Elisabeth Binder

Der Nachtblaue

Roman
Cover: Der Nachtblaue
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2000
ISBN 9783608935462
Gebunden, 172 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Rom, Anfang Dezember: Sie sieht ihn, den Unbekannten, abends, im Dämmer der Kirche Aracoeli. Und verliert ihn später, im Gedränge der Stadt, aus den Augen. Doch wird sie fortan nach ihm suchen, denn er hat auf fast magische Weise ihr Interesse erregt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.09.2000

Volker Breidecker ist über dieses Buch geteilter Meinung. Einerseits ist er beeindruckt von dem Wissenshintergrund der Autorin, die - wie er feststellt - nicht nur in der Rom-Literatur äußerst bewandert ist, sondern auch offensichtlich zahlreiche Filme gesehen hat: Von Hitchcocks "Die 39 Stufen " über "Die Vögel" bis hin zu Nicolas Roegs "Wenn die Gondeln Trauer tragen", mit welchem das Buch einige Parallelen aufweise. Ihm gefällt auch, wie die Autorin den Leser durch die Stadt führt, da sie viel Ortskenntnis beweise, ohne dabei jedoch wie ein Reiseführer vorzugehen. Probleme hat Breidecker vor allem mit der Sprache in diesem Roman. Wenn sich "Grammatik und Syntax zu wahrhaft aulischen und kurialen Höhen" emporschwingen, fühlt er sich zwar geradezu an Homer oder Hölderlin erinnert. Doch sieht er gerade in der heroisch anmutenden Ausdrucksweise, die sich an der "Physiognomie der Formenwelt" der Stadt orientiere, die Schwächen des Buchs: die "deutschsprachige Prosa wird darunter schwerer als Blei", meint er. Ihm diese Sprache nicht lebendig genug: "Gehen Sie auf die Straße. Lauschen Sie dem Tag!", rät er der Autorin und ihrer Protagonistin.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.05.2000

Dorothea Dieckmann ist begeistert von der „hellsichtigen Präzision“ dieses Romans. Wer sich Rom je „hingegeben“ hat, erlebe, während er die Streunerin C. auf ihrem Streifzug durch Rom begleite, bei der Lektüre „kleine Ausschüttungen von Erinnerungen“. Es ist vor allem die Sprache, die die Rezensentin beeindruckt hat: unprätentiös, gelegentlich salopp und dann wieder mit „höchst lyrischen Passagen“, die Bögen zeichneten, in denen man die Arkaden Roms erkenne, ohne dabei um das Elend der Stadt „betrogen“ zu werden. Auf gar keinen Fall sollte man sich vom „billigen Pathos“ des Klappentextes beeindrucken lassen, warnt Dieckmann. Das käme einem nach dieser inspirierten Rezension eh nicht mehr in den Sinn.
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