Daniel Galera

So enden wir

Roman
Cover: So enden wir
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518428016
Gebunden, 231 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Nicolai von Schweder-Schreiner. Sie waren unsterblich - damals, Ende der Neunziger, wütend und voller Aufbruch, drei Jungs und eine Frau, Protagonisten der neuen Gegenkultur aus späten Punks, krassen Künstlern und digitalen Bohemiens. Allen voran Duke, riesiges Schriftstellertalent, genialisch, unnahbar. Jetzt ist Duke tot, zufälliges Opfer eines Raubüberfalls, es ist das Jahr 2014 und Porto Alegre wie paralysiert von der sengenden Hitze und dem Streik. Am Grab ihres alten Mitstreiters kommen Aurora, Antero und Emiliano zusammen, nach einer gefühlten Ewigkeit wie Fremde. Unweigerlicher Blick zurück: Wie war das früher, und was ist aus ihnen geworden, aus den Idealen, Lebensplänen, Hoffnungen? Und: Wer war dieser Duke wirklich? War er ihr Freund? Oder hat er sie nicht doch bloß für seine Zwecke benutzt? Die immer skurrilere Suche nach einer Antwort führt die drei zu einer Hinterlassenschaft, die so berührend wie erschütternd ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.05.2018

Eine "schaurig-schöne" Untergangsstimmung erlebt Rezensent Roman Bucheli in diesem Roman des brasilianischen Autors Daniel Galera, der ihm "schillernd-fiebrig" von drei genialischen Bloggern avant la lettre erzählt, die fünfzehn Jahre nach dem Millenium und kurz nach dem Tod eines gemeinsamen Freundes auf jene Zeit zurückblicken, als sie sich noch ganz den Verheißungen der Digitalisier​ung und zugleich der zarten Hoffnung auf die nahende Apokalypse hingaben. Die Mischung aus  Distanz und Tragikomik, mit der Galera die Lebenswege der Freunde, die sich im "Nirvana des Virtuellen" verlieren, seziert, hat dem Kritiker ebenfalls gut gefallen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.04.2018

Eberhard Geisler vermutet, dass Daniel Galera der Autor sein könnte, der Ernst Jünger immer hat sein wollen, realitätsnah und wach bis zum Schmerz. Galeras "literarische Direktübertragung" funktioniert für Geisler prima. Die Geschichte um ein paar junge Avantgardisten, die sich mit dem Poststrukturalismus auseinandersetzen, gegen die Staatsgewalt demonstrieren und das Internet geschickt zu nutzen wissen, zeigt Geisler nicht nur die Probleme und Ambivalenzen der Gegenwart, sondern nutzt dazu auch den multiperspektivischen Blick, der die Wirklichkeit flüssig macht, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2018

Rezensent Christian Metz erlebt die Endzeitstimmung, die sich in Brasilien kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft ausbreitete in Daniel Galeras zweitem, erneut von Nicola Schweder-Schreiner ins Deutsche übersetzten Roman. Anhand von drei Freunden, einer Genetikerin, einem digitalen Marketing-Experten und einem Kulturjournalisten, die sich bei der Beerdigung eines gemeinsamen Freundes nach langer Zeit wiedersehen, zeichne der Autor geschickt jene Melancholie nach, die sich durch geplatzte Lebensträume und Stagnation einstellt, lobt der Kritiker. Als Generationenroman funktioniert das dank der eigensinnigen, zwischen Geistigkeit und unmittelbarer Körperlichkeit oszillierenden Figuren auch ziemlich gut, fährt er fort. Wenn Galera seine Figuren in Monologen allerdings vom Anthropozän bis zum Gen-Engeneering alles durchdeklinieren lässt, was der postmoderne Roman verlangt, wird es dem Rezensenten mitunter allerdings zu diskurslastig.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.03.2018

Verärgert fragt sich Rezensent David Hugendick nach der Lektüre des neuen Romans von Daniel Galera, "So enden wir", wohin die umfassende Gegenwartskritik, die hier geübt werde, überhaupt zielt. Die Hauptfiguren, die um die Jahrtausendwende einen kurzen Erfolg mit einem avantgardistischen Online-Magazin hatten, nun aber nur noch gescheiterte und ernüchterte Opfer des "Digitalkapitalismus" sind, wie er schreibt, sieht er nur skizzenhaft gezeichnet, während sie "kulturkritisch" vor sich hin mosern. Sprachlich ist das für ihn unterste Schiene, gedanklich ärgerlich unentschieden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.03.2018

Ernüchternd ist für Eva-Christina Meier dieser Roman des Brasilianers Daniel Galera, der darin das vielschichtige Porträt seiner eigenen Generation zeichnet. Galera erzählt von den Lebenswegen einer alten Freundesgruppe, die als Studenten gemeinsam ein Online-Fanzine herausgaben und nun ihr bürgerliches Leben fristen: Sie erschöpfen sich in universitären Machtkämpfen oder rechnen soziales Engagement in Klickzahlen um. Subtil findet die Rezensentin, wie Galera hier die Erfahrung seiner Generation, wirtschaftliche Krise und den politischen Klimawandel zusammenführt.
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