Andrej A. Tarkowskij

Lichtbilder

Die Polaroids
Cover: Lichtbilder
Schirmer und Mosel Verlag, München 2004
ISBN 9783829601320
Gebunden, 135 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Giovanni Chiaramonte. Mit einer Einlietung von Tonino Guerra. Polaroids haben etwas ähnlich Magisches wie alte, verblichene Familienphotos oder Bilder, die nur vage in unserer Erinnerung existieren. Wie aus dem Nichts auftauchend, halten sie doch für den Bruchteil eines Blicks die Zeit an und trotzen einer Vergänglichkeit, der sie selbst früher oder später erliegen werden. Andrej Tarkowskij (1932-1986) liebte dieses magische Spielzeug, das er sich in den späten 70er Jahren zugelegt hatte, und nutzte es - weniger zur Vorbereitung seiner Filme als privat, um seine häusliche Umgebung, Stimmungen, Situationen zu fixieren und dem eigenen Gedächtnis einzuspeichern. Nach "Stalker", seinem verstörenden Hauptwerk, das 1979 unter enormen Schwierigkeiten fertig geworden war, beschloss er, die Sowjetunion zu verlassen und zunächst nach Italien ins Exil zu gehen. Mit der Polaroidkamera nahm er, so scheint es, Abschied von seiner vertrauten russischen Welt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.08.2004

Fasziniert zeigt sich Willibald Sauerländer von diesem Band, der sechzig Polaroids des russischen Regisseurs Andrej Tarkowskij versammelt. Er charakterisiert Tarkowskij als "Außenseiter" unter den großen Filmregisseuren des vergangenen Jahrhunderts, dessen Filme gleichwohl zu den "größten Schöpfungen der Filmkunst überhaupt" gehören. Etwa um 1979 habe Tarkowskij die Polaroid-Kamera für sich entdeckt und damit Bäume, Sümpfe, Wasser, Nebel rund um sein Haus in Mjasnoje, dreihundert Kilometer von Moskau, fotografiert, berichtet der Rezensent. Auch nach seiner Übersiedlung nach Italien 1982 habe er dieses Spiel fortgesetzt und etwa den Nebel in Bagno Vignoni, Ruinen, eine zerfallene Fabrik, den Friedhof von Civitavecchia mit Gasometern im Hintergrund abgelichtet. Die Polaroid-Kamera sei für Tarkowskij zu einem "Zauberspiegel" geworden, auf dem er die private, intime Zeit in kleinen, farbigen, leicht unscharfen Bildern angehalten habe. "Wie in einem Gedicht", schreibt Sauerländer über die Aufnahmen, "wird die sichtbare Erinnerung zum beseelten Wachtraum." Angetan hat es ihm auch die "sensible Einleitung" zu dem Band, die Tonino Guerra, der Schriftsteller und italienische Freund des Regisseurs, geschrieben hat.
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