Cornelia Hecht

Deutsche Juden und Antisemitismus in der Weimarer Republik

Dissertation
Cover: Deutsche Juden und Antisemitismus in der Weimarer Republik
J. H. W. Dietz Verlag, Bonn 2003
ISBN 9783801241377
Gebunden, 428 Seiten, 32,00 EUR

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.10.2004

"Nur bedingt" kann Cornelia Hecht nach Ansicht von Rezensent Wolfram Pyta ihr Anliegen einlösen, die deutsch-jüdische Wahrnehmung des Antisemitismus in der Weimarer Republik an Hand der deutsch-jüdischen Presselandschaft zu rekonstruieren. Das liegt seines Erachtens daran, dass sie ihren Untersuchungsgegenstand zu sehr eingrenzt: So blieben die zahlreichen deutschen Juden, die sich uneingeschränkt mit Deutschland identifizierten und für die ihre Glaubenszugehörigkeit hinter ihrem Bekenntnis zur deutschen Nation rangierten, in ihrer Untersuchung außen vor. Im Mittelpunkt von Hechts Untersuchung stehen laut Pyta die neun spezifisch jüdischen Zeitungen, die ausschließlich an ein jüdisches Publikum gerichtet waren. Für Pyta stellt sich hier die Frage, wie repräsentativ eine solche Untersuchung sein kann. Methodisch bleibe Hechts Arbeit einer "konventionellen Presseanalyse" verpflichtet. Eine kulturhistorisch reflektierte Ausschöpfung der darin zum Ausdruck kommenden Sinnmuster und Deutungsformen finde allerdings nicht statt. Den "eigentlichen Vorzug" von Hechts Arbeit sieht Pyta vor allem darin, dass sie die subjektive Befindlichkeit der durch einen sich verstärkenden Antisemitismus verunsicherten deutschen Juden aufzeigt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.01.2004

Wann begann sich der Antisemitismus in Deutschland zu radikalisieren? Erst am Ende der Weimarer Republik, oder doch schon vorher? Dieser Frage geht Cornelia Hecht in ihrer Studie nach, berichtet Christoph Jahr und kann - für ihn schlüssig - eine "lange Kette von außerordentlich gewalttätigen Ausschreitungen gegen Juden" nachweisen, "auch in den vermeintlich ruhigeren Jahren zwischen 1924 und 1929/30". Vor allem die "christlichen Deutschen" versagten, hat Jahr gelernt. Kein prominenter Intellektueller habe sich "mit Verve für die Juden in die Bresche" geworfen wie dies in Frankreich etwa Emile Zola getan hatte. Alles in allem ist Jahr dann aber doch nicht so ganz zufrieden mit diesem Buch: Hecht werte ausschließlich Zeitungen aus, für unseren Rezensenten keine "objektiven Quellen". Und die liberale Tagespresse habe sie auch weggelassen. Diese hätten die Wahrnehmung des Antisemitismus jedoch stark verändert, weil sie nur selten über antisemitische Ausfälle berichtet hätten. So ist das Buch zwar ein "wichtiger Beitrag" zu unserem Wissen über den Antisemitismus, schreibt Jahr höflich, "doch die Konturen des Gesamtbildes beleiben weiterhin unscharf".