Dirk Blasius

Carl Schmitt

Preußischer Staatsrat in Hitlers Reich
Cover: Carl Schmitt
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2001
ISBN 9783525362488
Kartoniert, 250 Seiten, 30,58 EUR

Klappentext

Die Lebensgeschichte Carl Schmitts ist untrennbar mit der Unheilsgeschichte des Nationalsozialismus verknüpft. In seinem Werk hat er die Signale seiner Epoche aufgenommen und selbst Signale gesetzt. Die Beschäftigung mit Carl Schmitt kann sich daher nicht lösen von der historischen Konstellation des Nationalsozialismus. Während viele Interpretationen diese geschichtliche Folie ignorieren, stellt Dirk Blasius die historische Figur Carl Schmitt in das Zentrum seines Buches. Er verfolgt Schmitts Weg in der Politik seiner Zeit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.01.2002

Mit der Monografie von Dirk Blasius zu Carl Schmitt zeigt sich der Rezensent Thomas Mayer durchaus einverstanden. Dieser bewege sich bei seinen Ausführungen "innerhalb der Forschung zur Auflösung der Weimarer Republik", wobei es ihm gelinge, Schmitts Affinität zur NSDAP plausibel darzustellen und eine Kontinuität in dessen Handeln und Denken herauszuarbeiten. Auch die Tatsache, dass in diesem Werk auf die Mitschrift des Prozesses verwiesen werde, in dem Schmitt die Reichsregierung von Papens gegen das liberale Preußen beriet, hebt der Rezensent lobend hervor.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.07.2001

In einer Doppelrezension bespricht Stefan Breuer zwei Bücher, die sich mit Carl Schmitt und seiner Rolle im Nationalsozialismus befassen.
1.) Dirk Blasius: "Carl Schmitt. Preußischer Staatsrat in Hitlers Reich" (Vandenhoeck und Ruprecht)
Nach Breuers Diagnose geht es dem Autor hier vor allem darum, Schmitts Mittlerstellung "zwischen den alten 'nationalkonservativen' Eliten und der neuen, nationalsozialistischen Führerschicht zu beleuchten". Bei den Ausführungen im Detail ist der Rezensent jedoch nicht in jedem Punkt mit dem Autor einverstanden. So habe Blasius Schmitt eine "subjektive Affinität (...) zum Nationalsozialismus unterstellt". An so mancher Stelle hätte sich der Rezensent mehr Beweise als Behauptungen gewünscht, darüber hinaus sieht Breuer einige Äußerungen Schmitts, etwa im Zusammenhang mit Rassenhygiene, völlig falsch interpretiert. Doch obwohl der Rezensent in vielerlei Hinsicht anderer Meinung ist als der Autor, kann er dieser Buch grundsätzlich wegen seines hohen Informationsgehaltes und der "Klarheit und Sachkundigkeit der Darstellung" empfehlen.
2.) Richard Faber: "Lateinischer Faschismus" (Philo)
Für die Thesen Fabers kann sich der Rezensent in keiner Weise erwärmen. Er sieht hier gar Planierraupen am Werk, die alles einebnen, "was es doch gerade auseinander zu halten gäbe". Und so walzen sich Planierraupen über Cäsarismus, Bonapartismus und NS-Regime, der Nationalsozialismus wird von der "Papstkirche" hergeleitet, mit dem Ergebnis, dass der Nachweis, Schmitt sei für den Nationalsozialismus eingetreten, überflüssig wird: Er war ja Katholik, also 'Römer', empört sich Breuer über Fabers Darstellung. Um Schmitt selbst geht es hier eigentlich gar nicht, findet der Rezensent. Vielmehr sei dieser nur "der Anlass, dem Bösen in der Geschichte auf die Spur zu kommen, das für ihn (Faber) mit dem 'ewigen Römer' identisch ist".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2001

Paul Noack, selbst Verfasser einer Carl-Schmitt-Biografie, lobt das Buch von Blasius, denn es scheint ihm im Publikationsstrom zu Schmitt eine angenehme Ausnahme zu sein, weil Blasius unvoreingenommen - keine Globalattacke, keine Apologie - das Thema bearbeitet und neue Quellen mit bemerkenswerten Funden erschließt: das Geheime Staatsarchiv in Berlin und das Bundesarchiv in Koblenz. Eine seiner Hauptthesen richte sich gegen die Annahme, dass die Ernennung zum Preußischen Staatsrat vor allem persönliche Eitelkeit war. Schmitt habe vielmehr der Exekutive Hilfe bei der Erarbeitung der Gesetzestexte geleistet und vor allem auf frühe NS-Texte in entscheidender Weise eingewirkt, er habe in seiner Arbeit in den Dimensionen des Führerstaates gedacht. Kritik äußert Noack zu dem letzten Drittel des Bandes, denn mit einigen Vermutungen, vor allem zu Schmitts Artikel "Der Führer schützt das Recht", begebe er sich auf "den Weg jener Interpretationsartistik, von der er sich zuvor so wohltuend freigehalten hat." Im Ganzen lobt er doch das Buch als "intelligente Diskussionsgrundlage", weil es zeigt, dass Schmitt einer der eifrigsten Juristen der ersten NS-Jahre war - und nicht bloß Theoretiker. Der Gegenwartsbezug, so das Fazit der Studie, sei der Schlüssel zum Aussagegehalt von Schmitts Publikationen.
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