Christoph Plate, Theo Sommer (Hg.)

Der bunte Kontinent

Ein neuer Blick auf Afrika
Cover: Der bunte Kontinent
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart 2001
ISBN 9783421054630
Kartoniert, 368 Seiten, 15,24 EUR

Klappentext

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Welthungerhilfe. Der "schwarze" Kontinent ist sehr viel bunter und vielseitiger, als wir dies aus Katastrophenmeldungen und Folklore kennen. Dieses Buch will jenseits von mitleidigem Spenderblick und ideologischen Festlegungen nicht nur mit vielen Vorurteilen aufräumen, sondern vor allem informativ und lesbar die zahlreichen Facetten aufzeigen, die das heutige Afrika ausmachen...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.07.2001

Unbekanntes aus fremden Welten schon mal mit einem Augenzwinkern erzählt und ohne den Schulmeister rauszukehren - so was hätte der Rezensentin gefallen, weil das das Eigene als das scheinbar Normale relativiert, schreibt Gaby Mayr. Hin und wieder tun ihr die Herausgeber des Bandes auch den Gefallen und schieben so ein "Schmuckstück" dazwischen, wie jenes von Daniel Bax, der ihr die afrikanische Musikszene erklärt, oder Peter Winkler, der über verschiedene Weisen, Feste zu feiern, plaudert. Allein, das sind die wenigen Perlen unter lauter Seegurken. Die prinzipiell "gute Idee" eines solchen Bandes geben die Herausgeber und viele ihrer Autoren dran, indem sie lauter "blutleere Fakten" präsentieren, dass man müd wird davon und - ogottogott - schwindlig. Tja, schade, meint Mayr, der angekündigte Spagat zwischen Spannung und Erkenntnis und der "neue Blick" auf Afrika misslingen, Aufzählungen sind nun mal nicht spannend, und als Fachliteratur findet sie die meisten Beiträge dann doch zu unpräzise. Die Onkelhaftigkeit und der Zynismus mancher Artikel aber bringt sie schier auf die Palme.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.06.2001

Der Rezensent mit dem Kürzel "ach" vermisst gerade die bunte Vielfalt in dem von den Journalisten Theo Sommer und Christoph Plate herausgegebenen Sammelband. Und einen neuen Blick mag "ach" auf Afrika auch nicht werfen. Er bemängelt, dass die meisten Beiträge, für ihn journalistische Features, von Deutschen geschrieben wurden und Nordafrika nur mit einem Text vertreten ist. Afrika, das ist für den Rezensenten ein krisengeschüttelter Kontinent, der wegen seiner "kulturell bedingten Vorliebe für persönliche Herrschaft" nicht in der Lage ist, durch eine Akkumulation von Kapital und Wissen den Weg aus der Krise anzutreten. Die Betonung der Autoren darauf, dass Afrika mehr zu bieten hat als Katastrophen, hält "ach" für eine Binsenweisheit. Was er sich aber stattdessen gewünscht hätte, führt er nicht näher aus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.06.2001

Bisher hatte der deutsche Buchmarkt an kritischer und aufschlussreicher Literatur über Afrika wenig zu bieten, schreibt Andreas Eckert. "Fußnotengesättigte Spezialabhandlungen" oder Reiseführer, so seien Afrika-Interessierte abgespeist worden. Damit ist nun Schluss. Freut sich der Rezensent. Denn nun sind zwei Sammelbände über Afrika erschienen, die beide eine andere Perspektive auf den "vergessenen Kontinent" ermöglichen und "Informationen der anderen Art" bieten.
1) Plate/Sommer (Hrsg.): "Der bunte Kontinent. Ein neuer Blick auf Afrika"
Die Herausgeber, der Nairobi-Korrepondent Christoph Plate und "Zeit"-Herausgeber Theo Sommer, haben sich viel vorgenommen, denn sie versprechen, mit ihrem Sammelband informativ und lesbar einen "neuen Blick" auf Afrika zu ermöglichen. Und dieses hehre Ansinnen haben sie auch tatsächlich umgesetzt, lobt der Rezensent, denn herausgekommen sei ein sehr anregendes Kompendium, dem Eckert eine große Leserschaft wünscht. Die Aufsätze der vierzig Autoren heben sich "wohltuend" von den Abhandlungen zahlreicher Pessimisten ab, die dem Kontinent eine düstere Zukunft vorhersagten, meint Eckert. Differenziert und dabei alles andere als romantisierend würden hier Probleme in Wirtschaft, Politik, Alltag und Kultur verhandelt. Einzig am Anhang "Afrika von A bis Z" hat der Rezensent etwas auszusetzen. "Etwas mehr Mühe hätten sich die Verantwortlichen mit ihrer Auswahl schon geben können", moniert Eckert. Die Hinweise auf weiterführende und vertiefende Literatur haben bei ihm den Eindruck einer zufälligen und teilweise irreführenden Auswahl hinterlassen.
2) Okwui Enwezor (Hrsg.): "The Short Century"
Weit mehr als ein Ausstellungskatalog sei das vom Leiter der nächsten documenta, Okwui Enwezor, herausgegebene üppig illustrierte Buch, das die gleichnamige Ausstellung, zur Zeit in Berlin zu sehen, begleitet. Der Band ist für den Rezensenten Lesebuch, Bilderbuch, Aufsatzsammlung und Nachschlagewerk in einem. Besonders angetan ist Eckert auch von der abschließenden Anthologie, die eine ganze Reihe von zum Teil vergessenen Reden, Texten und Manifesten der Dekolonisationsbewegung enthalte. Auch wenn Eckert die Kriterien der Auswahl der Texte nicht ganz nachvollziehen konnte, so hält er den Band aber doch für ein sehr wichtiges Werk, in dem die Kulturgeschichte Afrikas sich eindrucksvoll ihrer selbst vergewisserte.
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