gelingt Albert Ostermaier mit seinem inhaltlich wie ästhetisch an den Film noir angelehnten Gedichtband "Polar" das Kunststück, das filmische Vorbild nicht einfach zu imitieren. Pott macht die "Kombinationsgabe" des Autors dafür verantwortlich. Äußerlich sichtbar sei dies durch die Filmstills, die für Pott mehr sind als illustrativ und die dem Text eine "eigene ästhetische Qualität" hinzufügen. Und im Text selbst als Verbindung von rasanter, "filmisch serieller", lockerer Schreibweise ("Punkästhetik") und "symbolistischer Tiefenstruktur". So stößt Pott unter der schönen, kühlen Oberfläche auf Mallarme-Zitate und den "lyrischen Ehrenkodex" des Dandys und erfährt den Band schließlich als "Poesiekrimi".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.02.2007

Eine Art Revival des französischen Gangsterfilms der sechziger und siebziger Jahren erblickt Samuel Moser in diesen Gedichten Albert Ostermaiers, in denen die "traurigschönen Bilder" der Filme Melville, Deray oder Chabrol reflektiert werden. Wie diese zeichnen sich Ostermaiers Gedichte für ihn durch ihr "provozierendes Ensemble von Sanftheit und Gewalt" aus, während Fragen der Moral eher nachrangig erscheinen. Ostermaier interessiere sich vielmehr für das Klima aus Leidenschaft und Apathie, Schmerz und Unempfindlichkeit, in dem ein Verbrechen unausweichlich werde. Ein gewisses Unbehagen angesichts der Ästhetisierung der Gewalt und der Reduktion von Moral auf Fragen der Präzision kann Moser nicht verhehlen. Die Gedichte verbreiten für ihn bisweilen einen "zweifelhaften Geruch": "Gut soll sein, was gut gemacht ist." Dass bei Ostermaier vieles gut und manches zu gut gemacht ist, bestätigt er gern. Nichtsdestoweniger scheinen ihm die Gedichte oft nicht vor den "Gefahren der Trivialisierung" gefeit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.01.2007

Helmut Böttigers Reaktion auf den jüngsten Gedichtband von Albert Ostermaier fällt verhalten positiv aus. Ostermaier schreibt sich in "Polar" an den unter diesem Etikett bekannten französischen Filmen und Kriminalromanen der 60er und 70er Jahre entlang und versucht nach Art des DJs Kinoerinnerungen zu "samplen", erklärt der Rezensent. Gepaart mit der coolen Geste und der machohaften Lässigkeit, die Böttiger an Wolf Wondratschek erinnern, scheint sich Ostermaier vor allem an Alain Delon anzulehnen und diese "konkrete Vorlage" tut den Gedichten insgesamt durchaus gut, weil sie das Feld begrenzen, findet der Rezensent. Manchmal überfordere sich der Lyriker allerdings mit seinem unbedingten Wollen, die geheimnisvolle Atmosphäre des französischen Kinos, seine freien, interpunktionslosen metrischen Zeilen und seine sprachlichen Bilder unter einen Hut zu bringen. Und dies klingt in den Ohren Böttigers mitunter allzu bemüht.
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