Arnold Stadler

Rauschzeit

Roman
Cover: Rauschzeit
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783100751393
Gebunden, 552 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Was ist Glück? Später weiß man es. Alain und Mausi, beide vierzig und seit 15 Jahren verheiratet, sind in der Mitte des Lebens angekommen. Aber nicht nur ihr Leben, auch die Liebe ist in die Jahre gekommen. Fast scheinen sie die Liebe hinter sich zu haben - jetzt droht "die vegetarische Zeit". Als überraschend die gemeinsame Freundin Elfi stirbt, ist Mausi in ihrer Wohnung in Berlin und Alain auf einem Übersetzerkongress in Köln. Es ist ein Tag im Juni 2004. Bei beiden reißen alte Wunden auf. Elfi, das war eine Freundin aus den Tagen der Freiburger Wohngemeinschaft mit Alain, Mausi, Justus, Inge, Toby und Babette. Elfi, das war eine lebenslustige und sterbenstraurige Fotografin, deren einziges Sujet die Männer waren, auch Alain.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2016

Nach der Lektüre von Arnold Stadlers neuem Roman "Rauschzeit" ist Rezensentin Katharina Teutsch ganz "blümerant" zumute. Denn der dieser "Lebensgefühlroman", der von in schleifenförmigen Rückblenden von der in die Jahre gekommenen Ehe von Alain und Mausi erzählt, wiegt den Leser ganz sanft hin und her, erklärt die Kritikerin. Dass Stadler nicht gerade mit besonders viel Handlung auftrumpft, Brüche und Spannung vermeidet, stattdessen auf "Redundanz als Formschema" setzt, ist für die Rezensentin kein Problem: Hinter der vordergründigen Ödnis entdeckt sie das Lebensgefühl der heute Vierzigjährigen, die ihre besten Momente hinter sich haben und doch noch auf die Liebe warten.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 15.10.2016

Schon mit den ersten Sätzen verfällt Rezensent Tilman Krause Arnold Stadlers neuem Roman "Rauschzeit". Grandios, wie der Autor am Beispiel des Paares Mausi und Alain, beide um die vierzig, biografische Prägungen, Entwicklungen, Sehnsüchte, Schmerzen, Träume und Traumata durchspielt und all das nach dem musikalischen Prinzip der "Durchführung" anordnet, lobt der Kritiker. Wie sich bei Stadler leuchtende Erinnerungen an vergangene "Rauschzeiten" mit der Trauer um Verluste und nicht gelebte Träume verknüpft, gefällt Krause gut. Dass sich der Autor darüber hinaus aber nicht in "nostalgischen Schalmeientönen" erschöpft, sondern auch gekonnt mit Humor, Drastik und Derbheit umzugehen weiß, macht den Kritiker restlos glücklich. Stadler erscheint ihm in diesem Roman wesentlich "heimatverbundener" als sonst, was für den Rezensenten aber nichts Schlechtes bedeutet.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.09.2016

Eigentlich schätzt Rezensent Hubert Winkels Arnold Stadler als "chaplinesken Clown", der sich mit literarisch anspruchsvoller Sentimentalität in die "Kulissen des Verschwindens" stellt. In seinem neuen Roman treibt es der Autor allerdings zu weit, findet der Kritiker, der hier endlos aus- und abschweifenden Ausführungen über die sexuelle Vorlust der beiden Protagonisten Alain und Mausi liest. In Wiederholungsschleifen und "redundant sprachlicher Orchestrierung" wartet Winkels mit den beiden Helden darauf, dass "Sehnsucht und Samen" endlich zusammenfinden - bis es auf der Beerdigung einer gemeinsamen Freundin endlich so weit ist. Der Versuch, das Sexuelle auf diese Weise zu transzendieren und das Pornografische zu heiligen, entbehrt nicht einer gewissen Lächerlichkeit, findet der Kritiker, der an diesem stilistisch holprigen "Rosenkranz für Schritt und Schwanz" nicht viel Freude hatte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.09.2016

Christoph Schröder wartet gar nicht auf Erlösung in Arnold Stadlers Roman. Die Figuren, allesamt Anfang 40 und ziemlich desillusioniert und auf der Suche nach dem verlorenen Glück, werden sie nicht finden, warnt er. Dafür finden sie die Gnade eines ironisch-melancholischen Erzählers, der ihre zerstörten und versoffenen Biografien in eine erfindungsreiche Sprache transportiert, so Schröder weiter. Sämtliche Grundmotive des Autors kann Schröder hier entdecken, Sehnsucht, Chaos, Glück. Und natürlich Exkurse in die Literatur, die Sprachkritik, die Politik und die Popkultur. Wer allerdings einen echten Plot sucht, guckt in die Röhre, meint der Rezensent. Das Entscheidende steckt in den Abschweifungen und in der Beschreibungskunst der Emotionen, erklärt er.
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