Andreas Koziol

Lebenslauf

Cover: Lebenslauf
Galrev Druck- und Verlagsgesellschaft, Berlin 1999
ISBN 9783933149145
Gebunden, 212 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Andreas Koziol hat einige Jahre lang den Geräuschen der baulichen Umgestaltung Berlins von seinem Zimmer aus mit großer Aufmerksamkeit zugehört. Weil aber aus all dem "an die Substanz gehenden" Donnern, Krachen, Kreischen und Heulen des zünftigen Geschehens dann doch kein Zukunftsfunke auf ihn überspringen wollte, hat er sich erst einmal seiner Vergangenheit zugewendet und einen "Lebenslauf" geschrieben. In dieser Vergangenheit scheint es ihm zwar ebenfalls nicht sonderlich gefallen zu haben. Jedoch - und dies führt er als Erklärung seiner grimmigen Rückwendung an - dort ist er nach längerem Klopfen (um diesen Ausdruck aus dem Bereich okkulter Torheiten zu gebrauchen) zumindest "hineingekommen". Dasselbe könne er von der Gegenwart schon längst nicht mehr behaupten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.12.2000

Um das Schreiben ging es schon in Andreas Koziols 1991 erschienenen "Bestiarum Literaticum". Sprache allgemein hat aus der rückblickenden Sicht des Autors in seinem Leben immer eine wesentliche Rolle gespielt, wie dem jüngst erschienenen "Lebenslauf" zu entnehmen ist. Cornelia Jentzsch gibt dem Leser in wenigen Stichpunkten ein biografisches Gerüst und erklärt die Bedeutung der Sprache in den verschiedenen Lebensphasen: in der Kindheit sind Bücher die Fluchtmöglichkeit des Autors aus einer lieb- und kommunikationlosen Eltern- und Eltern-Kind-Beziehung. Zu den Wunden der Kindheit kommen (sprachliche) Blessuren in der Armeezeit, im von Bigotterie geprägten Theologiestudium und nicht zuletzt durch die (sprachlichen) Zwänge in dem totalitären Staat DDR, in dem der Autor lebt. Literatur werde ihm so immer wieder zum Halte und Fluchtpunkt. Die Rezensentin versteht Koziols Biographie als die Beschreibung des Prozesses, "wie sich im Laufe der Biographie die eingesogene Literatur ... in eine konstitutionelle Gegensprache umwandelte". Worte bekämen dabei eine gewisse Eigendynamik. Die Wörter rächen sich ,`weil sie von den Wünschen, Träumen Befehlen und Volksreden zum Narren gehalten wurden`, zitiert Jentzsch erklärend den Autor. Konziol entlarve viele Projekte seiner Dichterkollegen, eine neue, unschuldige Sprache zu finden, als gescheitert. Trotz allem besteht Hoffnung, schließt die Rezensentin ihre Erläuterungen ab, "solange das Schreiben gegen jegliche Art von Verlust hilft und Verlass auf die Wörter bleibt".
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