David Thomson

Seehundgesang

Irische und schottische Legenden
Cover: Seehundgesang
Mare Verlag, Hamburg 2005
ISBN 9783936384383
Gebunden, 317 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Seamus Heaney. Ins Deutsche übersetzt von Eike Schönfeld. Michael Sean, ein armer Fischer, fand eines Tages in der Nähe seiner Kate einen Heuler mit schneeweißem Fell. Sein Gewissen rang mit seiner Gier und unterlag. Er erschlug den jungen Seehund, um sich aus dessen Fell den schönsten Wams im Dorf zu nähen. Es verging auf den Tag ein Jahr. Dann wurde Michael Sean tot aufgefunden, erschlagen, und zwar genau an der Stelle, an der er einst den jungen Seehund getötet hatte. Eine andere Sage erzählt von der unheimlichen Cousine, die stets Röcke trug, die bis auf den Boden reichten. Niemand sprach aus, was sich nur die Kinder unter dem Küchentisch zuflüsterten: Dass die unheimliche Cousine ein Robbenmensch war, der unter seinen langen Röcken keine Beine, sondern einen Robbenschwanz verbarg.
David Thomsons Buch ist das Ergebnis langer Wanderungen: Ende der vierziger Jahre hat der Autor den westlichen Rand Europas von den Shetland-Inseln bis zur Küste von Kerry erforscht. In Gegenden, von denen die Menschen lange Zeit glaubten, sie seien das Ende der Welt, kehrte er in entlegene Pubs und windschiefe Fischerhütten ein, um sich von den Bewohner Seehundslegenden erzählen zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.04.2006

Mit der vorbildlichen Übersetzung und Veröffentlichung irischer und schottischer Sagen, die der Brite David Thomson vor über 50 Jahren für die BBC sammelte, habe der Marebuchverlag einen wunderbaren Schatz gehoben, so der beglückte Georg Sütterlin. Die alten Legenden aus dem keltischen Sprachraum erzählen von den geheimnisvollen Verbindungen der Seehunde, genauer gesagt der Kegelrobben, zum Leben der atlantischen Küstenbewohner. Sie berichten von Männern, die Seehundfrauen heiraten oder Babys, die von Seehundmüttern gestillt werden. Darüber hinaus schildert Thomson auch das karge Leben der Fischer und Kleinbauern in den vierziger und fünfziger Jahren vor "dem Einzug der Television" als die "Bereitschaft Geschichten zu erzählen und zu hören" noch vorhanden war. In der künstlerischen Aufbereitung sei ein "stilles und leuchtendes Buch" über eine versunkene Welt entstanden, resümiert Georg Sütterlin zufrieden.