Daniel Kehlmann

F

Roman
Cover: F
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013
ISBN 9783498035440
Gebunden, 384 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

"Jahre später, sie waren längst erwachsen und ein jeder verstrickt in sein eigenes Unglück, wusste keiner von Arthur Friedlands Söhnen mehr, wessen Idee es eigentlich gewesen war, an jenem Nachmittag zum Hypnotiseur zu gehen." Mit diesem Satz fängt er an, Daniel Kehlmanns Roman über drei Brüder, die auf je eigene Weise Heuchler, Betrüger, Fälscher sind. Sie haben sich eingerichtet in ihrem Leben, doch plötzlich klafft ein Abgrund auf. Ein Augenblick der Unaufmerksamkeit, ein winziger Zufall, ein falscher Schritt, und was gespenstischer Albtraum schien, wird wahr.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2013

Am Nasenring fühlt sich Andreas Breitenstein vom Autor durch dessen neuen Roman geführt. Das ist auch schon alles, was der Rezensent gegen Daniel Kehlmann und seine Kunst einzuwenden hat, aber es ist nicht wenig. Breitenstein versucht gar nicht erst, dem Autor seine Brillanz streitig zu machen, sein Können beim Verfertigen von Pointen, süffigen Dialogen, subtiler Spannung und luziden Gedanken zum Zeitgeist, beim Erschaffen von individuellen Stimmen und elastischen thematischen und dramaturgischen Verknüpfungen. Dass ihm etwas Entscheidendes in Kehlmanns Literatur fehlt, verschweigt Breitenstein allerdings auch nicht. Kehlmann gibt in seinem Buch "Ruhm" sogar einen Hinweis darauf, wie Breitenstein erläutert. Da spricht der Autor selbstktitisch von seiner "sterilen Brillanz". Zu viel Perfektion ist am Ende tödlich, heißt das wohl. Literatur braucht das Offene, meint der Rezensent, sonst fühlt sich der Leser überflüssig.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.08.2013

Mit viel Lob bespricht Rezensentin Judith von Sternburg Daniel Kehlmanns neuen Roman "F". Fasziniert liest die Kritikerin die Geschichte der drei Brüder Eric, Iwan und Martin, die durch Schicksal oder Zufall - das bleibt die große Frage - durch ihre Vorliebe für Betrügereien verbunden sind. Aber Sternburg folgt nicht nur begeistert den Verwicklungen und Vergangenheitsbewältigungen der Brüder, die sich als Kunstfälscher, katholischer Priester oder in der Finanzbranche verdingen - und dem Autor somit Raum gewähren, drei bedeutende gesellschaftliche Bereiche mit viel Zynismus zu betrachten, sondern sie würdigt vor allem die von Kehlmann aufgegriffene Tradition, ein Buch im Buch zu beschreiben, das sie in seiner "klassisch-opulenten" Form gar an Novellen von Thomas Mann erinnert. Neben Kehlmanns brillantem Blick für zwischenmenschliche Irritationen und seiner herrlich verschwenderischen und "schlingernden" Erzählweise, lobt Sternburg insbesondere die Souveränität, mit welcher der Autor wie ein über den Dingen schwebender, "spottender Schlaumeier" mit den Erwartungen der Leser spielt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.08.2013

Zu einem eindeutigen Urteil mag sich Rezensentin Kristina Maidt-Zinke nach der Lektüre von Daniel Kehlmanns neuem Roman "F." nicht durchringen. Die Geschichte hinter dem rätselhaften F., das, wie die Kritikerin informiert, für das lateinische Wort für Schicksal - "fatum" steht, findet sie durchaus reizvoll: Gebannt folgt sie den drei Brüdern Eric, Iwan und Martin, die zwar durch einen gemeinsamen Vater, dessen Vorliebe für geschichtsträchtige Namen und ihren Hang zu Betrug und Hochstapelei, nicht aber durch die selbe Mutter verbunden sind. Gut unterhalten und in begrenztem Maße sogar intellektuell gefordert folgt die Rezensentin den Biografien der Brüder, die sich als ungläubiger katholischer Priester, homosexueller Kunstfälscher und korrupter Anlageberater durchschlagen und ihre Kindheitserlebnisse und Neurosen immer wieder selbst reflektieren. Amüsiert beteiligt sich Maidt-Zinke auch an Kehlmanns "Denksportaufgaben" und versucht im Laufe der Lektüre die Frage zu lösen, ob es sich bei den Lebensläufen der Protagonisten um Schicksal oder Zufall, um Determination oder Entscheidungsfreiheit handelt. Dennoch muss die Kritikerin gestehen, dass die Doppelbödigkeit zwischen Realität und unerklärlichen Phänomenen doch etwas zu "konstruiert" und "flach" wirkt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.08.2013

Mit großer Freude navigiert Jörg Magenau durch Daniel Kehlmanns labyrinthisches Literaturexperiment über das Schicksal und fühlt sich dabei nicht nur blendend, sondern auch auf hohem philosophischen Niveau unterhalten. Funkelnd klug, böse und dabei dennoch freundlich ist dieser Roman, der sich die Dekonstruktion von allerlei Metaphysik auf die Fahne geschrieben hat, berichtet er. Im Kern geht es dabei um drei Brüder - und noch genauer: um deren Erleben des 8. August 2008 -, die ihr Dasein allesamt in Lebenslügen, übernommenen Identitäten und anderen Vortäuschungen fristen, worin sich für Magenau das eigentliche Projekt dieses Romans auszeichnet: Wie steht es um das Verhältnis von Fatum, Fakten und Fiktionen, das unsere Lebensläufe kennzeichnet - und wie geht man damit um, wenn einem die Erkenntnis dämmert, dass das große Ganze auch ganz gut ohne einen auskommt? Magenau dankt Kehlmann jedenfalls von Herzen dafür, wie dieser ihm die "Bodenlosigkeit der Existenz ... in spielerischer Eleganz vorführt" und ihn dabei immer wieder auf falschen Fährten zur Zielgeraden lockt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2013

Sibyllinisch spricht Daniel Kehlmann der angreisten Rezensentin von seinen Figuren und ihren Theorien. Felicitas von Lovenberg wird deutlicher, wenn sie Kehlmanns neuen Roman um drei Dostojewski-Brüder und ihr Ringen mit Schicksal, Wahrheit und Lüge als souveränes, mehr denn je auf die Kraft des Erzählens vertrauendes Buch bezeichnet. Lässig erscheint ihr hier des Autors Umgang mit seinen Steckenpferden, Gedankenexperimenten, philosophischen Fragestellungen, doppelten Böden, literarischen Referenzen. Auf Lovenberg als Leserin wirkt all das sehr befreiend und befriedigend.
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