Franz Kafka

Die Verwandlung. Oxforder Quartheft 17

Historisch-Kritische Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und Typoskripte. Faksimile-Edition
Cover: Die Verwandlung. Oxforder Quartheft 17
Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783878775041
Gebunden, 300 Seiten, 128,00 EUR

Klappentext

Beiliegend Faksimiledruck der ersten Buchausgabe von 1915 und Kafka-Heft 4. Als zweite Lieferung der Oxforder Bestände erscheint die Faksimile-Edition von "Die Verwandlung" (Buch und CD-ROM), herausgegeben von Roland Reuß und Peter Staengle, im Rahmen der Historisch-Kritischen Franz Kafka-Ausgabe (FKA). Der Band enthält neben dem Faksimile und der diplomatischen Umschrift auch sämtliche zu Kafkas Lebzeiten erschienenen Drucke des Textes.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.11.2004

Manfred Schneider atmet hörbar auf: die schönen - und sündhaft teuren - Kafka-Editionen bei Stroemfeld und Fischer werden fortgesetzt. Jüngstes Beispiel: die Faksimileausgabe der Handschrift Kafkas von "Die Verwandlung", dazu eine gedruckte Umschrift und ein mit Varianten versehener Drucktext sowie der Nachdruck der Erstausgabe von 1915. Fazit: Das alles ist sein Geld wert. Die Philologen können jubeln, behauptet er, aber auch die übrigen Kafka-Fans kämen auf ihre Kosten, da der Band außerdem eine CD-Rom enthält, die eine elektronische Version des Manuskript bietet, welche die imaginäre Leselust anstachele. So lassen sich zum Beispiel die Schriftzüge der Handschrift vergrößern, erzählt Bleutge, so dass die Buchstaben plötzlich wie eine Armee von Riesenkäfern über den Bildschirm respektive das Blatt marschierten. Auch die so näher zu betrachtenden Varianten, Streichungen, Schraffuren zeigten den graphischen und prozessualen Werdegang der Kafkaschen Dichtung - allerdings kann sich Schneider des Eindrucks nicht erwehren, dass die Philologen mit diesen neu gewonnen Erkenntnissen noch nicht allzu viel haben anfangen können.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.09.2004

Nach dem "Process" hat der Stroemfeld-Verlag im Rahmen seiner "Historisch-kritischen Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und Typoskripte" nun den wohl berühmtesten Text Franz Kafkas ediert, "Die Verwandlung". Herausgeber sind Roland Reuss und Peter Staengle vom Heidelberger Institut für Textkritik. Rezensent Andreas Kilcher erfreut sich besonders an der faksimilierten Wiedergabe der "so klaren Handschrift" des Dichters. Deren Anblick findet er "erhebend". Die Querelen, mit denen seinerzeit die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihre Leser wegen der Wiedergabe des Einbands der Erstausgabe von Kafkas Erzählung belastete, mag er angesichts solcher Opulenz nicht nachvollziehen, zumal die Herausgeber sich in puncto Kommentar und Textkonstitution "äußerst zurückhaltend" zeigen. Zu bieten hat die Ausgabe neben der Faksimilierung der Handschrift plus diplomatischer Umschrift (beides auch auf CD-ROM geliefert), der Textkonstitution und einigen knapp gehaltenen Angaben zu Entstehung und Druck auch den umstrittenen Reprint der Erstausgabe, der Nummer 22/23 des im Kurt-Wolff-Verlag erschienenen "Der Jüngste Tag". Diesen Reprint begrüßt Kilcher als "bibliophile Zugabe".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2003

Nur schwerlich, meint Georg Klein in seiner berauscht-berauschenden Besprechung, könne man sich "eine luxuriösere Weise" vorstellen, Kafkas Verwandlung zu lesen. Diese Faksimile-Ausgabe enthält neben der fotografischen Reproduktion der Handschrift und deren getreuer Transkription, eine CD, einen textkritischen Beiband und - als "ganz besondere Gabe an den bibliophilen Leser" - einen Nachdruck der 1915 im Kurt Wolff Verlag erschienenen Erstausgabe. Sich an seine Erfahrungen der letzten Lektüre der Erzählung erinnernd, versucht Klein den Ursprung des zurückbleibenden Ekels, ja "Veränderungshorrors" dieser Erzählung zu ergründen, der eigentlich "bereits mit dem Eröffnungssatz vorbei" sei. Der Rezensent, der den Ekel als einen "Distanzaffekt" enttarnt, der das "langsamere Durchleiden ... durch eine jähe affektive Entladung verhindert", erkennt bei Kafka die Aufhebung dieses Prinzips, denn die Erzählung "ist schmerzlich langsam, aber auch umständlich wollüstig". Folglich vermutet Klein trotz der Üppigkeit der Ausgabe den "Gipfel des Luxus, das köstlichste Lektüreprivileg" jedoch darin, die mit dem Lesen der Erzählung gemachten "Erfahrungen dann allesamt erneut zu vergessen", um irgendwann zur rechten Zeit "mit bang ahnendem Herzen das ungeheure utopische Potential dieses Textes" wieder "zu entdecken".
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