Edem Awumey

Nächtliche Erklärungen

Roman
Cover: Nächtliche Erklärungen
Weidle Verlag, Bonn 2020
ISBN 9783938803974
Kartoniert, 208 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Stefan Weidle. Ito Baraka wird sterben. In einer feuchten, lichtlosen Souterrainwohnung in Hull bei Ottawa. Dort lebt er mit seiner Freundin Kimi Blue, sie ist indigener Herkunft und heroinsüchtig. Doch bevor Ito an Leukämie stirbt, muss er noch dieses Buch fertigschreiben, den Roman, in dem er erzählt, was in seinem Heimatland geschehen ist, wo die Sonne die Haut verbrennt, das Gehirn austrocknet und das Augenlicht löscht. In dem Land brennt eine weitere Sonne, ein Diktator, der Angst hat. Und wenn ein Diktator Angst hat, dann schlägt er um sich. Zuerst trifft es einige junge Studenten, die Flugblätter mit Zitaten Samuel Becketts verteilen, dann die Alten, denen er Zauberkräfte unterstellt. Ito, einer der Studenten, lernt den viel älteren Koli Lem kennen, als sie im Straflager eine Zelle teilen. Koli Lem ist blind geworden, als seine Folterer ihn in die Sonne starren ließen. Doch niemals trennt er sich von seinen Büchern. Im Schein einer gestohlenen Petroleumlampe liest Ito ihm nachts vor, und in den Werken der Weltliteratur finden sie gemeinsam in eine Zone, in der ihnen niemand etwas anhaben kann. Nach dem Zusammenbruch des ungenannten Staates kommt Ito frei. Er beginnt zu schreiben und erhält ein Arbeitsstipendium in Kanada, wo er bleibt. Doch er lebt zwischen zwei Welten, die sich nicht vereinen lassen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2020

Rezensent Andreas Platthaus dankt Verlag und Verleger für das Wagnis der Übersetzung und Publikation des Romans von Edem Awumey. Dass der Autor mit seiner kritischen Sicht auf kanadische Zustände in seiner Exilheimat, die er kalt und abweisend findet, nicht wohlgelitten ist, wundert Platthaus nicht. Die Veröffentlichung bei uns erscheint ihm umso wichtiger, weil der Autor mit seiner Geschichte eines afrikanischen Migranten in Quebec das Unversöhnliche und Trennende von Flucht und Exil anspricht. Und auch die indigene Bevölkerung scheint wie verloren in dem Roman. Ein Buch, von dem der Leser keine "Wildnisromantik" erwarten darf, so Platthaus, "Weltläufigkeit" aber sehr wohl.
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