Friederike Mayröcker

Cahier

Cover: Cahier
Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783518424469
Gebunden, 192 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Friederike Mayröcker hat keine Zeit. Nicht für Resümee und Erinnerung, nicht fürs ausschweifende Betrachten und Räsonieren und erst recht nicht fürs Geschichtenerzählen. Sie hat noch nicht einmal Zeit für das Leben selbst, sofern es nicht das Schreiben ist. Was zählt, sind allein die Poesie und "die echoartigen Erfindungen" eines fast schon ein Jahrhundert währenden Lebens, die in ihren Schriften aufgehoben sind. Mag dieses Leben im Äußeren den Zumutungen der Endlichkeit aller menschlichen Existenz unterworfen sein - im Inneren und in seiner Transformation in den ewigen Augenblick wird es immer nur reicher an Formen des Erlebens: "(Die Jahre werden immer unglaublicher), die blauen, Schlitze des Himmels, bin sehr ambivalent."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2014

Der hier rezensierende Lyriker Dirk von Petersdorff ist begeistert von Friederike Mayröckers Aufzeichnungen, gerade weil sie so gar nicht den Konventionen des Genres gehorchen und eher "Gedankenschwärmen" gleichen, wie er erklärt. Dass hinter diesen Schwärmen, die zuweilen biblisch werden, das Selbst- und Selbstwertgefühl eines alten Menschen wirksam ist, merkt Petersdorff ebenso, wie ihn die gewisse Eitelkeit erfreut, weil sie vom Alter und seinen Einschränkungen ablenkt. Wie auch die Beobachtungen von Vögeln und Pflanzen, der sich die Autorin hingibt. Aber auch die Irritation, wenn Mayröcker Sprachen vermischt und Stimmen aus der Erinnerung. Hier wird die Autorin für den Rezensenten geradezu zum Medium, durch das Zeiten und Stimmen gehen, Märchen und Lieder und ein ganzes wildes, verwildertes Leben.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 20.12.2014

Paul Jandl könnte pathetisch werden angesichts dieser Frau, ihres Lebenswerks, ihrer Jahre. Zum 90. von Friederike Mayröcker erscheint das Buch, das für Jandl so gar nichts hat von altersbedingter Verbiesterung. Im Gegenteil, jugendlich frisch erscheint es ihm, ergreifend auch, ob der immer wieder erkennbaren Freude der Autorin am Schreiben oder Schlafen. Ein bisschen weise kommt sie rüber, das schon, meint Jandl, aber das Buch bezeichnet er lieber als "Sudelbuch der Sonderklasse", Zeichnungen hats und Tagesnotizen und poetisch Strahlendes, seufzt der Rezensent, schon wieder beglückt von der Mayröcker.