Anselm Oelze

Wallace

Roman
Cover: Wallace
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783895611322
Gebunden, 264 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Frühjahr 1858: Ein Brief verlässt eine kleine Insel in den Molukken. Sein Ziel ist Südengland, sein Inhalt: ein Aufsatz über den Ursprung der Arten. Kaum ein Jahr später sorgt die Schrift für Aufsehen und wird bekannt als Theorie der Evolution. Doch nicht der Verfasser des Briefes, der Artensammler Alfred Russel Wallace, erntet den Ruhm dafür, sondern sein Empfänger, der Naturforscher Charles Darwin. Von Wallace bleibt lediglich eine nach ihm benannte Trennlinie der Arten im Malaiischen Archipel. Einhundertfünfzig Jahre später stößt der Museumsnachtwächter Albrecht Bromberg auf das Schicksal des vergessenen Wallace. Er begibt sich auf seine Spuren und je länger er mit Wallace unterwegs ist, desto mehr zweifelt Bromberg an, ob alles so bleiben muss, wie es ist. Er fasst einen Plan, der endlich denjenigen ins Licht rücken soll, der bisher im Dunkeln war, und erkennt: Geschichte wird nicht gemacht, sondern geschrieben. Mit seinem Debüt ist Anselm Oelze ein philosophischer Abenteuerroman gelungen, ein literarisches Denkmal für die Außenseiter des Lebens und der Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.05.2019

Im Debütroman von Anselm Oelze geht es um einen Nachtwächter, der bei seiner Arbeit im Museum über ein Porträt des Naturforschers Alfred Russel Wallace stolpert und beginnt, dessen Geschichte zu recherchieren, erzählt Rezensentin Katharina Granzin. Wenn sie davon absieht, dass sowohl Oelzes Hautpfigur als auch Wallace, in dessen Leben der Leser über Erzählungen des Romans Einblick bekommt, wenig gesellschaftliche Anerkennung erfahren haben, kann die Kritikerin zwischen den beiden Figuren keine Parallelen entdecken, die ihr als Sinn des Romans ausreichen. Allerdings fand sie Oelkes "antiquiert wirkenden Erzählduktus" spannend.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.04.2019

Rezensent Martin Halter zeigt sich enttäuscht von Anselm Oelzes Versuch, Darwins Zeitgenossen Alfred Russel Wallace zu rehabilitieren. So ehrenhaft der Ansatz, so misslungen die Umsetzung, findet Halter. Weder nimmt er dem Autor die Geschichte von dem bescheidenen, schüchternen Wissenschaftler ab, noch überzeugen ihn Oelzes an Kehlmann angelehnter, "altväterlich-neckischer" Ton und seine in verschnörkelten Satzbau gefassten Wissensexkurse. Der Versuch, Darwin komödiantisch am Zeug zu flicken, krankt laut Rezensent schließlich auch an konturloser Figurenzeichnung und banalen Schlussfolgerungen. Keine wissenschaftliche oder literarische Überraschung, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.03.2019

Nicolas Freund hält Anselm Oelzes Roman für gescheitert. Oelzes Idee, mit dem Naturforscher Alfred Russel Wallace neben Darwin an einen zweiten Urheber der Evolutionstheorie zu erinnern, in allen Ehren, so Freund, doch erstens sei Wallaces Geschichte bekannt, und zweitens fänden Inhalt und Form im Buch nicht zueinander, meint der Rezensent. Darüber hinaus misfallen Freund die offensichtlichen Parallelen zu Krachts Roman "Imperium" und dessen halbherzige stilistische Imitation bei Oelze. Nett gemacht, doch ohne Notwendigkeit, meint er. Schlechterdings bleibt die Evolutionstheorie, immerhin Oelzes Hauptthema, im Text auch noch unterbelichtet, erklärt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.02.2019

Anselm Oelzes Debütroman verspricht weit mehr als die überfällige Würdigung des Wissenschaftlers Alfred Russel Wallace, der parallel zu Charles Darwin an einer Evolutionstheorie arbeitete und trotz gleichen Ergebnisses in dessen Schatten vergessen wurde, versichert Rezensent Andrej Klahn. Lebens- und Forschungsgeschichte von Wallace kann ihm der junge Autor in Form eines "intellektuellen Abenteuerromans" anschaulich vermitteln, zudem lobt der Kritiker die in die Gegenwart weisende Rahmenhandlung: Ein Museumswächter stößt per Zufall auf einen Hinweis auf Wallace, begibt sich seinerseits auf Entdeckungsreise, um Leben und Wirken des Naturforschers zu erkunden und wird so zur zeitgenössischen Spiegelfigur des Expeditionsreisenden, erklärt Klahn. Die knappen Striche, mit denen Oelze seine Helden skizziert und die dichten Szenen, in denen er Wallace' hindernisreiches Forscherdasein schildert, vermisst der Rezensent allerdings, wenn der Autor allzu "pädagogisch" Wallace' Entdeckungen referiert. Auch ein wenig gegenwartsbezogene Gesellschaftskritik hätte dem Roman gut angestanden, meint er. Eine klare Leseempfehlung spricht der Kritiker dennoch aus.