George Ella Lyon

Lawandas Leben

(Ab 13 Jahre)
Cover: Lawandas Leben
Beltz und Gelberg Verlag, Weinheim 2000
ISBN 9783407808691
Broschiert, 280 Seiten, 12,68 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Monika Osberghaus. Lawanda ist fünfzehn und hat fest vor, aufs College zu gehen, obwohl ihre Eltern das nicht recht verstehen. Es ist noch nie ein Ingle aufs College gegangen. Um schon mal Geld anzusparen, verkauft Lawanda Zeitschriften. Und weil sie die ganze Nachbarschaft schon abgegrast hat, versucht sie es auch beim alten Garland, der am Rand der Kleinstadt in zwei ausrangierten Omnibussen lebt. Dabei hat man Lawanda vor Garland gewarnt: Er gilt als kauzig und unberechenbar. Doch Lawanda findet Zugang zu dem Außenseiter. Sie ist fasziniert von seiner Bibliothek, die einen ganzen Bus füllt, von seinem Wissen und seiner Klugheit, aber auch von dem Hang zur Selbstzerstörung, der den ehemaligen Lehrer an den Rand der Gesellschaft gebracht hat. Lawanda sieht, was die Menschen dazu bringt, sich vor Garland zu fürchten. Doch sie selbst fühlt sich sicher. Was sie nicht bedacht hat, ist, wie schnell sich die Phantasie von Kleinstadtbewohnern erhitzt. Als Lawanda es bemerkt, ist es beinahe zu spät.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.07.2000

Auch wenn Christine Knödler dieses Buch als einen "schonungslosen Roman" bezeichnet, so ist ihr die Faszination, die es auf sie ausgeübt hat, deutlich anzumerken. Denn hier haben, wie sie anmerkt, die wirklich großen Themen Platz: "Unschuld, Schuld, Zerstörung, Liebe, Hass". Lawandas Verteidigung eines zu Unrecht des sexuellen Missbrauchs angeklagten Kriegs-Veteranen und Alkoholikers, die für das Mädchen in einer persönlichen Tragödie gipfelt, hat so manches Mal einen Sog auf die Rezensentin ausgeübt, dem "man sich nicht entziehen kann". Dabei habe sich der Autor "vor großen Gefühlen so wenig wie vor großen Worten" gescheut und gezeigt, wie hässlich das Leben sein kann - aber dass es auch "eine Chance" lässt. Der Übersetzung von Monika Osberghaus bescheinigt die Rezensentin darüber hinaus "viel Intensität".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.03.2000

In einer Doppelbesprechung nimmt sich Tobias Rapp zwei Bücher über jugendliche Außenseiter vor:
1) Friedrich Ani: "Durch die Nacht, unbeirrt"
Mingo geht lieber alleine in den Wald oder trifft seine Freundin als mit den anderen vor der Schule zu rauchen oder Bier zu trinken. Als die Freundin verschwindet, stößt er bei der Suche nach ihr auf andere Außenseiter der Gesellschaft. Dass die dann alle am Ende "die besseren Menschen" sind, weil sie Bücher lesen und "wirkliche Gefühle" haben, findet der Rezensent etwas nervig, zumal die "Problemcluster" (Kinderpornos, Drogen, Tod), die der Autor hier angesammelt hat, ihm etwas übermächtig in den Ohren dröhnen.
2) George Ella Lyon: "Lawandas Leben"
Lawanda will weg aus der Kleinstadt und lernt beim Zeitungsaustragen einen Aussteiger kennen, der in zwei Bussen am Rande des Städtchens wohnt. Obwohl dieser Garland durchaus nicht der bessere Mensch ist, scheint er doch unschuldig ins Gefängnis zu geraten - und Lawanda bemüht sich um seine Freilassung. Der Rezensent teilt über Sprache und Erzählton nichts weiter mit; vielmehr ist er deutlich ungehalten darüber, dass auch dieses Buch wieder von den Falschen gelesen wird. Nämlich von denen, die, "in beheizten Kinderzimmern wohlbehüteter Einfamilienhäuser" sitzend, sich von aller Welt missverstanden fühlen und krasse Außenseiterfiguren zur Identifikation missbrauchen. Woher weiß er das?