David Mitchell

Utopia Avenue

Roman
Cover: Utopia Avenue
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783498002275
Gebunden, 752 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Volker Oldenburg. In der Londoner Psychedelic-Szene der späten Sixties finden sich Folksängerin Elf Holloway, Bluesbassist Dean Moss, der Gitarrenvirtuose Jasper de Zoet und der Jazzdrummer Griff Griffin und erschaffen zusammen einen einzigartigen Sound, mit Texten, die den Aufbruchsgeist der Zeit atmen. Nur zwei Alben produziert die Band. Doch ihr Erbe lebt fort. Dies ist die Geschichte von Utopia Avenues kurzer, rasanter Reise, von den kleinen Clubs in Soho und den englischen Provinzkäffern ins Land der Verheißung, Amerika - als der technicolorbunte Sommer der Liebe gerade etwas viel Dunklerem weicht. Ein greller Trip ins Land der Träume, der Drogen, des Sex, des Wahnsinns und der Trauer, ein Buch über einen Faustischen Pakt für Ruhm und Erfolg, über den Zusammenprall zwischen jugendlichem Aufbruch und trister Spießigkeit. Doch vor allem ist dies ein gewaltiger Liebesbrief an die Musik der Sixties, an deren Kraft, uns über alle Grenzen hinweg zu verbinden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2022

David Mitchell, der Autor des "Cloud Atlas" legt einen neuen Roman vor. "Utopia Avenue" handelt von einer Band gleichen Namens und ihrem Aufstieg in den Jahren um Woodstock. Mitchell verwebt dabei Reales und Erfundenes, was manchmal nicht recht überzeugen mag, findet Julian Weber. Die Handlungsstränge rund um Sex, Drugs and Rock'n'Roll sind ihm oft zu verworren. Der Autor habe zwar aufwendig recherchiert und erzeuge mit manchen fiktiven Ausleuchtungen realer Stars wie Janis Joplin durchaus Spannung, aber dem Rezensenten fehlt in diesem Buch eine gewisse Lebendigkeit und Lebensnähe zum Beobachteten. Noch ausbaufähig, meint Weber.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.09.2022

Rezensent Wolfgang Schneider beeindruckt vor allem der Konstruktionswille von David Mitchell, genial kann er Mitchells neuen Roman aber nicht finden. Zu plakativ fährt der Autor in seiner Geschichte um die steile Karriere einer fiktiven Londoner Band der späten sechziger Jahre Prominenz wie Janis Joplin, Jimi Hendrix, John Lennon auf, lässt sie allerhand Sentenziöses sagen. Den experimentierfreudigen, auch an Okkultem interessierten Geist der Zeit aber trifft er mit seinem breit gepinselten Realismus recht gut, gibt Schneider zu. Burlesk inszeniert der Autor LSD-Trips, entfesselten Sex und Protestkultur, staunt der Rezensent. Und wie gekonnt Mitchell die erdachten Songs seiner Band beschreibt, lässt Schneider glatt auf Youtube nach ihnen fahnden.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.07.2022

Rezensentin Katharina Teutsch scheint zwiegespalten angesichts von David Mitchells fiktiver Aufstiegs-Biografie einer psychedelischen Folkrock-Band aus dem London der wilden 1960er. Einerseits vergisst sie wegen Mitchells gekonnter Jonglage mit Fakt und Fiktion zwischendurch, dass die Band nie existiert hat, und sucht verzweifelt nach deren Alben auf Spotify. Andererseits verblüfft sie, wie unterkomplex der Text gebaut ist und wie didaktisch der Autor seinen Lesern bisweilen die 60er zu vermitteln versucht. Am besten funktioniert der Roman laut Teutsch, wenn man sich einfach auf sein eher langsames Erzähltempo einlässt und mit den Bandmitgliedern rockt, feiert und leidet. Etwas englische Sozialgeschichte erhält die Leserin dann gratis dazu, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.07.2022

Rezensent Wieland Freund erkennt in David Mitchells neuem Roman mehr als eine Bandgeschichte aus dem London der wilden 1960er. Neben Prototypischem wie Gigs, Plattenaufnahmen, ersten Chart-Erfolgen und dem alten Macho-Rock-'n'-Roll bietet Mitchell laut Freund einen ambitionierten "Unterroman" seines Gesamtwerks, in dem Kennern manches und manche bekannt vorkommen dürften, wie er vermutet, aber auch einen Künstler- und Gesellschaftsroman, in dem Brian Jones, Bowie und Joplin die Szenerie kreuzen, Vietnam und ein waschechter Klassenkonflikt eine Rolle spielen und die Frage aufgeworfen wird, wie der richtig gute Song entsteht - und wieso eigentlich.