Burkhard Müller

Das Glück der Tiere

Einspruch gegen die Evolutionstheorie
Cover: Das Glück der Tiere
Alexander Fest Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783828600898
Gebunden, 289 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

Dieses Buch behauptet, dass die Evolutionstheorie nicht die Wahrheit über die Lebewesen enthält, von denen sie handelt. Warum leugnet sie das Individuum und macht es zu einem bloßen Teil der physikalischen Welt? Und wie konnte es geschehen, dass die Frage: Was ist das Lebendige? umgebogen wurde zu der anderen, viel engeren: Wo kommt es her? Burkhard Müller, der die Evolutionstheorie als reif für den Sturz ansieht, hat sich nichts Geringeres als ihre Widerlegung vorgenommen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.03.2001

Jörg Albrecht gibt zu, dass er dieses Buch mit Vorurteilen in die Hand genommen hat. Was soll schon dabei herauskommen, wenn ein Lateinlehrer es mit der Evolutionstheorie aufnimmt? Doch diese Bedenken haben sich bei der Lektüre offenbar schnell in Luft aufgelöst. Denn schließlich gibt Albrecht zu bedenken: Für die Evolutionstheorie gibt es tatsächlich keine Beweise. "Allenfalls Indizien". Die Stärke des Buches sieht der Rezensent vor allem darin, dass Müller gar nicht erst naturwissenschaftlich argumentiert, sondern in der "Sprache des Laien". Und in dieser Sprache stelle der Don Quixote Müller Fragen, die Darwins Evolutionstheorie löchrig erscheinen lassen "wie ein Emmenthaler Käse". Wieso etwa die Giraffe aus einer Bakterie entstanden sein soll, zumal ein so langer Hals nach Darwin gleich die biologische Ausmusterung nach sich ziehen müsste? Oder wieso die Veränderungen in kleinen Schritten vor sich gehen sollte...Überhaupt habe Müller etwas am Leben als solchem auszusetzen. Schließlich mache das Leben wenig Sinn, wenn man am Ende ohnehin sterben muss (allerdings könne sich Müller für das ewige Leben dank Gentechnik auch nicht erwärmen). "Selten so gut amüsiert", lautet das Fazit des Rezensenten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2000

Darwin ist wieder populär. Die "Gemütsbewegungen" wurden neu ediert, und die Biologie streitet. Mit Burkhard Müller streitet jetzt ein Dozent für Latein mit - mehr noch, er geht in die Vollen, resümiert Tomas Fitzel. Denn Müller hat massive Einwände gegen die Evolutionstheorie, und zwar nicht aus der Ecke katholischer Fundis der USA, sondern aus der Ecke der genau lesenden Philologen. Müller fehlen die Beweise und Fitzel fasst das bündig zusammen: "Die Paläontologie kann ? beim Pferd zwar viele Arten nachweisen, aber keine einzige Zwischenstufe. Je nach Perspektive erscheint die Naturgeschichte entweder als linearer Prozess oder als Vielfalt nicht zusammenhängender Elemente." Wie im Film: Wir meinen, es bewegt sich wirklich was, aber in Wahrheit ist es nur eine Serie von Standbildern. Eine biologische Alternative hat Müller nicht, will er auch gar nicht. Er will das "Leben schlechthin", so Fitzel, und dem werde durch Darwin und Co. Gewalt angetan, so Müller. Fitzel stimmt zu.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.10.2000

Katharina Rutschky setzt sich mit vier Neuerscheinungen über den menschlichen Umgang mit Tieren und die moderne Kritik an der Evolutionstheorie auseinander. Nicht der Angriff auf die Theologie werde Darwin heute vorgeworfen, sondern vielmehr die "Dynamik der Evolution", schreibt sie. So gebe es heute neben der Faszination an den modernen Biotechnologien gleichzeitig eine "fast religiöse" Rückbesinnung auf die Natur. Damit beschäftige sich das Buch
1) Burkhard Müller: "Das Glück der Tiere"
Der Literaturwissenschaftler Burkhard Müller betreibe hier einen "sprachlich brillanten Aufwand", um zu zeigen, dass eine individuelle Existenz nur möglich sei, wenn man Darwins Lehre überwinde. Damit flüchtet Müller sich aber in eine "feige Metaphysik", so die Rezensentin. Rutschky macht darauf aufmerksam, dass das "Glück der Tiere" im Grunde erst begonnen hat, als Darwin den Menschen zum "fellow animal" erklärt und ihm damit seinen Status als höherstehendes Wesen abgesprochen hat.
2) J.M. Coetzee: "Das Leben der Tiere"
Rutschky preist dagegen das "kleine, raffinierte Meisterwerklein" des südafrikanischen Schriftstellers J.M. Coetzee, eine "philosophische Erzählung" mit Fußnoten zum Stand der Wissenschaft über eine alte feministische Schriftstellerin, die sich an einer Universität mit ihrem vehementen Eintreten für das Wohl von Nutz- und Schlachttieren "lächerlich macht". Rutschky bewundert das Verfahren Coetzees, der die Frau in ihrer ganzen Zwiespältigkeit beschreibe und dabei "jede Raffinesse" aufwende, die einem Schriftsteller heute zur Verfügung stehe.
3) Sarah Blaffer Hrdy: "Mutter Natur"
Um eine weibliche Perspektive der Evolutionstheorie bemühe sich die Feministin Sarah Blaffer Hrdy in ihrem "Wälzer" von fast 800 Seiten. Zu Recht, schreibt Rutschky, denn diese Seite sei von Darwin unter dem Einfluss viktorianischer Frauenideale zeittypisch vernachlässigt worden. Vom Beispiel der Wespen, über die Soziobiologie bis zur Frage der Abtreibung komplettiere die Autorin die Evolutionstheorie um ihre "vorher fehlende Hälfte".
4) Peter Dinzelbacher (Hrsg.): "Mensch und Tier in der Geschichte Europas"
Was die Tiere dagegen von den Menschen zu erwarten hätten, referiere der "nüchterne, fast meinungslose" Sammelband des Herausgebers Peter Dinzelbacher. Ausgehend von der Vorgeschichte, der griechischen und römischen Antike werde hier beschrieben, wie zum Beispiel die Römer sich in aller Unschuld an den blutigen Tier- und Menschenkämpfen delektierten. Das Buch weise schließlich auf die Spaltung im Bewusstsein der Moderne hin, wo der Schutz der Natur und deren industrielle Ausbeutung miteinander einhergingen. Das alles beschreibt die Rezensentin, um am Ende doch zu Darwin zu halten und seiner Lehre von der ständigen, wenn auch ungerichteten Weiterentwicklung. Rutschky fasst das in dem Sinnspruch zusammen: "Das Leben geht weiter..."