Benjamin Koppel

Annas Lied

Roman
Cover: Annas Lied
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2024
ISBN 9783103976236
Gebunden, 528 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg. Kopenhagen zwischen den Weltkriegen: Die politischen Entwicklungen der späten 1930er Jahre stehen unmittelbar bevor, doch noch ist die Wohnung der Koppelmans voller Trubel, Verwandter, Gespräche und Musik. Hannah, die jüngste der vier Geschwister, möchte eines Tages selbst Musikerin werden, wie ihre Brüder. Doch für sie, das einzige Mädchen, ist ein anderer Weg vorgesehen: Es ist an ihr, den Namen der Familie zu wahren und die Eltern nicht zu enttäuschen. Krieg, Flucht und die Trennung von ihrer großen Liebe Aksel verschlagen sie nach Paris in eine arrangierte Ehe. Weit weg von zu Hause erinnern nur die Musik und Aksels Briefe Hannah - eigentlich Anna - daran, wer sie einmal werden wollte. Kann sie die Pflichten des Lebens annehmen und ihre eigenen Träume trotzdem festhalten?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.04.2024

Benjamin Koppels Debütroman "Annas Lied" ist unterhaltsam zu lesen, urteilt Rezensent Peter Urban-Halle. Darin erzählt der dänische Saxofonist in zwei Teilen, die vor und nach 1945 spielen, facettenreich von einer jüdischen Familie, die aus einem Schtetl nahe Lodz nach Kopenhagen ausgewandert ist. Dass das Buch tieftraurig ist, liegt für den Rezensenten daran, dass der Protagonistin Hannah, der einzigen Tochter, kein persönliches Glück gegönnt wird: weder das Kind, das sie zu Beginn des Romans zur Welt bringt und weggeben muss, noch die Liebe zu dessen Vater, einem nichtjüdischen Dänen, oder - obwohl die Eltern und vier Brüder ihre Begeisterung für die Musik teilen - das Klavierspiel als Freude und Profession. Wie die Rahmenerzählung erahnen lässt, beruht das Buch auf einer realen Geschichte, nämlich dem Leben der nahe Paris gealterten Großtante Koppels. Seine Themen und Konflikte sind, so Urban-Halle, jedoch universell: die erhebende Wirkung von Liebe und Kunst ebenso wie die Einengung durch (religiösen) Traditionalismus. Der Roman bietet, stellt der Rezensent fest, den Leserinnen wenig Überraschungen, und ist bei seiner leichten Lesbarkeit dennoch bewegend.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.03.2024

Rezensent Thomas Steinfeld trifft sich mit dem dänischen Jazz-Saxofonisten Benjamin Koppel, um über dessen Familiengeschichte und den Weg von der Musik zur Literatur zu sprechen. Denn darum geht es in diesem Roman, der 2022 erschienen, in Dänemark ein Bestseller wurde und in dem Koppel halbdokumentarisch die Geschichte seiner Familie über vier Generationen hinweg erzählt, erläutert der Kritiker. Zunächst begleitet er Koppens jüdische Ahnen, die in den Dreißiger- und Vierzigerjahren von Polen nach Dänemark kamen und die zunächst die jüdische Traditionen feiern, bis sich die Kultur über die Generationen hinweg durch Politik, Schule, Universitäten und die Liebe zunehmend in der dänischen Gesellschaft auflöst. Eines aber verbindet die Familie generationsübergreifend: die Musik, die meist zur Rettung, aber auch ins Unglück führte, resümiert Steinfeld. Die so "prägnanten" wie "plastischen" Szenen machen diesen Roman für Steinfeld zu einem "Gesamtkunstwerk".
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