Franz Kafka

Oxforder Quarthefte 1 und 2

Historisch-Kritische Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und Typoskripte. Faksimile-Edition. 2 Bände
Cover: Oxforder Quarthefte 1 und 2
Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783878775027
Gebunden, 543 Seiten, 114,00 EUR

Klappentext

Faksimile-Edition (im Schuber mit Franz Kafka-Heft 3) des Instituts für Textkritik. Beilage: Franz Kafka Heft 3. Mit CD-ROM. Herausgegeben von Roland Reuß und Peter Staengele. Die "Oxforder Quarthefte 1 & 2" enthalten tagebuchartige Aufzeichnungen aus den Jahren 1910 - 1912 und Entwürfe zu poetischen Texten. Die Ausgabe folgt streng der Form der Überlieferung und enthält sich jeden Eingriffs in den Wortlaut der Manuskripte. Die gut leserliche Handschrift Kafkas, die Transparenz des editorischen Verfahrens sowie die Übersichtlichkeit von Textgestaltung und Ausstattung kommen den Ansprüchen des lesenden Publikums entgegen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2002

Die als "Oxforder Quartheft 1 und 2" betitelten Schriftträger präsentieren tagebuchartige Eintragungen und literarische Texte aus den Jahren 1909 bis 1912 von Franz Kafka in einer historisch-kritischen Ausgabe. Wie der Rezensent Hartmut Binder ausführt, handelt es sich dabei um Faksimileausgaben, in denen die Manuskriptseiten in natürlicher Größe reproduziert und auf den jeweils gegenüberliegenden Seiten transkribiert werden. Im Unterschied zur kritischen Ausgabe des S.-Fischer-Verlags erfährt diese Edition uneingeschränkten Beifall seitens des Rezensenten. Minuziös demonstriert Binder anhand zweier Beispiele die Überlegenheit dieser Art der Präsentation von Kafkas Texten. Während die Ausgabe des S.-Fischer-Verlags beispielsweise zwei Textversionen "unzulässigerweise" kontaminiere, ohne den Leser von diesem Eingriff zu unterrichten, dokumentiere die Faksimileausgabe adäquat Kafkas Schwanken über die richtige Textgestalt. Aber nicht nur in der Textdarbietung zeigt sich nach Ansicht des Rezensenten die Überlegenheit der Faksimileedition, sondern auch in ihrer Lesefreundlichkeit und ihrer überragenden Kommentierung. In Zukunft also nur noch Faksimile!

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.01.2002

Hier spricht ein Verehrer und Bewunderer Kafkas - und auch dieser Edition seiner beiden frühesten Notizbücher: Der Schriftsteller Georg Klein, der in seine Besprechung immer wieder seine persönlichen Leseerfahrungen und Erwartungen an die Edition einfließen lässt, ist voller Respekt für den äußerst genauen und behutsamen Umgang dieser kritischen Ausgabe mit dem "großen" Kafka. Dadurch, dass jede Seite aus Kafkas Quartheften als Schwarzweiß-Fotografie in Originalgröße abgebildet und ihr auf der nächsten Seite die Umschrift gegenübergestellt wird, könne sich der Leser selbst ein Bild machen. Nichts werde aus seinem Zusammenhang gerissen, und gelegentlich könne man "heroische Augenblicke" erleben, wenn durch die Umschrift etwas deutlich werde, was sonst im Dunklen bliebe, lobt der sichtlich berührte Klein. Allerdings -und dies lastet Klein nicht der Edition an - wird seine Erwartung, Kafka durch die Besichtigung seiner Handschrift noch näher zu kommen, enttäuscht. Es sei aber der "Text selbst", der diese "Schranken" errichte. Insgesamt erlaubt diese Ausgabe das "Risiko, erneut eine Erfahrung mit Kafkas Werk zu machen", schreibt Klein, für den schon der Kauf dieses Werks ein "Akt der Verehrung" ist.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.10.2001

"Eine kleine Sensation" (mit den Worten des Rezensenten Jürgen Berger) verspricht die Neuausgabe der bisher als Tagebücher Kafkas bekannten Texte: Die Herausgeber Reuß und Staengle begreifen diese in ihrer gegen die S.Fischer-Editionen gerichteten historisch-kritischen Ausgabe nunmehr als "Arbeitsbuch". Berger geht den Gründen für diese Neueinschätzung nach und findet sie im auf höchste Originaltreue und Faksimileansichten setzenden Editionsprinzip: Genrezuordnungen, wie sie der Fischer-Herausgeber immer wieder getroffen hat, geraten tatsächlich, wie Berger an Beispielen zeigt, ins Schwanken. Vielmehr ist es so, "dass ein streng in Genres wie Roman, Erzählung oder Briefe operierender Germanist angesichts der Quarthefte an den Rand des Wahnsinns getrieben wird" (Berger). Dies deutlich gemacht zu haben, hält der Rezensent, wie es scheint, für kein geringes Verdienst der Herausgeber. In Zukunft, so mutmaßt er, wird man vom einst als Tagebuch firmierenden Textkonvolut vielleicht als "Kafkas Oxforder Quartheften" sprechen.
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