Carson McCullers

Carson McCullers: Die Romane

Das Herz ist ein einsamer Jäger. Spiegelbild im goldenen Auge. Frankie. Uhr ohne Zeiger
Cover: Carson McCullers: Die Romane
Diogenes Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783257068009
Gebunden, 1392 Seiten, 69,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Susanna Rademacher, Richard Moering und Elisabetrh Schnack. "Das Herz ist ein einsamer Jäger", Carson McCullers erster Roman, spielt in Georgia, in einer hässlichen heißen Kleinstadt. Es ist die Geschichte eines begabten Mädchens, Mick Kelly, und ihres gewaltsamen Kampfes gegen eine unnachgiebige und harte Umgebung.
"Spiegelbild im goldenen Auge" spielt in einem Militärcamp in einem trostlosen, verlassenen Südstaatennest. Jeden Abend sitzen der Major und seine kränkliche Frau beim Kartenspiel mit Hauptmann Penderton und dessen Frau Leonora, heimlich beobachtet vom Gefreiten Williams, der von der flamboyanten Frau Penderton magisch angezogen ist. Ein Huis clos, das um Gesellschaftskonventionen, Obsessionen, Liebe und Hass kreist - mit dramatischem Ausgang.
"Frankie" ist die Geschichte eines Reifeprozesses und einer großen Sehnsucht, der Sehnsucht, dabeizusein: beim Leben der Erwachsenen, hier bei der Hochzeit des Bruders, der von einer fremden Frau entführt wird.
In "Uhr ohne Zeiger", ihrem letzten Roman, thematisiert Carson McCullers die Unabwendbarkeit des Todes: Dem Apotheker Malone wird von seinem Arzt eröffnet, daß er nur noch ein gutes Jahr zu leben hat. Ist das genug Zeit, sich vom Vergangenen zu verabschieden und das Sterben zu akzeptieren?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.04.2012

McCullers lesen, heute noch! Rezensentin Angela Schader freut sich über die Wiederveröffentlichung von Carson McCullers' Romanen, auch wenn der Diogenes Verlag ihnen keine Neuübersetzung spendiert hat. Schader zeichnet in ihrer Besprechung auch ein Porträt der Autorin, die im Alter von 23 Jahren ihren immens erfolgreichen Debütroman über den taubstummen Erzähler Singer veröffentlichte, dem sich zahlreiche Menschen mit ihren Sorgen anvertrauen, der dabei aber selbst unverstanden bleibt. Bereits in ihrer Jugend hatte die Rezensentin diesen Roman über ein Amerika, das man so in anderen Jugendbüchern nicht präsentiert bekam, mit roten Ohren gelesen, selbst den "Wortlaut einzelner Formulierungen" habe sie noch heute abrufbereit. Bei der neuerlichen Lektüre schätzt sie nun daran eine verblüffende "Reife und Klugheit" der Autorin, die mit 50 Jahren an einem Schlaganfall starb.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.12.2011

Unverwechselbar sind für Burkhard Müller die Romane von Carson McCullers, mit ihren Schauplätzen im tiefsten Süden der USA, ihren einsamen Protagonisten und ihren schwermütigen Plots. Freude löst beim Rezensenten zunächst die Neuauflage ihrer zwischen 1940 und 1961 erschienenen vier Romane aus, die ihr "Hausverlag" Diogenes nun vorlegt. Insbesondere den Debütroman "Das Herz ist ein einsamer Jäger", in dem eine lose Gruppe von Menschen über den taubstummen Mr. Singer verbunden sind, preist der Rezensent als bereits meisterhaft. Umso tiefer ist sein Gram, dass die Übersetzung so betulich und altmodisch daher kommt, obwohl der Verlag von Überarbeitung spricht. An einer Textstelle von blitzartiger existentieller Erkenntnis zeigt Müller en detail die Mängel der Übersetzung auf und beklagt, dass so dieser außergewöhnliche Roman zum "Allerweltsstück" wird. Dazu kommt, dass der Übertragung aus den 50er Jahren so manche amerikanische Besonderheit noch ausgesprochen exotisch vorkam, weshalb sie sich um deutsche Entsprechungen mühte. So wird der "Dad" zum hausbackenen "Papa" oder der "drugstore" zur Apotheke, kritisiert der Rezensent. Nicht glücklich findet er schließlich, wie die Übersetzer mit dem Idiom der Schwarzen verfahren sind, das McCullers so gelungen wiedergibt und das in dieser Neuausgabe in den Ohren des betrübten Rezensenten lediglich "korrekt und matt und unvermeidlich" widerhallt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2011

Sehr dankbar ist Rezensent Daniel Haas dem verstorbenen Verleger Daniel Keel, dass er sich für eine überarbeitete Neuedition der Romane von Carson McCullers eingesetzt hat. Denn man kann im vorliegenden Band nicht nur die Entdeckung machen, dass die Romane der Südstaaten-Autorin erstaunlich aktuell sind in der Kritik gesellschaftlicher Strukturen. Die überarbeitete Übersetzung findet auch einen klaren, "eleganten" Duktus, wie der Rezensent zufrieden bemerkt, mit der die Autorin aus der symbolistischen Ecke, in die sie gern gestellt wurde, ein Stück weit herausgeholt wird. Schon im Debütroman, "Das Herz ist ein einsamer Jäger" von 1940, findet Haas Sätze, die so auch direkt von Anhängern der Occupy-Wallstreet-Bewegung gesagt werden könnten und deshalb liest man ihren Romanen heute die "Wucht der politischen Streitschrift" ab, wie der Rezensent meint. Neben der Kritik von Kapitalismus und Rassismus ist es vor allem die "Verlorenheit des verwalteten Menschen", die McCullers in ihren Romanen thematisiert, so Haas. Er glaubt, dass ihre Romane eine "aus der Geschichte herandrängende Aktualität" besitzen, die sie auch behalten werden und nicht zuletzt deshalb findet er diese Neuausgabe einfach "wunderbar".
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