Elisabeth Binder

Orfeo

Roman
Cover: Orfeo
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2007
ISBN 9783608937251
Gebunden, 168 Seiten, 17,00 EUR

Klappentext

Im Zug nach Venedig: Der Schweizer Fabrikant Bauer will dort nach einer Frau suchen, die er einst begehrte, die dann seine Ehefrau wurde und die ihn kurze Zeit darauf verließ. Stella, aufregend schön, eine Sensation in dem verschlafenen Schweizer Dorf damals, die er nie vergessen konnte. Jetzt, gegen Ende seines Lebens, will er wissen, was aus ihr geworden ist ... Elisabeth Binder schreibt in diesem kleinen Roman, der seine Geheimnisse an der Oberfläche versteckt, über die Hoffnung, ohne die wir keine Stunde leben können und die uns doch zum Narren halten kann, Jahrzehnte lang. Bauer sucht seine einstige Geliebte in den Gassen und Restaurants der Stadt, auf den Plätzen und Brücken. Und er findet sie - verliert sie wieder und begegnet ihr in einem Rencontre, das völlig anders ausgeht, als er es sich je hätte vorstellen können. Nicht wenige der Momente dieses Romans haben wir so ähnlich auch schon erlebt - deja vu. Wo warst du wirklich all die Jahre, denkt nicht nur der Held, als er den Wassern der Lagunenstadt den Rücken kehrt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.06.2007

Maike Albath räumt die Schwierigkeit ein, es mit Venedig als Handlungsort zu versuchen. Das Misslingen von Elisabeth Binders Roman kann damit alleine aber nicht erklärt werden. Den als Duett eines ehemaligen Liebespaares konzipierten Text erfährt sie als "klägliches Geraune", das der für Albath wenig überraschende, in "altersmilde Befriedung" mündende Plot nicht zu dämpfen vermag. Mächtig irritierend erscheint der Rezensentin, dass die Sprache dem Formprinzip der Zweistimmigkeit in diesem Buch so gar nicht folgen mag und das schöne Konfliktpotential hoffnungslos entschärft. Für zwei individuelle Stimmen hat es offenbar nicht gereicht. Intensität, findet Albath, kann so nicht entstehen. Ein "unfreiwillig komischer Kontrast" zu Venedig natürlich schon.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.02.2007

Als "faszinierend" bezeichnet Beatrice von Matt Elisabeth Binders dritten Roman, und man denkt schon fast, sie betrachtet ihn wie der Vulkanier Spock aus der Crew des Raumschiffes Enterprise, der Dingen eine "intellektuelle Neugierde" entgegenbringt, sie aber oft nicht nachvollziehen kann. Aber dann ist die Rede von "Ergriffenheit", und es wird deutlich, dass Matt tatsächlich berührt ist von der Geschichte eines früheren Liebespaars, das sich im Alter noch einmal trifft. Waren die Vorgängerwerke noch etwas zu deutlich um Kunstfertigkeit bemüht, gelange Binder hier zu einer anstrengungslosen Eleganz, die sich nicht zuletzt durch eine lyrische Sprache manifestiere, die "liquide und beweglich" bleibt. Großartig findet Matt auch, wie die Autorin sowohl die Orpheus-Gestalt des Hans Bauer als auch die Eurydike-Figur von Stella zu ihrem Recht kommen lässt. Da capo, ruft die Rezensentin, und gibt einen eindeutigen Lektüretipp ab: "Wie die alternden Partner sich zu finden scheinen und halbwegs wieder auseinander geraten, das muss man lesen."
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