Günter Grass

Dummer August

Gedichte, Lithographien, Zeichnungen.
Cover: Dummer August
Steidl Verlag, Göttingen 2007
ISBN 9783865214218
Gebunden, 80 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Die in diesem Band versammelten Gedichte und Zeichnungen entstanden im Spätsommer 2006 in Dänemark. Sie sind Günter Grass? künstlerische Reaktion auf die Mediendebatte rund um das Erscheinen seines Erinnerungsbuchs "Beim Häuten der Zwiebel".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.03.2007

Warum hat bloß niemand Günter Grass dieses Buch ausgeredet? frag Rezensentin Verena Auffermann bestürzt. Denn Grass hat aus ihrer Sicht mit diesem "luxuriös ausgestatteten Werk" das Buch eines "störrischen, trotzigen, tief gekränkten Mannes" abgeliefert. Und zwar auch noch in der Maske des dummen August, und die stehe Grass leider gar nicht gut. Nicht nur die Zeichnungen ("der zornige Günter mit brennenden Augen und wehendem Schnauzer") scheinen hier gelegentlich unfreiwillige Selbst-Karikaturen zu sein. Auch die "Wutergüsse" von Gedichten, aus denen der Rezensentin in jeder Strophe Grass' verwundetes Ego oder wüste Beschuldigungen entgegen springen, verstören die sonst eher wohl gesonnene Rezensentin sehr. Besonders, weil Grass die Schuld an seinem Sturz vom Nationaldenkmalssockel den anderen gibt. Kein Nachdenken über sein langes Schweigen über die SS-Mitgliedschaft. Keine Einsicht, nicht einmal eine minimale, sondern nur die "Larmoyanz des Schlaflosen".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2007

Dies Buch hätte Edo Reents lieber nicht gelesen. Der Aufregung vom vergangenen August fügt Günter Grass mit seinen Gedichten nur ein weiteres Ärgernis hinzu, findet er. Abgesehen von der Gattungsbezeichnung, die Reents nicht einleuchtet, liegt das an der Art des "Liedchens", das Grass anstimmt: Harmlos bis plump. Dem Kritiker treibt es regelrecht die Tränen in die Augen, wenn Grass wiederum die Zwiebelmetapher bemüht, um mit "wehleidiger Selbstgerechtigkeit" seinen Standpunkt zu verteidigen, wie der Rezensent moniert. Wenn schon Gefühle, meint Reents, dann doch bitte die der SS-Opfer, die Grass in seinen Augen ein zweites Mal verletzt, indem er ihnen sein persönliches Bedauern vorenthält. "Ungereimt" kommt Reents noch manch anderes vor in diesem Buch. Aber die an sich starke Unterstellung, Grass wisse nicht, was er eigentlich sagen wolle, lässt den Rezensenten kühl abschließen, dass diesem Autor "doch nicht mehr beizukommen" sei. Ende der Kritik.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2007

In "Dummer August" macht Günter Grass all seinem Frust Luft, der sich nach seinem Geständnis, Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein, und den darauffolgenden entsetzten Reaktionen bei ihm angestaut hat. Arno Widmann ist sichtlich irritiert über die Vorwürfe, die Grass hier erhebt, und stellt klar, dass niemand, und schon gar nicht "aus dem Gewerbe der Niedertracht" ihn "aufs Podest, gezimmert aus Lügen" gestellt hat. Günter Grass sei ganz allein in der Waffen-SS gewesen, habe ganz allein erst darüber geschwiegen und sich schließlich entschlossen, damit in die Öffentlichkeit zu gehen. Schlimm genug, stöhnt Arno Widmann daher, dass Grass, der Täter, ein Opfer sein will. Noch schlimmer ist für den Rezensenten aber, dass Grass dies in solch ungeheuer schlechten Gedichten tut. Wenn er doch wenigsten all seiner "Aggression, seiner Wut und seinem Hass" freien Lauf gelassen hätte! Doch statt dessen bremst er sich selbst im Sinne der politischen Korrektheit. So zeigt sich hier, seufzt Widmann, allein das kraftlose "Selbstmitleid einer beleidigten Leberwurst".
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