Daniel Odija

Auf offener Straße

Roman
Cover: Auf offener Straße
Zsolnay Verlag, Wien 2012
ISBN 9783552055339
Gebunden, 140 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Martin Pollack. Im Zentrum, nicht an der Peripherie einer ungenannten Kleinstadt in Polen befindet sich Daniel Odijas Ulica Dluga, die Lange Straße: Hier haust Kanada, der einst dort studierte und später für die Bonzen der Partei übersetzte. Daneben züchtet der alte Pokora angeblich Krim-Tauben, und der hagere Pattex schnüffelt Klebstoff. Die Cebula-Mädchen gehen unverdrossen ihrem Gewerbe nach, und der kleine Maka sammelt Flaschen und Altpapier, um zu überleben. In knappen Sequenzen beschreibt Odija eine Gesellschaft im Übergang, ihre Träume und Hoffnungen genauso wie ihre Exzesse und Tristesse.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.01.2013

Rezensentin Marta Kijowska freut sich, dass Daniel Odijas hinreißendes Romandebüt "Auf offener Straße" nun auch in einer vorzüglichen Übersetzung auf Deutsch vorliegt. Ein nachhaltiges "Leseerlebnis" verspricht die Kritikerin, die hier die ebenso realistisch wie erschütternd erzählte Geschichte der polnischen Gesellschaft der neunziger Jahre erlebt. Gebannt folgt sie den in "kraftvollen und gnadenlosen" Bildern beschriebenen Alltagserlebnissen der illusionslosen und gescheiterten Bewohner einer Straße in einer polnischen Kleinstadt: Die Rezensentin begegnet hier Frührentnern, Gelegenheitsarbeitern, Dieben, Prostituierten und Trinkern, die einander in Hass, Gier, Neid und immer wieder ausbrechender Gewalt gegenüberstehen. Tief beeindruckt zeigt sich Kijowska insbesondere von dem Vermögen des Autors, die "gnadenlosen" Bilder ganz nahe heranzuzoomen, um sie zugleich durch poetische und ironische Reflexionen wieder in die Ferne zu rücken.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.11.2012

Andreas Breitenstein schätzt Daniel Odija als Erzähler polnischer Tristesse seit dessen Roman "Das Sägewerk" und freut sich sehr, dass nun auch Odijas Romanerstling aus dem Jahr 2001 auf Deutsch erscheint - in der "vortrefflichen" Übersetzung von Martin Pollack. Sein skandalöses Potenzial hat der Roman in diesen elf Jahren natürlich eingebüßt, aber offenbar nicht seine Wucht: Wie Breitenstein erklärt, schildert Odija das verkommene und vergessene Leben in der Langen Straße, in der sich "Trinker und Tölpel", "Hehler und Huren", Versager und Verzweifelte das Leben gegenseitig schwer machen, ein Leben voller Neid, Hass und Gier. Interessant ist das für den Rezensenten, weil Odija zwar "brutal nah" an die Dinge heranschreibe, aber nie sozialkritische Anklage erhebe oder ähnliches. Worauf es dem Autor ankomme, sei die "poetische Gerechtigkeit" für die von ihm Dargestellten, und die erreiche man nur durch Dichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.11.2012

Rezensent Mathias Schnitzler würdigt Daniel Odijas nun endlich auch auf Deutsch erschienenes Buch "Auf offener Straße" als den "wichtigsten polnischen Roman" der letzten zehn Jahre. Denn im Gegensatz zu den meisten jungen, polnischen Autoren versuche Odija nicht, mit Erzählungen über Drogen und Homosexualität die Kirche und die Konservativen zu provozieren, sondern erzähle eindringlich, beklemmend und dennoch voller "Poesie" von Armut, Verrohung und Elend. Der Kritiker folgt dem unerbittlichen Blick des Autors hier auf die Ulica Dluga - eine Straße in einer nordpolnischen Kleinstadt, in der die Huren nicht "warmherzig", die Trinker nicht "heilig" sind, sondern für Schnaps auch mal "der Arsch hingehalten" wird. In diesem bildgewaltigen Roman wird nichts beschönigt, lobt der Rezensent, der in Odijas "dreckigem" Realismus das "verdrängte Gewissen des hippen Polens" erkennt.

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