Oswald Egger

Die ganze Zeit

Gedichte
Cover: Die ganze Zeit
Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783518421338
Gebunden, 800 Seiten, 44,80 EUR

Klappentext

Was tue ich eigentlich die ganze Zeit, während ich denke, dass ich spreche? Soll (will und kann) ich die Dinge mit den Augen derer sehen, die sie selber nicht mehr sehen oder noch nicht? Die elfunddreißig Ichs, welche in Oswald Eggers lyrischem Roman wie augenblicklich umgehende Schelmwesen toben, verflüchtigen sich in etwas, was seit Augustinus die ganze Zeit verheißt: Aufmerksamkeit, Erwartung und Erinnerung in einem. Die Jetzt-Sätze der Erzählung springen feixend ineinander: Gnome, Habergeißen und anderes Wolkengetier erringen fabelhaftes Eigenleben und hüpfen von der Maskenbühne tolldreist ins Parterre der Ungereimtheit. Sie führen dort ungeheure, verblichene, oft schroffe Szenerien einer bald abenteuerlichen, bald wilden Jagd nach Vergeblichem auf, wobei gilt: Zeit ist Welt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.04.2011

Ja, wenn Oswald Egger diese ganze Zeit doch nur abzubilden gelungen wäre! Burkhard Müller hätte den Autor in die Arme geschlossen. Denn was Egger in seinen im Band enthaltenen Zeichnungen gelingt, eine Summe zu bilden aus Sorgfalt und Fantastik und so unbedingte Konkretion zu schaffen, wie Müller erläutert, das gelingt ihm mit seinen Texten ganz offenbar nicht. Wo immer Müller den Band aufschlägt, fühlt er sich genötigt, sich das Unmögliche vorzustellen. Resultat: des Rezensenten Imagination macht schlapp, kapituliert einfach angesichts der schieren Menge an ausgedachten Beschreibungen, an Wortschatzdehnungen und an den Seitenrand gestellten zusätzlichen Text-Clustern. Bei aller Originalität, meint Müller, das Gedicht, zu dem dies alles hätte werden sollen, liefert Egger nicht. Der Rezensent aber fühlt sich nicht nur um dies betrogen, sondern auch grenzenlos überfordert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.08.2010

Beatrice von Matt fühlt sich geehrt durch ihren neuen "Hausgenossen", den 742 Seiten starken Lyrikband "Die ganze Zeit" von Oswald Egger. Der neue Mitbewohner brauche viel Ruhe, könne aber immer, wenn einem danach ist, zur Hand genommen und mit Muße studiert werden, davon ist die Rezensentin überzeugt. Dann entfalte sich Eggers experimentelle Lyrik zu einer opulenten Verbindung zwischen Romantik und Moderne, wie die Rezensentin beinahe ehrfürchtig beschreibt. Sie preist den Gedichtband als ein echtes "Opus Magnum".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.05.2010

Katrin Hillgruber preist emphatisch Oswald Eggers jüngsten Lyrikband "Die ganze Zeit", der nicht nur mit allerlei Naturphänomenen und bäuerlichem Spezialwissen sowie "Tiroler Flurnamen" prunkt, sondern sich intensiv mit der Zeit beschäftigt, wie die Rezensentin wissen lässt. Der Band ist nicht nur wegen seiner experimentellen Lyrik ein Erlebnis, sondern beeindruckt auch durch die sorgfältige typografische Gestaltung, schwärmt Hillgruber. Einem Textbalken in der Mitte der Seite, der Gedanken zur Zeit festhält, sind vierzeilige Kommentare, die als "kokette Zwischenrede" oder ironische Einschübe zu verstehen sind, beigegeben, auch kommen Zeichnungen Eggers hinzu, die den Seiten ganz eigene Gestalt geben, so die Rezensentin fasziniert. Die experimentelle Lyrik des 1963 im Südtiroler Lana geborenen Autors wird morgen mit dem erstmals vergebenen Oskar-Pastior-Preis ausgezeichnet, informiert Hillgruber noch, die sich über diesen ersten Preisträger sehr zufrieden zeigt, nicht zuletzt, weil der Autor Pastior als einen seiner geistigen Väter nennt.