Georg Hermann

Kubinke

Roman
Cover: Kubinke
Die Andere Bibliothek, Berlin 2019
ISBN 9783847704140
Gebunden, 320 Seiten, 42,00 EUR

Klappentext

Mit Kubinke hat Georg Hermann dem sprichwörtlichen "kleinen Mann", dem arbeitenden Träumer, der sein Herz am rechten Fleck trägt, ein Denkmal geschrieben. Das Berlin der Kaiserzeit ist der Hauptprotagonist in den Romanen Georg Hermanns. Er lässt die Stadt wachsen, die neuen Kieze breiten sich aus: Schöneberg, Wilmersdorf, Charlottenburg. An allen Orten ist die Stadt im Begriff "hochherrschaftlich" zu werden. Auch Emil Kubinke, der als Friseurgehilfe am 1. April 1908 - da beginnt die Geschichte und sie endet begleitet von den Jahreszeiten nicht einmal ein Jahr später - aus der Provinz in die wachsende Metropole kommt und auf sein Glück hofft, kennt diese Welt nur aus der Distanz: Ihm ist der Dienstboteneingang im "Gartenhaus" vorbehalten, wo er unter dem Dach mit seinem Kollegen Tesch wohnt. Im Vorderhaus hat der Friseur Ziedorn seinen florierenden Salon, verkauft sein Haaröl "Ziedornin" und macht bei vermögenden Damen Hausbesuche.
Kubinke sucht schüchtern und naiv und doch voller Begehren sein Glück - auch in der Liebe. Er erprobt sie im Frühling bei Hedwig und Emma, den Dienstmädchen im Haus, die eine drall, die andere schlank. Er findet es und wähnt sich am Ziel bei seiner rothaarigen Pauline aus der Beletage, mit der er sich im Grunewald "verlobt". Doch Kubinke, arglos und nichtsahnend, wird von den Unterhaltsforderungen seiner Probelieben erpresst - für das Leben in der Großstadt und dessen lockere Moralvorstellungen, ob im Bürgertum oder im "Milljöh", ist er nicht gewappnet. Ihm legt sich wie von selbst der Strick um den Hals.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 29.06.2019

Rezensent Tilman Krause musst lange warten auf eine Neuauflage von Georg Hermanns Roman. Den Autor nennt er einen melancholischeren Fontane, einen großen Stimmungszeichner und Freund der kleinen Leute. So einer ist auch der 1908 aus der Provinz nach Berlin kommende Kubinke, erklärt Krause. Dass die Figur in der lockenden Großstadt nicht lange überleben wird, verrät Krause uns, weil es der Autor recht zeitig auch so macht und der Leser sich aufs Wie konzentrieren soll. Hier nämlich glänzt der Autor laut Krause mit atmosphärisch dichter Beschreibungskunst, Psychologie, aber auch viel Sinn fürs Komische.
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