Emily Dickinson

Emily Dickinson - Gedichte

Englisch und Deutsch
Cover: Emily Dickinson - Gedichte
Carl Hanser Verlag, München 2006
ISBN 9783446207820
Gebunden, 560 Seiten, 45,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Gunhild Kübler. Emily Dickinsons unerschrockene Herzenserforschung, ihr zauberspruchhafter Ton und ihr sprachlicher Eigensinn sind einzigartig. Weltweit werden ihre Verse, obwohl schon 150 Jahre alt, zu Recht als moderne Lyrik gelesen. Diese erste repräsentative deutsche Dickinson-Ausgabe bringt - zweisprachig - mehr als 600 Gedichte in neuer Übersetzung und eröffnet überraschende neue Sichtweisen auf die amerikanische Dichterin, die in Deutschland bisher als Geheimtipp galt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.01.2007

Die Rezensentin Angela Schader hat sich entschieden, Gunhild Küblers Ausgabe der Gedichte von Emily Dickinson im Rückgriff auf Werner von Koppenfells' ältere Ausgabe zu besprechen. Die Entscheidung, welche der beiden Versionen die bessere ist, fällt ihr jedoch außerordentlich schwer. Während Koppenfells die Gedichte gekonnt und aufschlussreich nach Themen bündelt und in seiner textnahen, und daher "widerständigen" Übersetzung Dickinsons "radikale Fremdheit" erspüren lässt, ordnet Kübler die Gedichte in chronologischer Reihenfolge an und erhebt Dickinsons "Formwillen" zum leitenden Prinzip ihrer stärker am Klangbild orientierten Übersetzung. Letztendlich empfiehlt die Rezensentin, sich beide Bücher anzuschaffen, um in den Genuss ihrer fruchtbaren Synergie zu kommen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.12.2006

Rezensentin Iris Radisch findet es schwierig, die Kunst der Dichterin Emily Dickinson mit den richtigen Worten zu beschreiben. Am ehesten fühlt sie sich bei der Lektüre an den "Flügelschlag eines Schmetterlings" erinnert: "Man spürt zunächst gar nichts ... und plötzlich ist man erleuchtet", meint sie. Die Kritikerin zeigt sich beeindruckt von Dickinsons Lyrik: Zwar wirke mancher Text "unzugänglich", doch die Worte kämen wie "frisch getauft" daher und ließen den Leser den Sinn "erkennen wie ein Kind", das nichts Vergleichbares vorher gelesen oder gesehen hat. Lob zollt Radisch auch Gunhild Kübler, die die Auswahl der Texte und deren Neuübersetzung vorgenommen hat. Zum einen hält sie ihr Nachwort für "die beste deutschsprachige Einführung" in Dickinsons Werk, zum anderen gefallen ihr die zahlreichen "überraschenden Lösungen" in der Nachdichtung, für die sich Kübler anstelle einer wörtlichen Übersetzung entschieden hat. Allerdings gehe dabei auch ein wenig von Dickinsons Eigentümlichkeit verloren, vom "spröden und unversöhnlichen Gestus", der ohne Sentimentalitäten auskommt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.11.2006

Emily Dickinson ist ein großer Dichter, nicht bloß eine große Dichterin, schreibt provozierend Rezensent Heinz Schlaffer in seiner Hymne aus Anlass der großen zweisprachigen Edition ihrer Gedichte, von der er sich erhofft, dass sie dieser Autorin hierzulande endlich zur verdienten Bekanntheit verhilft. Dickinsons Gedichte klingen für ihn, als "begänne mit ihnen erst das Dichten", was er auf die Verfasstheit der amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts insgesamt, aber auch auf das einzigartige Genie dieser Autorin zurück führt. Zwar verlange die "knappe, spruchartige Form" dieser Gedichte dem Leser einiges an Abstraktions- und Interpretationsvermögen ab. Doch das Erregte, Hastige und Unvollständige, das für Schlaffer diese Lyrik charakterisiert, schafft auch einen Raum der reinen Sprache, den er als intellektuelles wie sinnliches Vergnügen schätzt. Gunhild Küblers Übersetzung bemühe sich "meist mit Erfolg" um Nachbildung von Metrum und Reim. Allerdings findet er den Ehrgeiz der Übersetzerin, Dickinsons poetische Formen beizubehalten oft kontraproduktiv, da auf diese Weise vieles an Inhalt verloren gehe. Der Sinn von Übersetzung in einer zweisprachigen Lyrikedition besteht für den Rezensenten jedoch eher in "zuverlässiger Wiedergabe" von Bedeutungen und anstatt in ehrgeiziger Nachdichtung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2006

Für den Rezensenten Harald Hartung - selbst Lyriker - steht fest, dass Emily Dickinson "Amerikas größte Lyrikerin" und als Antipodin ihres Zeitgenossen Walt Whitman gelten muss. Mit großer Lust beugt er sich denn auch über ihre sinnlich-jenseitigen Gedichte und zeigt auf, wie die ganz von der künstlerischen Öffentlichkeit abgeschiedene Dickinson die Form des neuenglischen Kirchenlieds aufgegriffen hat, sie mit unreinen Reimen "aufgerauht" und mit Zäsuren rhythmisiert hat, wie ihre Entscheidung, den Gedichten keinen Titel zu geben, das lyrische Werk in den Raum des Möglichen katapultiert, wie sie das moderne lyrische Ich in seiner stimmen- und maskenhaften Mannigfaltigkeit und Unbestimmtheit miterschaffen hat. Auch von Gunhild Küblers "beherzter" Übertragung ins Deutsche ist der Rezensent äußerst angetan. Kübler grenze sich von vorangegangenen Übersetzungen ab und beweise mit ihren "geschmeidigen" und "triftigen" Lösungen ihre übersetzerische Erfahrenheit, so dass der Rezensent sich am Ende "wunderbar gestärkt, befreit und erhoben" fühlt. Hartung empfiehlt im übrigen auch einen gleichzeitig bei Fischer publizierten Briefband der Dichterin und hofft nun auf eine breitere Rezeption ihres Werks in Deutschland.
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