Dirk von Lowtzow

Aus dem Dachsbau

Cover: Aus dem Dachsbau
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2019
ISBN 9783462050790
Gebunden, 192 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Dirk von Lowtzow, Sänger und Songwriter der Band Tocotronic, durchmisst in einer schrägen Enzyklopädie sein Leben, die Kunst, die ihn beschäftigt, die Welt, die ihn umgibt. Von "Abba" bis "Mohammed", von "Dachs" bis "Operettenbär", von "Hysterie" bis "Riten", von "Ekstase" bis "Idiotentest". Er erzählt von Kindheit und Jugend in der Schwarzwaldhölle, von Aufruhr und Angst, vom Tod des engsten Kindheitsfreundes, vom sehnsüchtigen Umherschweifen und der Sozialisation durch Popmusik, Comics, Filme. Von Plüschophilie, Piratinnen, Peter O'Toole und Phantomen. Wir erfahren, wohin es ihn treibt, wenn die Musik verstummt, die Festival-Wiese bereits feucht vom Tau und kein Tourbus mehr in Sicht ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.03.2019

Rezensent Timo Karl Kaleyta krabbelt in Dirk von Lowtzows "Dachsbau" , in der Hoffnung, in den hier versammelten Miniaturen Funkelndes oder wenigstens Misslungenes zu finden. Findet er aber nicht. Denn das Buch ist so "nett" wie Lowtzow selbst, fährt der Kritiker fort, der den Tocotronic-Frontmann hier bei einsamen Kinobesuchen, China-Imbissen und anderen "banalen" Alltagsmomenten begleitet, nebenbei erfährt, dass der Dirk viel raucht, oft müde ist, Kalk, Fußball und Bahnreisen nicht so gern mag und insgesamt ganz "menschlich" ist. Kaleyta hat schon schlechtere Musikerbücher gelesen, aber von Lotzow auch schon Besseres gehört: Dessen vor ein paar Jahren erschienene Lesung von Christian Krachts "Faserland" nämlich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 05.03.2019

Julia Schröder attestiert dem Musiker Dirk von Lowtzow literarisches Talent. Einige der autobiografisch inspirierten Texte im Band heben ab und die Rezensentin mit ihnen, berühren, erheitern oder verstören sie. Der Autor kann der Rezensentin den Geist des Punk vermitteln, das Gefühl des Andersseins und die Enge einer Jugend im Schwarzwald. Er schreibt liebevoll über Weggefährten und abwegig-komisch genug, um dem Sentimentalen zu entgehen, versichert Schröder. Die Kunst des Weglassens beherrscht Lowtzow auch in diesen konzentrierten, mal hermetischen, mal sehr menschlichen Erinnerungstexten, versichert uns Schröder.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.02.2019

Dirk von Lowtzow ist ja nie einfach nur Musiker gewesen, meint Rezensent Aram Lintzel, und ist daher kaum überrascht, dass der Tocotronic-Frontmann nun mit "Aus dem Dachsbau" sein literarisches Debüt vorlegt. Darin erschließt er sich die eigene Vergangenheit durch alphabetisch geordnete Mini-Memoirs, beschreibt der Rezensent. Ähnlich wie in seinen Liedtexten hält sich von Lotzow meist eher bedeckt, sobald es um allzu Persönliches geht und beschreibt eher, wie das Außen auf ihn einwirkt. Sein Ton bleibt dabei angenehm klar und schlicht, lesen wir, oft humorvoll, leicht, manchmal melancholisch. Oft erscheinen Tiere und Gegenstände als "beseelte" Wesen, denen der Erzähler während seiner Streifzügen begegnet, dann schimmert ein Hauch Walter Benjamin oder E.T.A. Hoffmann durch den Text, so Lintzel. Besonders reizvoll findet der Rezensent jene Ambivalenz, mit der Lowtzow vor allem seine Kindheit beschreibt. Dort drückt sich ganz nachvollziehbar jenes widersprüchliche Streben nach Geborgenheit einerseits, Abenteuer und Freiheit andererseits aus, so der hingerissene Rezensent. Was die Liebe angeht, hätte der Autor nach Meinung Lintzels allerdings ruhig ein bisschen freizügiger sein können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.02.2019

Oliver Jungen sieht in Dirk von Lowtzows Buch zwar nicht gerade den großen Wurf, mehr als Fanlektüre dann aber sehr wohl. Das liegt an von Lowtzows poetischer Ader, die hier in Miniaturen und Gedichten eigene Erinnerungen humorvoll, reflexiv, assoziativ und doch leicht mit Gedanken zu Tod, Pop und Hubert Fichte zu einer kleinen Geschichte der Menschheit oder doch immerhin einer westdeutschen Mittelklasseexistenz ab 1971 verbindet. Ein hübscher Wald aus Zeichen, meint Jungen, "stilistisch wacker", postpostromantisch, und am Ende tatsächlich so etwas wie ein Entwicklungsroman.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.02.2019

Moritz Baßler hütet sich, die autobiografischen Prosaskizzen von Dirk von Lowtzow zu unterschätzen. Mehr als Spielerei mit Fotos, Gedichten und Erinnerungen scheinen ihm die Texte, die nie prätentiös oder zu schwer sind. Neben Einblicken in Tourgeschehen und musikalische Einflüsse bieten sie Baßler beim Übergang in die Fiktion eine "versponnene" vordigitale Mythologie oder auch eine neue emotionale Topografie der Bundesrepublik jenseits großer Narrative, nämlich als Vermessung der Räume von A wie Asterix und Autobahnzubringer bis Z wie Zorro (oder so ähnlich).

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.02.2019

Rezensent Gerrit Bartels hört Tocotronic-Sänger Dirk von Lotzow lieber, als dass er ihn liest. Dessen "autobiografische Enzyklopädie", die von "A wie Abba über D wie Diskurs" bis hin zu "Z wie Zeit" reicht und Miniaturen aus Lotzows Leben versammelt, hat zwar durchaus gute, poppige Passagen, findet Bartels. Wenn ihm der Sänger allerdings mit allzu gewolltem Künstlerdrang von Gesprächen mit Meisen erzählt und statt präzise zu werden lieber "verschwiemelt", meint der Kritiker: Schuster, bleib bei deinem Leisten.