Elif Özmen

Was ist Liberalismus?

Cover: Was ist Liberalismus?
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518300053
Kartoniert, 208 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Wer über Demokratie spricht, darf über Liberalismus nicht schweigen. Liberale Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Menschenrechte und Toleranz gehören zum festen Bestand moderner Demokratien. Daher ist die gegenwärtig vielbeschworene Krise der Demokratie auch eine Krise des Liberalismus. Dieser könne, so meinen viele, seine Versprechen nicht mehr einlösen. Gegen die allzu geläufigen Gemeinplätze und Krisendiskurse über den Liberalismus positioniert sich das Buch Elif Özmens mit einer systematischen Darstellung seiner philosophischen Grundlagen, normativen Architekturen und aktuellen Kontroversen. Eine Verteidigung des Liberalismus als der am wenigsten schlechten unter den Regierungs- und Lebensformen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.2023

Ein wichtiges Buch hat Elif Özmen geschrieben, findet Rezensentin Livia Gerster, allein, die Präsentation ist vielleicht nicht ideal. Die Philosophieprofessorin verteidigt den Liberalismus als die beste aller schlechten Alternativen, lernen wir. Ausgangspunkt ist John Rawls und dessen Freiheitsbegriff, der, wie Gerster mit Özmen ausführt, mit staatlicher Lenkung durchaus kompatibel ist, da nur der Staat garantieren kann, dass Freiheitsrechte auch in Anspruch genommen werden können. Auf dem Individuum ist die liberale Ordnung gegründet, so Özmen laut Gerster, und sie ist nicht auf ein Endziel hin entworfen, sondern bleibt stets ein Prozess. Özmen wendet sich deutlich gegen kulturrelativistische Kritik am Liberalismus, erläutert Gerster, der Liberalismus muss den Anspruch haben, für alle zu gelten, sonst hat er keine Substanz. Das alles wäre freilich noch überzeugender, kritisiert Özmen, wenn die Thesen stärker im Konkreten verankert wären, in historischen Beispielen, vor allem aber in einer Auseinandersetzung mit den Feinden des Liberalismus in der Gegenwart, von rechts über woke bis links. Özmens Buch möchte eine wissenschaftliche Arbeit sein, gesteht Gerster ein, schön und gut, aber dennoch wäre eine sprachlich klarere, eingängigere Verteidigung des Liberalismus gerade jetzt hilfreich.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.10.2023

Rezensentin Paula Keller bedankt sich bei der Philosophin Elif Özmen für wertvolle Definitionsarbeit in Sachen Liberalismus. Was und wer prägte die liberale Tradition? Özmens Erkenntnisse findet Keller so lesenswert, weil die Autorin sich nicht auf eine strikte Definition festlegt, sondern Ähnlichkeitspaare findet: Hobbes und Kant, Mill und Marx oder auch Hobbes, Mill und Popper (wenn es um die Einschränkung staatlicher Gewalt geht). Für Keller ein erfrischender Ansatz.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.08.2023

Rezensent Thomas Zaugg vermisst in Elif Özmens Frage nach der Substanz des Liberalismus Greifbares. Politische Realitäten kommen im Band ebensowenig vor wie historische Vorbilder. Wenn Özmen erläutert, warum der Liberalismus heute Linken wie Rechten als Feindbild taugt, kann Zaugg allerdings etwas lernen. Und warum die meisten Gegner des Liberalismus eigentlich Befürworter sein sollten, erklärt ihm die Autorin auch auf anregende Weise. Am Eindringlichsten findet Zaugg Özmens Aufruf an abtrünnige Liberale: Der Liberalismus taugt als universelle Lebensform für alle Vernunftbegabten.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 01.07.2023

Rezensent Jakob Hayner gefällt, dass Elif Özmen in ihrem Buch ganz praktisch liberale Tugenden pflegt, wenn sie die Krise des Liberalismus untersucht, indem sie einzelne Kritiken offen und respektvoll diskutiert. Darüber hinaus bietet der Band laut Rezensent ein überzeugendes Plädoyer gegen die Zementierung des Liberalismus und für eine Praxis, in der er sich bewähren kann. Selbstkritik und Selbstüberprüfung anhand der Wirklichkeit (namentlich anhand des Standes der Gerechtigkeit) empfiehlt die Gießener Philosophin und liefert eine gelehrte Antwort auf die Frage, was Liberalismus ist und sein kann, findet Hayner.

Buch in der Debatte

FAZ 23.08.2023
Der Liberalismus stellt heutzutage ein Feindbild für viele politische Lager "von ganz recht bis ganz links" dar, erklärt die Philosophin Elif Özmen, die auch ein Buch zum Thema geschrieben hat, im FR-Gespräch. Viele setzten ihn fälschlicherweise mit dem Neoliberalismus gleich, der soziale Fragen gänzlich ignoriere. Eine funktionierende Demokratie, so Özmen, baut sowohl auf liberalen Grundsätzen als auch auf deren staatlicher Regulierung auf. Unser Resümee