David Peace

Tokio, neue Stadt

Roman
Cover: Tokio, neue Stadt
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2021
ISBN 9783954381272
Gebunden, 432 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Peter Torberg. Tokio, 5. Juli 1949. Sadanori Shimoyama, Präsident der Nationalen Japanischen Eisenbahngesellschaft, verschwindet spurlos - einen Tag nachdem er die Entlassung von 30.000 Angestellten verkünden musste. Die amerikanischen Besatzer führen in dem kriegsversehrten, gedemütigten Land umfassende Reformen durch, ohne Rücksicht auf Verluste. Auf den Straßen herrschen Gewalt und Chaos, die Kommunisten gewinnen an Einfluss, was die Amerikaner mit allen Mitteln verhindern wollen. Detective Harry Sweeney aus der Abteilung für öffentliche Sicherheit leitet die Vermisstensuche, auf direkten Befehl von General MacArthurs Hauptquartier. Doch dann wird der verstümmelte Leichnam Shimoyamas gefunden. Der Präsident der Nationalen Eisenbahngesellschaft wurde von einem Zug überrollt. Hat er Selbstmord begangen, aus Verzweiflung darüber, Abertausend Menschen ins Elend zu stürzen? Oder waren die Kommunisten für seinen Tod verantwortlich? Der Krieg ist vorbei, aber die dunklen Schatten der Vergangenheit werden immer länger …

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.06.2021

Rezensentin Sylvia Staude verortet den britischen Autor David Peace auf einem "einzigartigen Außenposten" der Kriminalliteratur. Wie bereits in seinen vorigen Romanen widmet sich Peace, der lange in Japan lebte, auch in "Tokio, neue Stadt" einem historischen Verbrechen, dem mysterösen Tod des Eisenbahnchefs Sadanori Shimoyama, der kurz zuvor 30.000 Arbeiter entlassen wollte. Wie Staude von Peace erfährt, liegen die Akten zum Fall bei der CIA noch immer unter Verschluss. Herausragend macht diesen Roman für die Rezensentin jedoch nicht die Handlung, die ihr tatsächlich viel über die Besatzungszeit vermittelt, sondern in der hypnotisierenden Sprache, dem rhythmischen Sound, der sie tief in die Dunkelheit hinabzieht, die um die Figuren herum und in ihrem tiefesten Inneren herrsche.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.05.2021

Rezensent Kai Spanke ist von David Peaces neuem Krimiroman "im besten Sinne irritiert". Der letzte Teil der Tokio-Trilogie beschäftigt sich, wie uns der Rezensent wissen lässt, mit dem ungeklärten Tod eines japanischen Eisenbahndirektors, der gerade dreißigtausend Mitarbeiter entlassen hat. Dabei lässt der englische Autor dem Rezensenten zufolge Fall, Zeit oder Charaktere hinter Stilistik und Handlungsorganisation zurücktreten. Besonders beeindruckend findet Spanke den Einsatz lyrischer Elemente, die sich ihm zufolge "harmonisch perfekt" durch den Handlungsfluss ziehen. Die Könnerschaft des Autors erkennt der Rezensent darin, wie Peace abwechselnd Poesie und Wahrhaftigkeit in den Vordergrund treten lässt. Angesichts dieses "stimmigen Gesamtgefüges" verzeiht er dem Autor gern, dass der Kriminalfall nicht aufgeklärt wird.
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