Chantal Akerman

Meine Mutter lacht

Cover: Meine Mutter lacht
Diaphanes Verlag, Zürich 2022
ISBN 9783035805512
Gebunden, 208 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Zeit ihres Lebens vermag die Mutter nichts zu erzählen von ihrem Leid in Auschwitz, während sich die Tochter ihre ganz eigene filmische und künstlerische Sprache erarbeitet, ein Leben in Paris und New York sucht und findet. Als die Mutter schließlich gebrechlich ist, protokolliert sie die ihnen gemeinsam verbleibende Zeit. Im wiederkehrenden Lachen der Mutter, dem Rhythmus der Tage und Nächte erinnert sich die Tochter an ihr eigenes Leben, blickt auf entscheidende Freundschaften und Liebschaften zurück.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.01.2023

Eine "Liebesspurensuche" nennt Rezensentin Manuela Reichart dieses Buch der Filmemacherin Chantal Akerman über die letzten Jahre mit ihrer Mutter, die den Holocaust überlebt hat. Sie leidet zunehmend unter Alterserscheinungen, braucht immer mehr Hilfe, für die Tochter ist das schwer auszuhalten, schreibt Reichart, auch von Suizidgedanken ist die Rede, die Akerman 2015 letztlich auch in die Tat umgesetzt habe. Die Rezensentin verneigt sich vor der Fähigkeit der Autorin, Gegenwart und Vergangenheit einfühlsam miteinander zu verknüpfen und dabei sowohl über ihre Mutter als auch über sich selbst zu schreiben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 03.12.2022

Endlich ist Chantal Akermans Buch über ihre Mutter nun auch auf Deutsch erschienen, freut sich Rezensentin Bettina Hartz. Wie auch in ihren Filmen, die Hartz mit einem schmerzvollen Blick in den Spiegel vergleicht, verrät ihr auch Akermans tagebuchartige Buch viel Wahres und Unangenehmes über uns und unsere Beziehung zu anderen Menschen; hier die schwierige, dennoch wesentliche Beziehung zu ihrer Mutter: über ihre schwere Krankheit, die ihre Knochen brüchig machte; über ihr trotzdem immerwährendes Lachen als Abwehr- und Ausweichmechanismus, aber auch als Mittel, um weitermachen zu können; um die Momente der Wahrhaftigkeit, wenn sie ihrer Wut freien Lauf ließ, wo sie doch sonst nach Ordnung und Ruhe strebte. Von all dem erzählt Akerman in der für Hartz einzig möglichen Methode, nämlich in "asymptotischer" Annäherung, die den Mittelpunkt des Schmerzes nie ganz berührt. Ein aufwühlendes Buch über die Mutter, die für Akerman stets notwendiger Bezugspunkt in ihrem Leben wie in ihren Filmen blieb, so die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.11.2022

Rezensent Fritz Göttler hat es nicht immer leicht bei der Lektüre von Chantal Akermans Mutterbuch aus dem Jahr 2013. Fast sucht er nach den komischen Momenten - und findet sie immer wieder zwischen (auto-)biografischen Episoden zwischen Mutter und Tochter, erstere alt und krank, letztere depressiv. Die Szenen "voller Grausamkeit, Unverständnis, Verzweiflung" mischen sich laut Göttler mit Kokettem, Fotos und Dialogen. Wer jeweils spricht, ist für den Rezensenten nicht immer eindeutig zu erkennen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2022

Die belgische Regisseurin Chantal Akerman hat über die letzten Monate im Leben ihrer Mutter geschrieben, einer Auschwitz-Überlebenden. Die Mutter kennt Rezensentin Maria Wiesner schon aus Akermans Filmen. Sie ist froh, ihr nun auch auf Deutsch im Buch wieder begegnen zu können. Für sie ist Akermans Sprache ihrem Filmstil ähnlich: Klar, präzise und doch differenziert. Beide Medienformen treten bei der Autorin in einen Dialog, in dem die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion immer wieder verschwimmen, so Wiesner, die uns auch erzählt, dass auch Akerman mittlerweile nicht mehr lebt, dass auch sie unter dem immer wieder hervorbrechenden Trauma des Holocaust gelitten hat. Keine ganz leichte Kost, dieses Buch, aber die Rezensentin ist klar überzeugt von seiner poetischen und persönlichen Kraft.
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